Legendäre Spiele | Liverpool FC gegen AC Mailand, 25.5.2005 | OneFootball

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·25. Mai 2020

Legendäre Spiele | Liverpool FC gegen AC Mailand, 25.5.2005

Artikelbild:Legendäre Spiele | Liverpool FC gegen AC Mailand, 25.5.2005

Das wahrscheinlich bisher legendärste Champions League-Finale trug sich im Mai 2005 in Istanbul zu. Ein Meilenstein der Geschichte des Liverpool FC.

Mit 0:3 lagen die Reds um Trainer Rafael Benitez zur Pause gegen den AC Mailand hinten. Dann kamen Gerrard, Smicer, Alonso und schließlich „Dancing“ Dudek und stahlen den mit Superstars gespickten Italienern die Trophäe unter der Nase weg. Wer sich nicht erinnert, der ist entweder zu jung oder hat das Finale verpennt. Trotzdem schauen wir für euch noch einmal auf das Wunder von Istanbul zurück.


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Liverpools Weg ins Finale: Gerrard mit der Rettung gegen Olympiakos

Der Liverpool FC beendete die Saison 2003/04 auf dem vierten Platz der Premier League. Somit mussten die Reds in die Playoffs, um sich für die Gruppenphase der Champions League zu qualifizieren. Gegner dort war der Grazer AK, gegen den man sich dank zweier Tore von Steven Gerrard im Hinspiel und trotz einem 0:1 in Anfield durchsetzen konnte.

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In der Gruppe A traf der Liverpool FC auf den AS Monaco, Deportivo La Coruna sowie Olympiakos Piräus. Nach gutem Start (2:0 gegen Monaco) verlief die Gruppenphase durchwachsen. Am letzten Spieltag musste ein Heimsieg mit zwei Toren gegen Olympiakos her, um ins Achtelfinale einzuziehen. Zur Pause lagen die Reds mit 0:1 hinten, doch eine grandiose Aufholjagd und das entscheidende Tor von Kapitän Gerrard („OOOOOOH YA BEAUTYYY!“) sicherten dem LFC den Platz in der KO-Runde.

Im Achtelfinale stellte Bayer Leverkusen kein großes Hindernis dar. Mit zwei 3:1-Erfolgen zog Liverpool souverän ins Viertelfinale ein. Dort wartete Juventus Turin, doch auch der italienische Rekordmeister konnte die Reds nicht stoppen. Im Halbfinale wartete dann Chelsea. Nach torlosem Remis im Hinspiel sorgte Luis Garcia mit dem berühmt-berüchtigten „Ghost Goal“ für den 1:0-Sieg der Reds im Rückspiel. Zum ersten Mal seit 1985 stand der LFC wieder im Finale des European Cups.

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Milans Weg ins Finale: größtenteils souverän

Der AC Mailand musste nicht durch die Qualifikation und war als italienischer Meister für die Gruppenphase gesetzt. Dort setzte man sich souverän als Gruppensieger gegen den FC Barcelona, Celtic Glasgow und Shakhtar Donetsk durch. Im Achtelfinale trafen die Italiener auf Manchester United und gewannen Hin- und Rückspiel mit 1:0.

Im Viertelfinale kam es zum Stadtderby gegen Inter. Das Hinspiel gewann der AC mit 2:0, das Rückspiel wurde nach Fanausschreitungen von Inter-Seite abgebrochen und mit 3:0 für die Rossoneri gewertet. Im Halbfinale traf man auf den PSV Eindhoven und sah nach einem 2:0-Hinspielerfolg wie der sichere Sieger aus. Doch die Niederländer machten es spannend, letztlich zog Milan aber trotz einer 1:3-Pleite aufgrund des Auswärtstores ins Finale ein.

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Reds mit Kampfkraft gegen die Mailänder Weltauswahl

Rafa Benitez stellte sein Team im Finale von Istanbul im 4-4-1-1 auf. Vor Jerzy Dudek im Tor verteidigten Steve Finnan, Jamie Carragher, Sami Hyypiä und Djimi Traore in der Viererkette. Xabi Alonso startete im defensiven Mittelfeld, vor ihm sollten Garcia, Gerrard und John Arne Riise für Kreativität sorgen. In der Offensive agierte Harry Kewell als zurückgezogene Spitze hinter Milan Baros.

