Lebenswege beim 1. FC Köln: Siggi Marti – im Fußball zu Hause | OneFootball

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·28. März 2024

Lebenswege beim 1. FC Köln: Siggi Marti – im Fußball zu Hause

Artikelbild:Lebenswege beim 1. FC Köln:  Siggi Marti – im Fußball zu Hause

Er war Spieler, Scout, und Trainer, hat als Dozent an der Deutschen Sporthochschule sein fußballerisches Wissen weitergegeben, ist in Köln geboren und hat seither immer in Porz-Libur gelebt. Er arbeitete als Chefscout in der Bundesliga bei Werder Bremen und Mainz 05 und übt diese Tätigkeit seit 2019 für den belgischen Erstligisten KAS Eupen aus. Mit dem 1. FC Köln ist Siegfried „Siggi“ Marti seit über 37 Jahren verbunden, zunächst aktiv als Spieler, der 1981 half, den Titel eines Deutschen Amateurmeisters an das Geißbockheim zu holen, und später als Trainer im Nachwuchsbereich und als Scout für NLZ und Lizenzabteilung. Köln ist seine Heimat, doch der grüne Rasen und die Fußballstadien im In- und Ausland sind seit langem sein Zuhause.

effzeh-com: Sie sind am 10. Mai 1959 in Köln-Wahn geboren und haben einen Fußball miterlebt, der in den in den 60er und 70er Jahren die Massen begeisterte und von dem noch heute viele schwärmen. So verwundert es nicht, dass das runde Leder auch Ihr Leben ganz wesentlich geprägt hat. Wie hat das alles angefangen?


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Siggi Marti: Ich bin in eine fußballbegeisterte Familie hineingeboren, mein Vater spielte in Libur und bei der SpVg Porz, er war ein richtiger Allrounder und hat von Torwart bis zu Linksaußen dort alle Positionen bekleidet. Dazu war er im Handball unterwegs, spielte für den TV Jahn Wahn, vor allem auch im damals sehr populären Feldhandball. Er war, was man heute als Multitalent bezeichnen würde. Von ihm haben mein jüngerer Bruder und ich das Talent und die Liebe zum Sport geerbt. Die Vielseitigkeit meines Vaters hat auch auf mich abgefärbt, bis zum heutigen Tag bin ich in allen Sportarten unterwegs, in denen der Ball im Mittelpunkt steht. Im Fußball war mein Bruder der talentiertere von uns beiden, besaß aber nicht ganz denselben Ehrgeiz wie ich.

Aber als Kinder interessierte ihn wie auch mich nur eines: Möglichst schnell die Hausaufgaben erledigen und dann raus auf unseren Bolzplatz in Libur, dem südlichsten Stadtteil von Köln-Porz, wo wir damals wohnten und immer noch wohnen. Bis zum Abend wetteiferten wir dort mit den Nachbarkindern und verfeinerten so unsere Fähigkeiten im Umgang mit dem Ball. Eines Tages sprach der Jugendbetreuer der SpVg Lülsdorf-Ranzel meinen Bruder, mich und drei weitere Jungen an und fragte, ob wir Interesse hätten, im dortigen Verein zu spielen.

Ich war 13 damals, spielte in Lülsdorf noch ein halbes Jahr C-Jugend und wurde dann zur B-Jugend hochgezogen. Berufungen in die Kreisauswahl ließen nicht lange auf sich warten und bei einer dieser Partien hat mich Jupp Kettwig, der damalige Betreuer der A2 des FC, entdeckt.

Dadurch und aufgrund der Vermittlung meines langjährigen Lehrers Norbert Friedrichs, ein Bekannter von A-Jugendtrainer Jupp Röhrig, bin ich zu einem Probetraining beim FC eingeladen und schlussendlich verpflichtet worden. Mit den beiden Juniorennationalspielern Heinz Pape und Jürgen Willkomm, mit Manfred Lefkes sowie Norbert Schmitz habe ich in der Saison 1976/77 in einer schlagkräftigen A-Jugend des 1.FC Köln zusammengespielt.

Vor dieser Saison konnte Hennes Weisweiler als Trainer des 1. FC Köln verpflichtet werden und das hat für eine ungeheure Euphorie rund um das Geißbockheim gesorgt. Wie haben Sie seine Rückkehr zum FC wahrgenommen?

Hennes Weisweiler! Schon allein sein Name elektrisierte die Fans. Wobei ich gestehen muss, dass ich erst mit dem Wechsel nach Köln zum FC-Fan wurde. Bis dahin war ich Fan von Borussia Mönchengladbach. Ihr Offensivfußball mit Stürmern wie Allan Simonsen und Ulrik Le Fevre hat mich begeistert, ja fasziniert.

Und natürlich auch der Spiritus Rector des Ganzen, Trainer Hennes Weisweiler, der sich so lange gesträubt hatte, zu seinem Heimatverein zurückzukehren. Deshalb hat mich sein Wechsel zum FC ungemein gefreut. Und das aus gutem Grund, denn ihn aus nächster Nähe bei der Arbeit auf dem Trainingsplatz am Geißbockheim sehen zu können, war wirklich faszinierend.

Die Profis des FC konnten die Saison 1976/77 mit dem Gewinn des DFB-Pokals krönen. Auch Sie hatten mit der A-Jugend die Chance, einen weiteren Titel ans Geißbockheim zu holen im Endspiel um die Mittelrheinmeisterschaft.

Ja, und ausgerechnet in meinem letzten Spiel für die A-Jugend des FC haben wir das Endspiel gegen Alemannia Aachen mit 0:1 verloren. Wir waren hoch überlegen, konnten aber unsere Chancen nicht nutzen und fingen uns durch einen Konter den entscheidenden Treffer ein.

Ich war bitter enttäuscht über die Niederlage und konnte auch nicht von meinen Eltern getröstet werden, die extra nach Mariadorf zum Finale gekommen waren, um mich nach dem Spiel ins Auto zu packen und nach Frankreich zu bringen, wo sich meine Klasse auf Klassenfahrt befand.

Wie ging es dann für Sie beim 1. FC Köln weiter?

