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Helge Wohltmann·2. April 2021
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Helge Wohltmann·2. April 2021
Nach einer Durstrecke in der letzten Saison dreht Leon Bailey bei Bayer Leverkusen inzwischen wieder voll auf. Mit OneFootball sprach er über seinen Wechsel zu Bayer Leverkusen, seine zwischenzeitlichen Verletzungsprobleme, die aktuelle Krise seines Klubs und seine großen Ziele mit Jamaika.
Mit nur 19 Jahren hatte sich Bailey entschieden, in eine große Liga zu wechseln. Nachdem er bei Genk in Belgien beeindruckt hatte, waren die größten Klubs in Europa auf ihn aufmerksam geworden. Am Ende entschloss er sich, zu Bayer Leverkusen zu gehen. Ein deutlicher Schritt nach oben, ohne gleich zu einem absoluten Topklub zu wechseln.
Das sei einer der Hauptgründe, warum er sich für die Werkself entschieden habe, sagte er zu OneFootball. „Bei Genk war ich, glaube ich, über die Liga hinausgewachsen und wollte den nächsten Schritt in meiner Karriere machen. Ich wollte aber nicht zu viel auf einmal versuchen. Leverkusen war die beste Wahl, weil sie ein Team sind, das eine Menge große Talente entwickelt. Natürlich sind sie in der Nähe der Bundesliga-Spitze. Sie spielen immer in der Europa League oder Champions League.“ Ein höheres Level also, auf dem er sich aber noch in Ruhe weiterentwickeln konnte.
Nach einem halben Jahr Eingewöhnung folgte eine überragende Saison 2017/18, ehe Bailey sich vermehrt mit Verletzungen rumschlagen musste und 2019/20 sogar zwei Rote Karten innerhalb von sechs Wochen sah. Erst in der aktuellen Spielzeit konnte er wieder an die Leistungen vergangener Tage anknüpfen. Seine Familie habe ihm sehr dabei geholfen, diese Zeit durchzustehen.
„Das Wichtigste für mich ist die Familie. Nachdem ich die Verletzungen – ich hatte drei nacheinander und spielte nicht viel – überwunden hatte, wollte ich unbedingt wieder zurückkommen. Meine Familie hat mich unterstützt und mir durch schwierige Zeiten geholfen. Als Menschen gehen wir alle durch solche Zeiten. Es war nicht das Beste, aber auch nicht das Schlechteste.“
Er habe viele Menschen um sich herum gehabt, die ihm geholfen haben: „Es kann für einen so jungen Spieler schwer sein, das zu verarbeiten. Und das ist es, was ich damit meine, wenn ich sage, dass du die Schritte nach und nach gehen musst. Damit du lernen kannst, solche Dinge zu verstehen.“
Er habe viel über Medien und den Fußball im Allgemeinen erfahren. „Es war ein Prozess, für mich zu lernen, wie ich mit diesen Situationen in Zukunft besser umgehen kann“, zieht Bailey das Positive aus den Erfahrungen. „Ich glaube, ich habe einen guten Job gemacht und aus meinen Fehlern gelernt. In Sachen Rote Karten, aber auch warum ich so viele Verletzungen nacheinander hatte. Ich habe mich besser vorbereitet, mehr auf meinen Körper gehört und mehr auf Regeneration geachtet, weil ich ein explosiver Spieler bin.“
Das seien alles Dinge gewesen, die er erst habe lernen müssen. „Manchmal muss man Dinge erleben, damit man aus ihnen lernen kann und damit sie nicht nochmal passieren.“
In dieser Saison gelingt ihm das auffallend gut. Bailey ist fit und hat seine Topform wieder erreicht. Mit sechs Toren und sieben Vorlagen war er an mehr Treffern direkt beteiligt als jeder seiner Leverkusener Kollegen. Das heißt aber nicht, dass es nicht besser laufen könnte. Nach einer Serie von zwölf Spielen ohne Niederlage ist Bayer auf den sechsten Platz abgerutscht. Trainer Peter Bosz wurde entlassen
„Ich würde sagen, wir sind zu bequem geworden“, gibt er zu, als er über den Leistungsabfall in 2021 spricht. „Wir haben nicht mehr so hat gearbeitet wie im letzten Jahr. Viele Klubs haben solche Probleme und ich glaube, das ist es, was uns gerade passiert. Ich glaube aber, dass wir die Sache noch umbiegen können.“ Auch andere große Vereine in der Liga hätten ähnliche Probleme.
Als Beispiele nennt Bailey Borussia Mönchengladbach, das in der Champions League spiele, aber in der Bundesliga schon acht Mal verloren hat. Außerdem sei da natürlich noch Schalke. Eine großartige Mannschaft, „aber sie sind an einem Punkt, wo es schwer ist, den Schalter umzulegen und den Abwärtstrend abzuwenden“, findet Bailey. Mit Bayer gehe es nun darum, diesen Schalter so schnell wie möglich umzulegen.
Mit nun 23 Jahren habe er eine Führungsposition im Klub übernommen. Die anderen Spieler würden nun mehr auf ihn hören, was er zu sagen habe. In der jamaikanischen Nationalmannschaft gehört er sowieso schon längst zu den Anführern. „Ich will hart arbeiten, ein Vorbild für jüngere Generationen sein und ihnen Wege zeigen, wie sie sich motivieren und ihre Ziele erreichen können. Ich möchte auch ein Vorbild für mein Land sein, denn Jamaika bedeutet mir viel.“
Umgekehrt sei das genauso: „Wann auch immer ich da bin, begegnen mir alle mit sehr viel Liebe und Unterstützung. Darum ist es so wichtig für mich: Jedes Mal, wenn ich auf dem Platz stehe, repräsentiere ich mein Land. Und ich hoffe, dass es anderen hilft, die Möglichkeit zu bekommen, ebenfalls auf dieses Level zu kommen. Ihnen zu helfen, ihr Talent auf der ganzen Welt und in Europa zu zeigen. Es ist einsam! Ich brauche mehr Jamaikaner bei mir in der Kabine.“
Deutsche oder auch Engländer hätten es da einfacher. Sie hätten immer Kontakt zu ihren Landsleuten, egal wo sie spielen. „Ich brauche das! Deshalb bin ich immer besonders motiviert, wenn ich auf dem Platz stehe. Ich arbeite hart, um Möglichkeiten für andere jamaikanische Spieler zu schaffen.“
Das würde auch automatisch bedeuten, dass die Nationalmannschaft von Jamaika besser werden würde. Bailey hofft zumindest darauf, denn er würde gerne zur nächsten WM fahren. „Und ich glaube, wir haben ein gutes Team. Wir können wirklich mithalten. Zur WM fahren und dort mithalten. Das Wichtigste ist, dass es Jamaika eine Menge Aufmerksamkeit schenken würde.“
Ist Baileys Traum also, einmal bei einer Weltmeisterschaft aufzulaufen? „Nicht nur bei einer WM für Jamaika zu spielen, sondern sich mit Jamaika bei einer WM zu behaupten. Nicht nur die Gruppenphase spielen. Mithalten. Viertelfinale, Halbfinale, sogar ein Finale. Das wäre die größte Leistung aller Zeiten für mich.“