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Die Mannschaft von Milan-Coach Carlo Ancelotti las sich wie eine Weltauswahl, die ein übereifriger Spieler im Fußballmanager zusammengekauft hat. Brasiliens Weltmeister Dida hütete das Tor, davor reihte sich die Allstar-Abwehrkette aus Cafu, Alessandro Nesta, Jaap Stam und Paolo Maldini auf. Im Mittelfeld ackerten Gennaro Gattuso und Clarence Seedorf, während Andrea Pirlo und Kaka die Fäden zogen. Hernan Crespo und Andriy Shevchenko bildeten ein furchteinflößendes Sturmduo.

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Viele Experten waren sich vor dem Spiel einig, dass es ein enges und torarmes Spiel werden würde. Mailand war bei den Buchmachern leichter Favorit, aber auch dem LFC wurden ein paar wenige Chancen auf den Titel eingeräumt.

Maldinis Blitzstart, Crespo legt doppelt nach

Das Spiel begann denkbar schlecht für Liverpool. Traore foulte nach wenigen Sekunden Kaka am Strafraumrand und verursachte einen gefährlichen Freistoß. Pirlo brachte das Leder in die Mitte, wo Maldini per Volley zum 1:0 traf – nach nur 52 Sekunden. Die Reds ließen sich aber nicht beeindrucken und es entwickelte sich ein offenes Spiel mit Chancen auf beiden Seiten.

Nach 22 Minuten musste Kewell verletzt vom Platz, er wurde durch Vladimir Smicer ersetzt. Kurz darauf jubelte Shevchenko über das vermeintliche 2:0, er stand beim Pass von Kaka aber im Abseits. Gegen die Steilpässe des brasilianischen Spielmachers fand die Defensive der Reds lange kein Mittel und so kam es in der 39. Minute noch bitterer.

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Wieder einmal überspielte Kaka die Liverpooler Abwehr, Shevchenko legte im Strafraum quer und Crespo vollendete zum 2:0. Doch damit nicht genug: fünf Minuten später ein weiterer Traumpass des Brasilianers und Crespo traf mit einem wunderschönen Chip zum 3:0 für den AC Mailand. Der Traum vom fünften Titel für den LFC schien noch vor der Pause geplatzt.

Sechs verrückte Minuten – aus 0:3 wird 3:3!

Wer Liverpool zu diesem Zeitpunkt abschrieb, der kennt den Verein, seine Fans und seine legendären Spieler allerdings schlecht. Während der Pause sangen die schätzungsweise rund 35.000 LFC-Fans im Stadion „You’ll Never Walk Alone“ und die Botschaft kam bei der Mannschaft an. Eine feurige Kabinenansprache von Gerrard tat ihr Übriges.

Benitez stellte sein Team um auf eine Dreierkette und brachte Dietmar Hamann für den angeschlagenen Finnan. Alonso feuerte kurz nach Wiederanpfiff den ersten Warnschuss aus knapp 30 Metern ab und die Reds ließen sich von der Atmosphäre anstecken.

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In der 54. Minute flankte Riise von der linken Seite in den Strafraum, wo Steven Gerrard am höchsten stieg und zum 1:3 einköpfte. Es keimte Hoffnung auf und der LFC ließ nicht locker. Keine zwei Minuten später landete der Ball über Alonso und Hamann bei Smicer. Der zog aus rund 20 Metern ab und traf flach ins linke Eck zum 2:3. Das Atatürk-Stadion bebte!

Wiederum nur drei Minuten darauf legte Baros den Ball im Strafraum auf Gerrard ab, der von Gattuso gehalten wurde. Der Kapitän fiel hin und Schiedsrichter Manuel Gonzalez zeigte ohne Umschweife auf den Punkt. Alonso trat an, scheiterte im ersten Versuch an Dida, doch der Nachschuss zappelte im Netz! Um den britischen Kommentator Rob Hawthorne zu zitieren: „Mission Impossible is accomplished“ – und das in gerade einmal sechs Minuten.