Ich habe mit der ersten Amateurmannschaft unter Trainer Gero Bisanz trainiert und bin im ersten Jahr hauptsächlich für die Zweiten Amateure unter Trainer Charly Reitz aufgelaufen. Aber diese Saison 1977/78 war natürlich auch für uns alle beherrscht durch den Gewinn des Doubles und den dramatischen Kampf um die Meisterschaft am 29. April 1978. Das war aber auch eine tolle Mannschaft um Spieler wie Toni Schumacher, Bernd Cullmann, Heinz Flohe, Herbert Neumann und Dieter Müller.

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Zwei Stützen des Double-Teams von 1978: Dieter Müller und Toni Schumacher (Foto: Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images)

Wie gut sie wirklich waren, habe ich einige Male aus nächster Nähe mitbekommen bei Testspielen mit den Profis und bin auch ein- oder zweimal mit den jüngeren Profis in der Nachwuchsrunde zum Einsatz gekommen. Gelegentlich wurde ich mit einigen Mitspielern zum Training der Profis hochgezogen, wenn es dort Verletzungsprobleme gab, einfach um die Trainingsgruppe aufzufüllen.

Deutscher Meister 1981 mit den FC-Amateuren

Ab der Saison 1978/79 waren sie fester Bestandteil der „Zwoten“, der Amateure des 1. FC Köln zunächst unter Gero Bisanz, dann unter Erich Rutemöller und Heinz Hornig. Auf welcher Position haben Sie dort gespielt?

Ich war Manndecker. Wir haben mit einer Vierer-Abwehr gespielt mit Ralf Faber als Libero und davor mit Hermann Knöppel, Rainer Nicot und mir. Für schnelle, wendige Stürmer war ich zuständig, wobei mir zugutekam, dass ich trotz meiner Körpergröße von „nur“ 1,69m ein guter Kopfballspieler war.

Es gab allerdings einen Gegenspieler, gegen den ich im Kopfball chancenlos war: Günter Delzepich von TuS Langerwehe. Der spätere Aachener war 1,92 groß und an die 100 kg schwer, ein Kraftpaket und vor allem in der Luft kaum zu beherrschen. Ich erinnere mich an eine Partie gegen ihn, in der ich Delzepich recht heftig gefoult habe, wobei ich keine Angst wegen einer möglichen Roten Karte hatte, sondern nur die Sorge, dass er mit seinem Gewicht auf mich fallen könnte.

Sie haben dann bis Ende der 80er bei den Amateuren des 1. FC Köln gespielt und waren Teil der Mannschaft, die 1981 Deutscher Amateurmeister wurde. Welche Erinnerungen haben Sie an diesen Erfolg?

Zunächst einmal sehr gemischte an die 1. Runde, in der wir gegen den hessischen Vertreter Viktoria Griesheim beinahe ausgeschieden wären. Wir hatten die erste Partie 5:1 gewonnen und sind auch im Rückspiel mit 1:0 in Führung gegangen. Und fortan haben vor allem die Zauberer in unserem Team nur noch Hacke, Spitze, ein, zwei, drei gespielt, so dass die Griesheimer auf 4:1 davonzogen. Das war schlussendlich auch das Endergebnis, so dass wir mit einem blauen Auge davonkamen und mit Ach und Krach die nächste Runde erreichten.

Aber wir haben uns das eine Lehre sein lassen. Wir waren sowieso eine gute Truppe, mit Wolfgang Mattern im Tor, mit Bernd Grabosch, Hansi Faust und Jürgen Halbe, um nur einige zu nennen. Wir waren jung, einige von uns Studenten und haben neben dem schweißtreibenden Training unter Erich Rutemöller auch jede Menge Spaß gehabt. Die Busfahrten zu den Spielen waren gut, die Rückfahrten waren oft noch besser. Ich erinnere mich an das sensationelle 5:0 im Halbfinale beim SC Paderborn, danach haben wir es dann ziemlich krachen lassen.

In der Elf, die das Endspiel im heimischen Franz-Kremer-Stadion mit 2:0 gegen den FC St. Pauli gewannen, fehlte Christoph Daum. Obwohl er als Einwechselspieler auf der Bank gesessen hatte, fehlte er auf den Meisterfotos. Wie kam es dazu?

Christoph hatte einige Zeit wegen einer Verletzung gefehlt, konnte sich aber wieder einigermaßen herankämpfen. Erich Rutemöller wollte in der Schlussphase des Endspiels auch wechseln, weil einige Spieler am Ende ihrer Kräfte waren – und da wäre auch Christoph als Einwechselspieler in Frage gekommen. Aber Karl-Heinz „King“ Schäfer, der legendäre Amateurchef, soll wohl darauf bestanden haben, dass die elf Spieler der Anfangsformation auch beim Schlusspfiff auf dem Rasen stehen sollten.

Christoph war über seine Nichtberücksichtigung sehr enttäuscht und suchte wohl die Schuld bei Rutemöller. Man erzählt sich, dass es einige Zeit gedauert habe, bis sich beide miteinander versöhnt haben. Wobei das Verhältnis noch einmal Schaden genommen hat, als Erich Rutemöller 1990 Daums Nachfolger bei den Profis wurde, worüber Christoph ziemlich sauer gewesen sein muss.

Unvergessene, teils auch kuriose Partien im DFB-Pokal

Für alle Spieler des Kaders, die an jenem Nachmittag den Titel eines Deutschen Amateurmeisters gewonnen hatten, war das Endspiel ein unvergessliches Erlebnis vor 7000 Zuschauer im Franz-Kremer-Stadion und im nahen Geißbockheim musste danach auch so manches Kölsch den Flüssigkeitshaushalt wieder normalisieren helfen.

Wirkt dieses eindrückliche Erlebnis eigentlich auch noch nach, auch wenn die aktive Zeit als Spieler längst vorbei ist?

Das kann man wohl sagen. Wir waren damals eine verschworene Gemeinschaft, was sicherlich auch zu unserem Erfolg beigetragen hat, und sind es heute noch. Wir treffen uns jedes Jahr am 3. Oktober, weil dank des Feiertags alle kommen können, auch Trainer Erich Rutemöller, Betreuer Hans Sax und Zeugwart „Büb“ Fuhrmann.

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Treffen zum 30jährigen Jubiläum der Deutschen Meisterschaft 2011. Siggi Marti in der 2. Reihe, 3. von rechts (Foto: privat)

Erinnerungen werden lebendig, die uns seit mittlerweile über 40 Jahren begleiten, so manche Anekdote erzählt. Wir schwelgen aber nicht nur in der Vergangenheit, die Hauptsache ist und bleibt, dass jeder sich freut, die anderen zu sehen.

