Österreichische Fußball-Bundesliga
·21. März 2023
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21. März 2023 in ADMIRAL Bundesliga
Die Wiener Austria hat das 338. Wiener Derby für sich entschieden und den Einzug in die Meisterrunde fixiert. Für bundesliga.at lässt Manfred „Mandi“ Fischer die entscheidenden Szenen zum Derbysieg noch einmal Revue passieren.
Mandi, Gratulation zum Derbysieg, klingt das „Derbysieger, Derbysieger, hey, hey“ noch im Ohr?
Das ist ein Ohrwurm, der noch ein paar Wochen bleiben darf, der uns noch inspirieren kann. Mich freut es vor allem für die Fans, die uns seit eineinhalb Jahren pushen. Wenn ich daran denke, wie sie uns nach dem Cup-Out gegen den Sportclub trotzdem unterstützt haben, dann freut es mich einfach, dass wir ihnen mit dem Derbysieg etwas zurückgeben können.
War zum Feiern am Sonntag auch noch Zeit?
Ja, und ich glaube zurecht, weil mit diesem Sieg bei uns wirklich ein enormer Druck abgefallen ist. Es war nicht jeder gleich lang dabei, weil viele am nächsten Tag zu ihren Nationalteams mussten, aber es hat sich jeder mitgefreut.
Du hast auch gleich nach dem Spiel von dem großen Druck gesprochen, der auf euch gelastet hat. War der eher sportlicher Natur oder der wirtschaftlichen Situation im Verein geschuldet?
Es war eine Kombination aus beidem. In erster Linie war es aber schon der sportliche Druck. Jeder Spieler verarbeitet die Dinge anders, der eine wird mit dem Druck besser, der andere hat’s nicht so gern. Aber wie die gesamte Mannschaft die ganze Woche lang damit umgegangen ist, das war überragend. Wir sind wirklich mit dem Druck noch stärker geworden. Ich vergleiche es gerne mit dem letzten Spiel der vergangenen Saison gegen Sturm Graz. Da ist es wie im Derby auch um enorm viel gegangen, und wir haben beide Male abgeliefert. Im Derby haben wir meiner Meinung nach die beste Leistung im Frühjahr gezeigt.
Wie waren die letzten Momente vor dem Derby in der Kabine, hast du die Mannschaft eingeschworen?
Wir bilden immer einen Kreis, dann sagt der Trainer ein paar Worte. Aber wir haben eine flache Hierarchie, bei uns kann jeder etwas sagen. Ich habe natürlich auch etwas gesagt. Aber was es war, bleibt in der Kabine.
Habt ihr auf dem Feld schnell gespürt, dass das euer Tag wird?
Rapid hat zwar die erste Chance gehabt, die auch schön herausgespielt war, aber wir waren eigentlich von der ersten Minute an im Spiel, waren aggressiver in den Zweikämpfen und haben dem Gegner vor allem in den ersten 45 Minuten die Schneid abgekauft. Gleich nach der Pause gab es dann eine Situation, nach einem Foul an Leidner, da habe ich in ihre Gesichter geschaut und so etwas wie Verzweiflung gesehen. Dass sie wieder nicht hinkommen, dass sie wieder zu spät sind und es wieder nur zu einem Foul reicht. Zu dem Zeitpunkt habe ich gewusst, dass wir dieses Match nicht mehr verlieren werden.
Wie hast du die Szene mit Kasius und Leidner an der Toroutlinie vor dem 1:0 gesehen?
Ich habe ja den Pass gespielt und mich schon geärgert, dass die Flanke nix geworden ist und ins Out geht. Dass daraus noch ein Tor entstanden ist, hat mich selbst überrascht. Aber auch diese Szene war sinnbildlich für das Spiel. Der eine hat geglaubt, der Ball ist draußen und er muss nicht mehr eingreifen, der andere hat den Glauben nicht verloren und hat Gas gegeben. Wir wollten in diesem Spiel einfach mehr.
Dabei ist Kasius mit viel Vorschusslorbeer ins Derby gegangen, von Leidner, der dann noch das 2:0 gemacht hat, war kaum die Rede.
Im Derby hat Doron den Spieß umgedreht. Er hat super gespielt, das freut mich für ihn, weil er im Herbst bei Olympiakos ja auch schon abgestempelt war. Aber er zeigt auch, wie schnell es oft geht, wenn nur einer ein bissl Vertrauen in dich hat. Das sehen wir ja auch bei Haris, der jetzt richtig gut perfomt und sogar aus Halbchancen trifft. Genau das hat uns im Herbst, wo wir ja meistens mit der falschen Neun gespielt haben, gefehlt. Jetzt ist er richtig wertvoll für uns.
Am Ende wurde erstmals auch der Trainer gefeiert. Du warst einer, der auch mit Manfred Schmid gut konnte, wie war der Trainerwechsel für dich?
Michael Wimmer macht das richtig gut. Für uns war wichtig, dass der neue Trainer menschlich gut zu uns passt. Wir sind eine sehr zugängliche Truppe, die einen Trainer braucht, der dazu passt. Und das tut er. Er ist nicht nur fachlich top und kann uns motivieren, er kann auch mit den Leuten umgehen. Egal, in welcher Abteilung du fragst, wie’s mit dem Trainer geht, jeder hat eine Freude mit ihm. Aber wir konnten auch mit Manfred Schmid sehr gut. Man darf nicht vergessen, wir sind mit ihm Dritter geworden. Als Trainer sind sie ein bissl anders, aber beide gut.
„Sky“ hat schon den „Fischer-Faktor“ im Derby ausgemacht, weil die Austria noch kein Derby verloren hat, seit du da bist. Gibt es den?
Im ersten Jahr sind meine ersten vier Derbies alle 1:1 ausgegangen, in dieser Saison habe ich alle zwei gewonnen. Das kann sich sehen lassen. Ich hoffe, die Serie bleibt noch so lange wie möglich aufrecht. Das ist eine schöne Sache, aber ich wollte mit meinen Aussagen nicht provozieren. Ich weiß sehr gut, dass es schon in zwei Wochen wieder ein Derby geben könnte, das auch anders ausgehen kann.
Aber es macht dich stolz über einige Umwege bei der Austria gelandet zu sein?
Auf jeden Fall. Ich bin früh in den Erwachsenenfußball eingetaucht, aber als ich mit 15, 16 bei Leoben II in der Oberliga Nord auf der Ersatzbank gesessen bin, war meine Karriere eigentlich schon vorbei, bevor sie begonnen hat. Bei mir ist es nur über den Mentalitätsweg gegangen, ich habe den unbändigen Willen gehabt, Profi zu werden und habe den Glauben nicht verloren. Für mich war es der perfekte Weg und ich bin stolz, dass er mich bis zur Austria geführt hat.
Was ist in der Meisterrunde möglich, Platz drei wie im Vorjahr?
Ich behaupte, wir sind nicht schlechter als der LASK, gegen den wir zwei Mal remisiert haben. Rapid haben wir zwei Mal geschlagen, gegen Klagenfurt vier Punkte geholt, nur gegen Salzburg und Sturm haben wir zwei Mal verloren. Unser neues System funktioniert, wir haben wieder unsere Heimstärke gefunden und die Gegner haben wieder Respekt vor der Austria. Das war vor eineinhalb Jahren nicht so. Deshalb sage ich: Alles ist möglich.
Fotos: GEPA pictures
Redakteur: Horst Hötsch
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