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·1. August 2025

Fußball als Männerdomäne: Bundesliga verpasst ihre eigene Zeitenwende

Artikelbild:Fußball als Männerdomäne: Bundesliga verpasst ihre eigene Zeitenwende

Sechs Prozent. Diese Zahl ist keine statistische Ungenauigkeit, sondern das Armutszeugnis einer Branche, die sich gerne als modern und weltoffen inszeniert. Nur sechs von hundert Führungspositionen in den 36 deutschen Profiklubs sind mit Frauen besetzt. Das ist nicht nur wenig – es ist beschämend wenig für eine Industrie, die Milliarden umsetzt und gesellschaftliche Vorbildfunktion beansprucht.

Die Zahlen des FKM-Berichts entlarven die Sonntagsreden der Funktionäre als das, was sie sind: Lippenbekenntnisse ohne Substanz. Während mittelständische Unternehmen in Deutschland längst verstanden haben, dass gemischte Führungsteams erfolgreicher arbeiten, verharrt der Profifußball in einer Männerwelt, die an die Wirtschaftsstrukturen der 1970er Jahre erinnert. Bundesministerin Dorothee Bär bringt es auf den Punkt: Die Klubs schneiden erheblich schlechter ab als vergleichbare Unternehmen.


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Besonders entlarvend ist der Blick auf die Neubesetzungen: Von 19 vakanten Führungspositionen ging genau eine an eine Frau. Das entspricht einer Quote von fünf Prozent – und zeigt, dass sich die Situation nicht etwa langsam verbessert, sondern zementiert wird. Jede Personalentscheidung ist eine verpasste Chance, die eigene Zukunftsfähigkeit zu beweisen.

Das strukturelle Versagen wird vollends sichtbar, wenn man die Satzungen der Vereine betrachtet. Nur drei von 36 Klubs – Werder Bremen, FC St. Pauli und der Hamburger SV – haben überhaupt Diversitätsziele schriftlich fixiert. Die übrigen 33 Vereine überlassen die Geschlechterverteilung dem Zufall oder, realistischer betrachtet, den eingefahrenen Netzwerken und Gewohnheiten.

Die Ausreden sind vorhersehbar: Es gebe zu wenige qualifizierte Frauen, heißt es dann. Oder: Man wolle keine Quotenfrauen. Beides ist Unsinn. In anderen Branchen finden sich genügend kompetente Managerinnen, und die wenigen Frauen, die es in die Führungsetagen des Fußballs geschafft haben, beweisen täglich ihre Qualifikation.

Der deutsche Profifußball verspielt hier nicht nur moralisches Kapital. Er verzichtet auf Perspektiven, Kompetenzen und Innovationskraft, die in einer sich rasant wandelnden Sportwelt überlebenswichtig sind. Während die Gesellschaft voranschreitet, während Fans diverser werden und neue Zielgruppen erschlossen werden müssen, regiert in den Chefetagen weiter der alte Herrenklub.

Die Lösung liegt nicht in weiteren Studien oder Absichtserklärungen. Sie liegt in konkreten Zielvorgaben, transparenten Auswahlverfahren und dem Mut, verkrustete Strukturen aufzubrechen. Solange das nicht passiert, bleiben die sechs Prozent ein Mahnmal für eine Branche, die ihre eigene Modernisierung verschläft.

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