Neben diesem Meistertitel gab es in Ihrer Zeit bei den FC-Amateuren aber noch einige Höhepunkte, die zumeist mit den Spielen im DFB-Pokal zu tun hatten. So sind Sie in der Saison 1979/80 beim damaligen Zweitligisten Rot-Weiß Essen nach großem Kampf knapp mit 1:2 ausgeschieden. Kurios war dabei der Beginn der Partie. Welche Erinnerung haben Sie daran?

Ja, das war wirklich kurios und würde heute wohl nicht mehr vorkommen können. Wir haben in den ersten Minuten zu neunt spielen müssen, weil zwei unserer Spieler der Anweisung des Schiedsrichter Folge leisteten, ihre Stollen zu wechseln. Dieser Austausch fand in der Kabine statt und dauerte länger als vorgesehen.

Der Schiedsrichter pfiff die Partie an, entweder hatte er das Fehlen der beiden Spieler nicht bemerkt oder das Ganze dauerte ihm zu lange. Jedenfalls haben wir die ersten 5 oder 6 Minuten in Unterzahl gespielt und das gegen Klasseleute wie Frank Mill oder Matthias Herget.

Ich erinnere mich aber auch an ein 3:3 nach Verlängerung gegen die Profis von Bayer Leverkusen in der Saison 1981/82. Zwei unserer Tore erzielte dabei Walter Schulze, ein kleiner, sehr beweglicher Stürmer, schussstark und dynamisch, der es trotz seines Talents leider nicht in den Profibereich geschafft hat. Das Wiederholungsspiel in Leverkusen haben wir dann sang- und klanglos mit 0:5 verloren.

Ein eindrückliches Erlebnis der etwas anderen Art war auch das Heimspiel in der 2. Runde des DFB-Pokals in der Saison 1983/84 gegen die Profis des VfB Stuttgart. Vor 4500 Zuschauern im Franz-Kremer-Stadion traten die Stuttgarter mit all ihren Stars an, mit Förster, Buchwald, Sigurvinsson, Kempe, Corneliusson, Allgöwer und Kelsch. Gegen diese Truppe hatten wir nicht den Hauch einer Chance und verloren mehr als deutlich mit 1:8. Das war eine Lehrstunde, wie wir sie nur selten erleben mussten.

Auch an die Zeit unter Heinz Hornig (der später mein sehr geschätzter Kollege im Scouting wurde) erinnere ich mich nicht wegen überragender sportlicher Erfolge, sondern wegen der Tatsache, dass hier Freundschaften aus unserer Porzer Fahrgemeinschaft mit Rainer Thomas, Robert Hemmerlein und Achim Grün entstanden sind, die trotz größerer Entfernungen bis heute Bestand haben.

Kehren wir noch einmal kurz zum Jahr 1981 zurück. Neben der Deutschen Amateurmeisterschaft gewannen Sie einen weiteren Meistertitel. Wie das?

Ich hatte 1978 das Studium zum Diplom-Sportlehrer an der Sporthochschule in Köln aufgenommen und gewann mit der Spoho-Mannschaft die Deutsche Hochschulmeisterschaft im Endspiel gegen die Uni Stuttgart. Zu meinen Mitspielern zählte mein Mannschaftskamerad Hans-Peter Lipka von den FC-Amateuren sowie die späteren Bundesligatrainer Peter Neururer, Wolfgang Jerat und Seppo Eichkorn.

Das gleiche Kunststück gelang uns dann 1985 zum zweiten Mal mit einer Mannschaft um Hans Faust, Gerd Kehrberg, Armin Reutershahn, Gerd Merheim und Hermann Hummels, den Vater von Mats. Dass es mir vergönnt war, diesen Titel zweimal holen zu dürfen, war schon etwas wirklich Besonderes.

Vor der Saison 1988/89 sind Sie dann zum Bonner SC gewechselt und haben dort eine Reihe alter Bekannter getroffen.

Erich Rutemöller war damals dort Trainer, Hans Faust ein Mannschaftskamerad aus dem Meisterteam von 1981, einige andere Spieler kannte ich aus den Nachbarduellen mit dem FC. Ich kann mich allerdings auch an zwei sehr gute afrikanische Spieler erinnern, Max Lunga und Henry McKop. Hans-Robert Viol, der Mäzen und spätere Präsident der Bonner, hatte gute geschäftliche Kontakte nach Simbabwe und über einige Mittelsmänner die beiden verpflichtet.

Maxwell Lunga war ein ausgezeichneter Stürmer, schnell und schussstark. Er ist dem BSC lange treu geblieben und noch heute in der Gegend als Trainer tätig. Henry McKop war ein hervorragender Innenverteidiger, der tolle Anlagen hatte, aber auf dem Platz sehr zurückhaltend war und sich vielleicht auch deshalb nicht richtig durchsetzen konnte. Später hat er noch bei Vereinen in England und Österreich gespielt.

Die Verpflichtung von Spielern aus fernen Ländern war wohl so etwas wie Viols Steckenpferd, Ende der Neunziger hat er bekanntlich die kubanische Nationalmannschaft für den Bonner SC verpflichtet, die dann aber wegen formaler Probleme kein Pflichtspiel für den Verein bestritten hat.

Nach zwei Jahren hat es Sie dann wieder näher an Ihre Heimatstadt Köln verschlagen und Sie haben sich als spielender Co-Trainer dem SV Wesseling angeschlossen. Deutete sich damit schon das Ende Ihrer aktiven Spielerkarriere an?

Nein, ich wollte schon noch einige Jahre spielen. Der Wesselinger Trainer, Bernd Winkhold, mit dem zusammen ich im Jahr zuvor den Fußball-Lehrer-Lehrgang absolviert hatte, verließ den Verein zur Winterpause und da habe ich übernommen – als Spielertrainer. Am Saisonende war es der Wunsch der Wesselinger, dass ich nur noch als Trainer fungieren sollte.

Mittelrheinmeister mit der U19  und der U17 des 1. FC Köln

Ich wollte aber noch nicht aufhören und so zog es mich noch näher an meine Heimat zur SpVg Wahn-Grengel, wo ich als Spielertrainer zur Saison 1991/92 (im ersten Jahr noch unter Trainer Ludwig Thelen) anfing und bis 1995 blieb. Zum Abschluss meiner Trainerkarriere habe ich dann noch drei Jahre lang die SpVg Porz trainiert.

