Fussballdaten.de
·12. Juni 2025
Mit Zicai, ohne Anyomi und Rauch: Wück verkündet Kader für Frauen-EM

In partnership with
Yahoo sportsFussballdaten.de
·12. Juni 2025
Bundestrainer Christian Wück hat am Donnerstag sein 23-köpfiges Aufgebot für die anstehende Europameisterschaft der Frauen bekannt gegeben. Während Cora Zicai mitfahren wird, lässt der 52-Jährige Nicole Anyomi und Felicitas Rauch zu Hause.
Bereits vor der Kaderbekanntgabe wurden zwei Personalfragen für den EM-Kader geklärt. Die größte: Die Entscheidung um Lena Oberdorf. Die 23-Jährige fällt aufgrund eines Kreuzbandrisses seit fast einem Jahr aus. Nach den Olympischen Spielen im Vorjahr wird sie auch die EM verpassen. Wück gab dies bereits in der vergangene Wochen bekannt und erklärte, dass das Turnier für die Weltklassespielerin „zu früh“ käme. Zudem trat Sara Doorsoun am Montag aus dem Nationalteam zurück. Die ehemalige Stammspielerin der DFB-Frauen informierte Wück über ihre Entscheidung, nachdem dieser sie lediglich „auf Abruf“ berufen hatte.
Am Donnerstag verkündete der Bundestrainer weitere Entscheidungen. Nicole Anyomi (Eintracht Frankfurt) und Felicitas Rauch (North Carolina Courage/USA) stehen nicht im EM-Aufgebot. Wenig überraschend, hatten beide zuletzt öffentlich die Kommunikation mit Wück kritisiert. Auch Alara wird das Turnier in der Schweiz verpassen. „Sie hat auf ihrer Position viel Konkurrenz“, begründete Wück die Entscheidung. Die 18-Jährige zählt zum engsten Kreis der DFB-Auswahl und war neben Oberdorf die Einzige aus diesem, die für den EM-Kader gestrichen wurde. Das Talent des FC Bayern steht zunächst nur auf Abruf bereit.
Wie schon bei den vergangenen Nations-League-Spielen wurden auch die vierte Torhüterin Rafaela Borggräfe (SC Freiburg), Abwehrspielerin Lisanne Gräwe (Eintracht Frankfurt) und Offensivspielerin Vivien Endemann (VfL Wolfsburg) nicht berücksichtigt. Sie stehen, ebenso wie Rauch und Alara, auf Abruf, um im Falle einer kurzfristigen Verletzung einspringen zu können. Bundesliga-Top-Scorerin Anyomi steht hingegen nicht auf der Abrufliste ‒ die Frankfurterin verzichtet auf die EM, um ihre Knieprobleme auskurieren zu können.
Dafür hat es die zuletzt angeschlagene Cora Zicai (SC Freiburg, ab nächster Saison VfL Wolfsburg) in den Kader geschafft. Die 20-jährige Stürmerin ist nach Muskelbeschwerden fit für die EM. Mit Torfrau Ena Mahmutovic (FC Bayern) und Carlotta Wamser (Eintracht Frankfurt) haben zwei weitere Talente ein Ticket erhalten. Auch die 20-jährige Franziska Kett (FC Bayern) ist als Youngster dabei ‒ erwartungsgemäß als Back-up für Sarai Linder (VfL Wolfsburg) als zweite Linksverteidigerin.
Der restliche Kader hält keine Überraschungen bereit. Angeführt von Kapitänin Guilia Gwinn wurden elf Spielerinnen aus dem Kader der EM 2022 berufen. Neben der Bayern-Spielerin werden auch Lea Schüller (FC Bayern), Sara Däbritz (Olympique Lyon) und Torhüterin Ann-Kathrin Berger (NY/NJ Gotham/USA) Führungsrollen einnehmen. Berger ist mit 34 Jahren die älteste Spielerin im Aufgebot, Däbritz mit 108 Länderspielen die erfahrenste.
Nach holprigem Start konnte Wück zuletzt immer mehr seinen Stammkern finden. Dabei verfolgt der Übungsleiter, der zuvor mit der U17 der Männer Welt- und Europameister wurde, eine besondere Philosophie. Laut einer Datenanalyse von „Global Soccer Network“ (GSN) beruft er „nicht die besten Spielerinnen im allgemeinen Sinn, sondern diejenigen, die am besten in das von ihm definierte Spielmodell passen.“ In seinen ersten zehn Spielen im Amt ließ Wück 33 Spielerinnen vorspielen und gab ihnen die Chance, sich zu beweisen.
Auf manchen Positionen fand er die Idealbesetzung er spät. „GSN“ nannte Rebecca Knaak als „Musterbeispiel.“ Die Innenverteidigerin von Manchester City galt lange als Außenseiterkandidatin für die anstehende EM. Doch sie überzeugte bei und auch nach ihrem Länderspiel-Debüt. Laut „GSN“ komme ihr „eine Schlüsselrolle im Aufbauspiel“ zu. Wück belohnte die Spätberufene nun mit einem EM-Ticket. „Wir wollen mit einer Mischung aus Spielfreude, Begeisterung, Willen und Überzeugung agieren – dafür steht dieser Kader“, sagte Wück selbst am Donnerstag. Und ist überzeugt: „Wenn uns das gelingt, kann es für uns sehr weit gehen.“
Die Frauen-Europameisterschaft in der Schweiz beginnt am 2. Juli. Die deutschen Nationalspielerinnen gehen mit gemischten Gefühlen in das Turnier. Nach internen Irritationen über mangelnde Kommunikation und ausbleibenden Ergebnissen konnten die DFB-Frauen zuletzt zwei torreiche Siege feiern. Die Generalproben gegen die Niederlande (4:0) und Österreich (6:0) machten Hoffnung auf die EM.
Die Turniervorbereitung beginnt für das 23-köpfige Team am 19. Juni in Herzogenrauch. Am 4. Juli treffen die deutschen Frauen zum EM-Auftakt auf Polen. Die weiteren Gruppengegner sind Dänemark (8. Juli) und Schweden (12. Juli). Bundestrainer Wück ist zuversichtlich, „dass wir von den Engländerinnen, Spanierinnen, Französinnen als Mitfavorit gesehen werden – und genau so wollen wir in die Spiele reingehen“, so der 52-Jährige auf der Pressekonferenz. „Wenn wir unsere Leistung zu 100 Prozent abrufen, dann ist alles möglich.“ Bei der letzten EM erreichten die DFB-Frauen das Endspiel, unterlagen dort aber Gastgeber England. In der Schweiz beginnt demnächst die erneute Jagd auf den neunten Europameistertitel.