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Traore und Dudek halten Liverpool im Spiel

Nach diesem Sturmlauf beruhigte sich das Spiel zunächst. Milan schien geschockt, Liverpool war fürs Erste zufrieden mit dem Resultat – sie wollten das Spiel jetzt kontrollieren. Erst in der 70. Minute trauten sich die Italiener wieder in die Offensive. Nach einem Fehler von Dudek kam Shevchenko zum Schuss, doch Traore konnte das Leder gerade noch von der Linie kratzen. Auch Kaka und Stam verpassten in der Schlussphase den möglichen Siegtreffer für die Rossoneri.

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Liverpool wirkte mit zunehmender Spieldauer müde und auch Djibril Cisse, der für Baros in die Partie kam, konnte die Offensive nicht merklich beleben. Der eingewechselte Jon Dahl Tomasson hatte in der ersten Halbzeit der Verlängerung eine gute Chance, doch Traore irritierte den Dänen im Abschluss entscheidend.

Die beste Gelegenheit in der Verlängerung vergab Shevchenko in der 116. Minute. Der Ukrainer beförderte den Ball auf Zuspiel von Kaka aufs Tor und Dudek ließ abprallen. Den Nachschuss aus fünf Metern lenkte der Liverpooler Torwart dann mit einem übermenschlichen Reflex übers Tor. Die Entscheidung wurde ins Elfmeterschießen vertagt.

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„Dancing Dudek“ hält den Pott fest

Zum achten Mal wurde der wichtigste Titel im europäischen Vereinsfußball im Elfmeterschießen vergeben. Beide Teams hatten ihren bis dato letzten Sieg im Wettbewerb vom Punkt erlangt, Milan zwei Jahre zuvor gegen Juventus, Liverpool im Jahre 1984 gegen den AS Rom.

Erster Schütze war Serginho für den AC Mailand. Abgelenkt von den wilden Bewegungen Dudeks auf der Linie hämmerte der Brasilianer den Ball über die Latte. Für Liverpool trat Hamann an und traf zum 1:0. Für Milan trat nun Pirlo zum Punkt, doch Dudek konnte seinen schwachen Schuss parieren. Cissé blieb auf Liverpooler Seite eiskalt und stellte auf 2:0.

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Nachdem Tomasson verkürzen konnte, war Riise für den LFC dran. Der Däne scheiterte an Dida und machte es noch einmal spannend. Auch Kaka war auf italienischer Seite erfolgreich und es stand 2:2. Doch Smicer setzte den Gegner mit dem 3:2 erneut unter Druck und Shevchenko musste treffen, um die Mailänder im Spiel zu halten. Dudek tanzte auf der Linie wie Grobbelaar in den 80ern und war überall im Tor. „Sheva“ lief an,  schoss in die Mitte, Dudek tauchte in die rechte Ecke ab, doch der Schuss war so unplatziert, dass Dudek die linke Hand hochreißen und den Ball abwehren konnte.

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Der European Cup kommt nach Hause

Auf Liverpooler Seite brachen alle Dämme. Die Spieler stürmten auf Jerzy Dudek zu und begruben den Keeper in einer Jubeltraube unter sich. Fans auf den Rängen lagen sich in den Armen und weinten vor Glück.  „Lifting the trophy has to be the best feeling ever“  – Steven Gerrard durfte als erster LFC-Kapitän seit Graeme Souness den Pokal in die Höhe stemmen. Liverpool war wieder da, wo sie hingehörten – an der Spitze von Europa.

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Am Tag nach dem Finale feierte die Mannschaft den Titel mit einer Parade durch die Liverpooler Innenstadt. Mehr als 500.000 Menschen waren auf den Beinen. Es war der größte Erfolg des Liverpool FC seit der Meisterschaft 1990 und dem UEFA Pokal 2001. Schätzungsweise 20 Prozent der Liverpooler Bevölkerung erschienen an diesem Tag nicht zur Arbeit.

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