Ihre Verbindung zum FC riss jedoch nie ab. Schon 1983 waren Sie dort im Nachwuchsbereich als Trainer tätig. Welche Mannschaften haben Sie damals trainiert?

Von 1983 bis 1987 habe ich die B2 trainiert und parallel zu meiner Trainertätigkeit bei Wahn-Grengel die F-Jugend des FC. Nach meiner Zeit in Wahn habe ich dann zur Saison 1995/96 die A-Jugend der Kölner als Nachfolger von Frank Schaefer übernommen. Wir hatten damals eine starke Mannschaft mit den Jugendnationalspielern Marco Weller und Sascha Bauer, mit Christoph Fleck und Alexander Voigt.

Alex war ein ganz besonderer Spieler. Er brachte weniger natürliches Talent mit als andere und musste deshalb immer kämpfen, um in den nächsten Jahrgang übernommen zu werden. Aber durch seinen unbändigen Willen, mit großer Einsatzbereitschaft und entsprechendem Trainingsfleiß war er es, der die nachhaltigste Karriere als Profi gemacht hat.

Das herausragende Talent dieses Jahrgangs war zweifellos Marco Weller, der aber leider mit vielen Verletzungen zu kämpfen hatte. Am Ende der Saison hat er damals trotzdem einen Profivertrag bekommen, weil er einfach ein überragender Fußballer war. Wir sind in der Saison Mittelrheinmeister geworden mit deutlichem Vorsprung vor Bayer Leverkusen und haben dann an der Deutschen A-Juniorenmeisterschaft teilgenommen, sind aber dort mit Pech ausgeschieden.

Im nächsten Jahr wurde die A-Junioren-Regionalliga West eingeführt mit Vereinen wie Schalke, dem BVB und Mönchengladbach. Wir sind sehr unglücklich in die Saison ‘reingestartet, so dass Bernd Steegmann, der damalige Jugendobmann, Christoph John zum neuen A-Jugendtrainer machte und mir die B-Jugend anvertraute, die zu dem Zeitpunkt relativ aussichtslos hinter Bayer Leverkusen zurücklag. Unter Christoph John hat die A-Jugend dann noch eine sehr gute Saison gespielt und meine U17 ist schließlich noch an Bayer Leverkusen vorbeigezogen und ist Mittelrheinmeister geworden.

Markus Pröll spielte im Tor, Nermin Celikovic, Marcus Steegmann und Massimo Cannizzaro in der Offensive. Mit ihren Mitspielern bildeten sie schon ein schlagkräftiges Team, das dann auch in den Spielen um die Deutsche B-Juniorenmeisterschaft seinen Mann stand.

Wir haben in Magdeburg und Cottbus gewonnen und sind dann sehr unglücklich durch ein 0:1 beim VfL Bochum im Viertelfinale ausgeschieden. Ich habe sehr gerne mit der Truppe gearbeitet, aber mit Colin Bell stand da mein Nachfolger schon fest und Bernd Steegmann hatte andere Pläne mit mir.

Sie sprechen den Aufbau eines datenunterstützten Scoutings beim 1. FC Köln an. Was war die Grundidee dabei?

Vorab muss man wissen, dass wir über die Mitte der 90er Jahre sprechen, mithin einer Zeit ganz lange vor Scouting-Plattformen wie Scoutastic oder Wyscout, als die Verarbeitung von Datenmengen oder entsprechende Speicher im Terabyte-Bereich absolute Zukunftsmusik waren. Wir haben 1994 mit dem Aufbau einer kleinen eigenen Datenbank angefangen, dies dann aber konsequent erweitert.

Ein Beispiel dafür, wie Scouting im Nachwuchsbereich bei ganz vielen Vereinen und nicht nur beim FC damals aussah: Die DFB-Jugendturniere in Duisburg waren damals ein Muss für Scouts und sind es noch heute. Mit Jugendmanager Frank Schaefer und den Trainern des FC Nachwuchs habe ich die Spiele dort damals begleitet. Beobachtungen zu interessanten Talenten wurden üblicherweise schriftlich in einem Spielerbogen festgehalten und vom jeweiligen Trainer per Aktenordner archiviert (unser Betreuer Jupp Kijak hat damals angefangen, die Ergebnisse in einer Datei festzuhalten), sie wurden jedoch noch nicht miteinander verknüpft.

Wenn dann ein Trainer den Verein verließ, nahm er seine Aktenordner mit. Die Folge war, dass die Spielerbögen nie zentral beim FC aufgetaucht sind und so für weitere Scoutingaktivitäten nicht mehr zur Verfügung standen. Ein Unding!

Um dies zukünftig zu verhindern und gleichzeitig auch die Effektivität dieser Arbeit zu erhöhen, war es unsere Idee, dies alles zusammenzuführen und zu systematisieren, um so einen Informationspool für das Scouting zu schaffen, auf den der Verein zu jeder Zeit auch nach personellen Veränderungen Zugriff hat.

Anfänge eines datenbasierten Scoutingsystems beim 1. FC Köln

Um die Auswahl der für den FC in Frage kommenden Spieler effektiver zu gestalten, waren zwei Dinge neu: Zum einen hatte ich mit Hilfe der Regionalberichterstattung des Kicker ein Punktesystem entwickelt, das folgendermaßen funktionierte: In den Mannschaftsaufstellungen waren die Spieler fettgedruckt, die in der betreffenden Partie eine gute Leistung gezeigt hatten.

Dies wurde entsprechend von uns bepunktet, wobei eine zusätzliche Nennung eines dieser Spieler im Spielbericht mit einem weiteren Punkt belohnt wurde. So entstand ein Pool von interessanten Spielern aus den Regionalligen West, Südwest, Nord, Süd und Nordost.

Dies ergänzten wir dadurch, dass wir in allen Regionen Deutschlands nebenamtliche Scouts rekrutierten, die auf Honorarbasis arbeiteten.  Ein Beispiel: Beim Lüneburger SK, einem Verein aus der Regionalliga Nord, arbeitete damals Manni Nitschke als Trainer. Für einen bestimmten Betrag hat er hat für uns dort interessierte Spieler gescoutet und uns einen standardisierten Bericht geschrieben.

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Live-Scouting mit Joti Stamotopoulos und Ewald Lienen (Foto: privat)

Wir haben zu diesem Zweck einen Beobachtungsbogen ausgearbeitet, der nach Kriterien wie z.B. Schnelligkeit, Spielverständnis, Kopfballspiel und Zweikampfverhalten strukturiert war. So entstanden damals die Anfänge einer systematisierten Datenbank für das Scouting im Nachwuchsbereich bis hin den FC-Amateuren, die Jupp Kijak für uns auf Access-Basis programmiert hat.

Wie haben die Verantwortlichen auf diesen bis dahin in Köln ungewohnten Ansatz des Scoutings reagiert?

Durchaus unterschiedlich. Immer wenn der damalige Präsident, Claus Hartmann, mich mit dem Laptop unter dem Arm sah, fragte er frotzelnd: „Na, suchen Sie wieder nach neuen Spielern mit dem Computer?“ Worauf ich ihm dann entgegnete, dass ich neue Spieler mit den Augen suchen würde. Dagegen zeigten Wolfgang Loos und Bernd Cullmann als Geschäftsführer und Manager des FC ein großes Interesse an unserem Ansatz, ebenso Trainer Peter Neururer.

In der Zeit haben wir von der Nachwuchsabteilung Scoutingsitzungen abgehalten, an denen auch der jeweilige Profitrainer teilnahm. Und mit der Zeit wuchs die Datenbank und auch die Anzahl der Regionalscouts. Ich kann mich erinnern, dass wir damals in Sachsen nur sehr dünn vertreten waren. Ralf Hauptmann brachte mich auf die Idee, seinen Vater anzusprechen, der damals als Trainer in Riesa arbeitete. Er hat dann für uns jede Woche in den Oberligaspielen seiner Mannschaft auch die Augen für interessante Spieler offengehalten.

Neben den Regionen Deutschlands muss dann ja auch irgendwann das Ausland in den Blick genommen worden sein. Auf welche Weise geschah dies?

Dazu muss man wissen, dass bewegte Bilder aus ausländischen Ligen damals im deutschen Fernsehen eher selten gezeigt wurden. Um also unser Scouting auf europäische Nachbarländer auszuweiten, mussten wir jemanden in dem betreffenden Land finden, der uns Bildmaterial zusammenstellte.

Für die belgische Liga z.B. haben wir damals mit Jean-Claude Poensgen einen deutschsprachigen Fussballinteressierten gefunden, der uns Videoausschnitte von Spielen der belgischen Liga zusammengestellt hat. Zu Wochenbeginn bekam ich dann von ihm einen großen Karton mit zehn, zwölf Videocassetten zugeschickt, die wir dann ausgewertet haben. Wie der Zufall es wollte, arbeitete Jean-Claude übrigens wieder eine Zeit für mich bei der KAS Eupen.

Später haben wir dann acht oder neun Schüsseln auf dem Dach des Geißbockheims anbringen lassen, mit denen wir europäische Fernsehsender empfangen und uns Spiele dort anschauen konnten. Sogar Partien der brasilianischen Ligen konnten wir damit verfolgen.

Ich habe dann immer mehr für die Profiabteilung gearbeitet. Und da gab es eine Reihe von Spielern, deren Verpflichtung ich durch meine Spielbeobachtungen unterstützt habe wie Jonas Hector, Christian Timm, Moses Sichone, Milivoje Novakovic, Anthony Ujah und Patrick Helmes, um nur einige zu nennen.

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Mit Herbert Zimmermann und Heinz Hornig arbeitete Marti lange Zeit im Scouting des 1. FC Köln (Foto: Christof Koepsel/Getty Images for DFB)

So wuchs mit der Zeit auch unser Scoutingteam weiter, Herbert Zimmermann kam zu uns und war für Südamerika zuständig. Leverkusen war dort sehr erfolgreich, also vereinbarten wir, dort auch zu scouten. Da „Zimbo“ nicht die ganze Zeit durch Südamerika reisen konnte, übernahm er auch andere Scoutingtätigkeiten hier.

Heinz Hornig scoutete für uns in bestimmten Bereichen, vor allem auch in Belgien. Mittlerweile ist er über 80 und hat noch eine lange Zeit für das NLZ gearbeitet. Mit Heinz verbinden mich schöne Erinnerungen, wir rufen uns immer wieder gegenseitig an, ich schätze seinen Rat, seine Erfahrung und seine Freundschaft sehr.

Das SportsLab als innovativer Ansatz im Scouting und Martis Wechsel nach Bremen

Wie sehr hat die Einrichtung des SportsLabs 2008 die Möglichkeiten des Scoutings verändert?

Als Christoph Daum kam, wurde ja sofort etwas größer gedacht – auch was die Möglichkeiten des Scoutings betraf. Die Grundidee war ausgesprochen interessant. Per praktisch unbegrenzt verfügbarem Bildmaterial erweiterte man die Möglichkeiten des datengestützten Scoutings auf eine bis dahin nicht vorstellbare Weise. Das war schon ein Quantensprung, keine Frage.

Boris Notzon war Leiter des SportsLabs und hatte über seine Beziehungen in der Medienbranche einen großen Anbieter gefunden, der einen entsprechend leistungsstarken Server mit einer Kapazität von über 80 Terabyte zur Verfügung stellen konnte, was der Kapazität von 19.000 DVDs entspricht.

Konkret sah die Arbeit so aus: Wir haben Studenten von der Sporthochschule rekrutiert, die Spiele aus europäischen Ligen sichten und systematisch nach interessanten Spielern absuchen sollten. Die Scouting-Abteilung zu diesem Zeitpunkt unter der Leitung von 1990-Weltmeister Paul Steiner, später mit Stephan Engels als Chefscout – bekam diese Infos dann zur Verfügung gestellt, damit wir eine Auswahl vornehmen und entsprechende Live-Sichtungen planen und durchführen konnten.

In diesem Zuge ist auch die von uns angelegte Datenbank ganz beträchtlich erweitert worden, so dass z.B. Spielerdaten mit entsprechenden Videos verknüpft werden konnten. Wenn ich z.B. einen bestimmten Spieler angeklickt habe, konnte ich durch einen weiteren Klick Videos mit seinen Spielszenen aufrufen. Heute sind diese Möglichkeiten noch einmal deutlich erweitert worden. So gibt es Scouting-Plattformen, bei denen ich z.B. bei der Einschätzung der Kopfballstärke des Spielers mir alle Kopfbälle anschauen, die jemals von ihm zu sehen waren. Trotz seines innovativen Ansatzes hat das SportsLab beim FC nicht überlebt. Es ist 2014 aufgrund von Umstrukturierungsmaßnahmen eingestellt werden.

Sie haben 2014 den 1. FC Köln nach zwanzigjähriger Tätigkeit als Trainer und Scout verlassen. Wie kam es dazu?

Die Einstellung des SportsLabs war nicht die einzige der eben schon angesprochenen Umstrukturierungsmaßnahmen. Nachdem Stephan Engels als Chefscout aufgehört hatte, kam es personell zu Veränderungen, so ist Heinz Hornig damals in die Nachwuchsabteilung gegangen, Herbert Zimmermann zur Fußballschule und auch Frank Schaefer, den ich sehr schätze und mit dem ich bestens zusammengearbeitet habe, war sich nicht sicher, ob er auf lange Sicht beim 1. FC Köln bleiben würde.

In der Zeit bekam ich dann irgendwann einen Anruf von Rouven Schröder, dem damaligen Sportdirektor von Werder Bremen. Ich kannte Rouven seit langem, wir waren uns immer mal wieder über den Weg gelaufen und lagen in vielen Belangen auf der gleichen Wellenlänge. Irgendwann im Laufe dieses Gesprächs fragte er mich, ob ich Lust hätte, an die Weser zu kommen, um dort in einem auf regionalen Scouts basierendes Scouting-System mitzuarbeiten. Ich sagte zu und das war eine der besten Entscheidungen, die ich in meiner Berufslaufbahn getroffen habe. Ich war dann für Belgien, Niederlande und Westdeutschland schwerpunktmäßig zuständig.

Nach 20 Jahren beim FC hatten sich viele Dinge abgeschliffen und Gewohnheiten überhand genommen. Ich merkte, dass ich eine Veränderung brauchte. Werder bot mir diese Chance. Ich konnte ich etwas Neues aufbauen, neue Erfahrungen sammeln und mein eigener Herr sein. Dort habe ich das Scouting noch einmal von einer ganz anderen Seite kennengelernt. Das habe ich sehr genossen.

Trotzdem haben Sie Werder nach zwei Jahren wieder verlassen. Warum?

An der Qualität der Transfers, an denen ich als Scout mitbeteiligt war, lag das sicherlich nicht. Immerhin konnten wir Spieler wie Jannik Vestergaard, Zlatko Junuzovic und Koen Casteels verpflichten, um nur einige zu nennen. Nein, Rouven Schröder ist Anfang März 2016 zu Mainz 05 gegangen.

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Thomas Schaaf, Siggi Marti und Matthias Hönerbach während der U21-EM 2006 in Portugal (Foto: privat)

Thomas Eichin, der damalige Geschäftsführer Sport hat im Zuge dieses Wechsels angenommen, die unter Schröder arbeitenden Scouts würden ihm folgen und hat uns ab März bei voller Bezahlung freigestellt. Richtig ist, dass der Kontakt zwischen Rouven Schröder weiterbestand, ich habe aber bis zum Ende meines Vertrags in Bremen keineswegs schon für die Mainzer gearbeitet.

Chefscout bei Mainz 05 und gute Erfahrungen mit frankophonen Spielern

Irgendwann hat mir Rouven dann ein Angebot gemacht, wobei ich deutlich gemacht habe, dass ich nur nach Mainz kommen würde, wenn ich niemandem seinen Job wegnähme. Rouven hat aber meine Bedenken zerstreut, auch in Mainz wollte er die Scouting-Abteilung völlig neu aufstellen. Und so wurde ich Chefscout in Mainz.

In Ihrer Zeit dort hat der Verein sehr gute Erfahrungen mit französischsprachigen Spielern gemacht. Wie kam das?

Wir haben uns neben Deutschland, Niederlande, Belgien und Skandinavien auch auf diesen Markt konzentriert, weil man sehr interessante Spieler verpflichten konnte, die damals auch noch zu bezahlen waren, Spieler wie Jean-Philippe Gbamin, Moussa Niakhité, Abdou Diallo oder Jean-Philippe Mateta.

Nach zwei Jahren haben dann auch andere Vereine wie Leipzig oder Leverkusen nachgezogen und dadurch sind die Preise dementsprechend in die Höhe geschnellt. Da konnten wir nicht mehr mithalten.

Im September 2019 sind Sie dann zur KAS Eupen gewechselt. Hatte das zum Teil auch familiäre Gründe, weil es von Eupen nicht weit von Baesweiler ist, wo Ihre Tochter mit ihrer Familie lebt?

Für den Wechsel gab es zwei Hauptgründe: Zum einen war ich immer schon mit Eupen verbunden, weil ich mit den dortigen Direktoren Christoph Henkel und Thomas Herbert sehr lange und gut beim 1. FC Köln zusammengearbeitet habe und der Kontakt ist auch nie abgerissen. Außerdem habe ich zum Vorsitzenden Andreas Bleicher seit gemeinsamer Hochschulzeit ein gutes Verhältnis. Ich fand auch Stadt und Verein immer sehr sympathisch. Zum anderen hatte ich damals den Eindruck, dass Rouven Schröder Mainz verlassen werde.

Die KAS hat mir dann ein Angebot gemacht, weil auch das Scouting in Eupen neu aufgestellt werden sollte. Eupen hatte damals einen spanischen Trainer, der Sportdirektor war Spanier und auch die Scouts. Zu diesem Zeitpunkt war ebenfalls schon klar, dass die ASPIRE-Akademie im Senegal aufgegeben werden würde, d.h. es würden kaum noch Spieler aus Afrika bzw. aus Katar nach Eupen kommen. Deshalb hat sich auch die Ausrichtung geändert.

Für mich kam dann noch hinzu, dass meine Tochter mit ihrer Familie in Baesweiler wohnt und ich dort auch immer wieder übernachte, wenn ich auf längeren Scoutingtouren in Belgien oder Holland unterwegs bin. Das ist immer wieder schön, die Familie und vor allem auch die Enkelkinder zu sehen.

Welche Märkte sind es, die für die KAS Eupen nach der Schließung der Akademie im Senegal von Interesse sind?

Da wäre zunächst Belgien mit der 1. und 2. Liga sowie die guten U19-Teams zu nennen, dazu die 1. und 2. Liga in der Niederlande. In Deutschland nehmen wir vor allem die 2. und 3. Liga in den Blick sowie die Zweiten Mannschaften der großen Vereine.

Ein wichtiger Faktor ist hierbei, dass man die typischen Charakteristika der jeweiligen Ligen und des Fußballs kennt, der dort gespielt wird. Wenn man die niederländischen Ligen mit den belgischen vergleicht, stellt man fest, dass das ein ganz anderer Fußball ist.

In Belgien ist der Fußball sehr körperbetont, in der Niederlande legt man größeren Wert auf Spielerisches. Wenn man dort einen Mittelstürmer sieht, der nicht ins Pressing geht, dann heißt das noch lange nicht, dass der dazu nicht bereit ist. In Belgien wäre das so nicht vorstellbar, hier muss der Stürmer vorne richtig arbeiten. In Holland arbeiten die Stürmer auch, aber anders. Sie gehen dort mehr in die Tiefe und nehmen stärker am Spiel teil.

Wenn man sich den aktuellen Kader der Eupener anschaut, fällt in der Tat auf, dass Sie eine Reihe belgischer Talente verpflichtet wurden und eine Reihe von Spielern, die man aus Deutschland kennt, aber keine Holländer. Ist das vielleicht dem mehr körperbetonten Spiel in Belgien geschuldet?

Nun, zunächst müssen wir darauf achten, mit den Mitteln auszukommen, die uns zur Verfügung stehen. Und da bieten sich Talente aus Belgien an wie z.B. Yentl van Genechten, der aus dem Juniorenteam des KRC Genk stammt, oder Rune Paeshuyse, der von der U21 des KV Mechelen zu uns gekommen ist. Außerdem haben wir eine gute Jugend aus der immer wieder Spieler wie Lambert und Magnee zu Stammspielern der 1. Mannschaft werden.

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Der frühere Schalker Victor Palsson spielt seit der Saison 2023/24 bei der KAS Eupen (Foto: BRUNO FAHY/BELGA MAG/AFP via Getty Images)

Dazu bauen wir auf die Erfahrung und die individuelle Qualität von Profis aus der Bundesliga wie z.B. Victor Palsson, Kevin Möhwald, Milos Pantovic und Alfred Finnbogason. Leider hat sich Bartosz Bialek beim Freundschaftsspiel in Reims direkt einen Kreuzbandriss geholt und kann erst jetzt wieder eingreifen.

Diese Spieler sind nach Eupen gekommen als Ergebnis eines sorgfältigen Auswahlprozesses. Wie kann man sich den ersten Schritt auf diesem Weg vorstellen?

Zunächst einmal muss die Scouting-Abteilung mit den sportlich Verantwortlichen Profile entwickeln, die angeben, welchen Spielertyp man für welche Position holen möchte. Nehmen wir als Beispiel die Position eines Rechtsverteidigers. Bei Eupen sieht ein solches Anforderungsprofil anders aus als beim 1. FC Köln unter Baumgart oder bei der belgischen Nationalelf unter Tedesco.

Wenn man dann einen solchen Spiele gefunden hat, seine Stärken und Schwächen sorgfältig und nach mehrmaliger Beobachtung abgewägt hat, muss man mehrere Fragen beantworten: Will der Spieler nach Eupen? Kann man ihn bezahlen? Wie lange kann er noch spielen? Dann gilt es abzuschätzen, wie ein solcher Spieler vom Charakter her ist und – bei ausländischen Aktiven – wie leicht oder schwer ihm eine sprachliche Integration fallen wird.

Wie gestaltet sich die Verpflichtung eines Spielers und was macht einen guten Scout aus?

Inwieweit ziehen Sie im Scouting bei der KAS Eupen Plattformen wie Wyscout oder Impect hinzu?

Das spielt heutzutage eine immer größere Rolle. Das dort verfügbare Datenmaterial ist hilfreich, um einen Spieler zu lokalisieren, der zu dem zuvor erwähnten Anforderungsprofil passen könnte. Die heutige Vorgehensweise, in der zunächst das verfügbare Datenmaterial auf interessante Spieler gesichtet wird, hat das Scouting zweifellos ökonomischer und zielgenauer gemacht.

Dabei gibt es statistische Werte, die recht leicht zu erheben sind, aber doch eine erhebliche Aussagekraft haben wie Schnelligkeit, Anzahl der geschossenen Tore, Assists oder Schussgeschwindigkeit.

Bei anderen Parametern ist das schon schwieriger. Das trifft etwa auf Zweikampfwerte zu, die auf bestimmten Plattformen dargestellt werden, wobei dies aber gelegentlich fragwürdig ist. Ein Beispiel: Bei dem ein oder anderen Anbieter bewertet man eine Szene, wenn ein Spieler alleine durchgebrochen ist und z.B. der Verteidiger den Ball ins Aus tackelt, als verlorenen Zweikampf für den Abwehrspieler.

Oder die sogenannte Passquote. Hier muss man auf jeden Fall genauer hinschauen, denn ein Innenverteidiger kann eine Passquote von 100% haben – bei einem Raumgewinn von minus 80 Metern. Daher sind diese Werte nicht immer aussagekräftig.

Aus diesem Grunde haben einige Vereine auch eigene Logarithmen zur Erfassung und Interpretation statistischer Daten entwickelt etwa unter Einbeziehung von IMPECT, einer Analyseplattform von Stefan Reinartz und Jens Hegeler, mit der Packing-Rate und der Anzahl der pro Pass überspielten Spielern.

Artikelbild:Lebenswege beim 1. FC Köln:  Siggi Marti – im Fußball zu Hause

Jürgen Gelsdorf, Edwin Boekamp, Michael Skibbe und Siggi Marti bei der U21-EM 2006 in Portugal (Foto: privat)

Um zur KAS Eupen zurückzukommen, versuchen wir nach der Erstellung der Profile für Neuverpflichtungen darauf passende Spieler zu lokalisieren, dann aber folgt der wichtigste Schritt, das Live-Scouten. Den Blick auf die Leistungen und das Verhalten eines Spielers auf, aber auch jenseits des grünen Rasens kann keine Plattform und keine Software ersetzen. Die Sichtungen vor Ort, der persönliche Kontakt sind unerlässlich, um ein wirkliches Bild des Spielers zu erhalten und gegebenenfalls abzuklopfen, ob eine Verpflichtung Sinn macht.

Um den Blick einmal zu weiten: Eupen ist unweit der deutschen Grenze gelegen, nur einen Katzensprung von Aachen entfernt. Hat es da mal die Überlegung gegeben, eine Kooperation zwischen der Alemannia und der KAS Eupen zu vereinbaren?

Diese Überlegungen gab es immer mal wieder. Es ist ja auch so, dass einer unserer Scouts, Peter Hackenberg, alter Alemanne ist. Vor kurzem haben die Aachener wegen zwei unserer U21-Spieler angefragt. Aber wir geben die nicht ab, weil unsere U21 den Platz behaupten muss, den sie zur Zeit belegt, um in der kommenden Spielzeit in der nächsthöheren Liga zu spielen. Abgesehen davon haben wir einige Male versucht, Spieler nach Aachen auszuleihen oder von dort zu holen. Das hat aber aus den unterschiedlichsten Gründen nie funktioniert.

Zurück zum Scouting: Jetzt haben wir ausgiebig über Ihre Zeit als Scout gesprochen, aber dabei noch nicht die Frage beleuchtet, was eigentlich einen guten Scout ausmacht. Welche Fähigkeiten sollte er besitzen?

Auf jeden Fall sollte er in der Lage sein, akribisch zu arbeiten, denn Scouting ist eine Tätigkeit die sich aus vielen Einzelaspekten zusammensetzt. Es gibt eine Vielzahl von Faktoren, die ein Scout im Blick haben muss und die eine Voraussage ermöglichen, ob ein gescouteter Spieler für den Verein eine Verstärkung darstellen kann.

Neben der Akribie benötigt man auch ein gerütteltes Maß an Flexibilität, denn als Scout in Diensten eines Proficlubs ist man eigentlich immer auf Stand-by. Ich erinnere mich etwa an eine Sichtung, die ich 2004 in Trier gemacht habe und einen Anruf, als ich schon auf dem Rückweg auf der A61 war. Es war unser damaliger sportlicher Leiter Andreas Rettig, der mir mitteilte, dass ich sofort wenden und in die Schweiz fahren sollte, um dort an den nächsten beiden Tagen Spiele in Zürich und Genf zu sehen. Da ich für Trier natürlich keinen Koffer gepackt hatte, musste ich erstmal in der Schweiz auf Einkaufstour gehen, um mir Übernachtungsutensilien zu kaufen.

Gehört es auch zu den Anforderungen an einen guten Scout, dass er Misserfolgserlebnissen gegenüber relativ resistent ist?

Auf jeden Fall! Und zwar auf unterschiedlichen Ebenen. Manchmal bekommt man einen interessanten Spieler nicht, weil der sich für einen anderen Verein entscheidet. Andererseits kommt es aber auch vor, dass man einen Spieler an der Hand hat, den man für geeignet hält, der aber von den sportlich Verantwortlichen abgelehnt wird.

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Lilian Laslandes (links neben Markus Kurth) in der Saison 2001/02 (Foto: Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images)

Und dann gibt es noch die dritte mögliche Variante: 2002 haben wir etwa vom Scouting-Team des 1. FC Köln den Spieler Lilian Laslandes empfohlen, der dann auch verpflichtet wurde. Laslandes hatte zu diesem Zeitpunkt eine Topquote in der französischen Ligue 1, einer der Topligen Europas.

Ewald Lienen war damals Trainer und sah mit an, wie Laslandes in seinem ersten Spiel den Pfosten traf und ein Abseitstor erzielte, das aber niemals Abseits war. Danach spielte er keine Rolle mehr, wurde immer nur eingewechselt und erzielte kein einziges Tor für den FC. Wobei wir, als wir ihn empfohlen haben, darauf hingewiesen haben, dass er ein Spieler ist, der immer spielen muss, damit er einen Rhythmus entwickelt.

Wir waren damals alle total überzeugt von ihm, aber er hat hier keinen Fuß auf die Erde bekommen. Daraufhin ging er nach Frankreich zurück und wurde zweimal hintereinander Torschützenkönig. Aber sein Fall ist klassisch: Der Trainer, der ihn holt, wird entlassen, der neue Trainer hat andere Vorstellungen, ein oder zwei Verletzungen kommen hinzu, der Spieler wird zum Fehleinkauf. Schlecht für den Verein, nicht schön für die beteiligten Scouts.

Und ein weiteres: Wir in Eupen versuchen immer an der oberen Grenze zu scouten und müssen uns deswegen immer die Frage stellen, ob ein bestimmter Spieler überhaupt machbar ist für uns. Es gibt eine große Anzahl an Konkurrenten, die für einen solchen Spieler interessanter sein könnten. Das bedeutet, dass wir die ersten 15% auf unserer Liste nur schwer bekommen können. Trotzdem ist es uns gelungen u.a. mit Edo Kayembe (jetzt FC Watford) und Emmanuel Agbadou (jetzt Stade Reims) zwei Spieler zu verpflichten und dann für eine Ablöse von mehreren Millionen zu verkaufen.

Und da kommt es natürlich auch zu Diskussionen im eigenen Verein. So kann es beispielsweise passieren, dass die Scoutingabteilung einen Spieler will, der Vorstand auch, aber der Trainer nicht. Holt man jetzt diesen Spieler gegen den Willen des Trainers? Wir hatten mal einen solchen Fall, der Spieler ist dann nicht verpflichtet worden, ging in eine andere Liga und wird da jedes Jahr Torschützenkönig. Auch das passiert und auch damit muss man umgehen können.

Und eines sollte ein Scout nicht haben: Angst vor dem Fliegen (er lacht). Ich erinnere mich an eine Begebenheit im Jahr 2013, als ich mit Martin Vogelsänger, einem Scout von RB Leipzig, mit dem Flugzeug von Düsseldorf nach Oslo unterwegs war, um ein U19 EM Qualifikationsspiel zu sehen. Auf der Höhe von Hannover teilte der Pilot uns dann mit, dass das Flugzeug umkehren müsse, weil die Crew einen „komischen“ Geruch festgestellt hatte. Als wir dann wieder in Düsseldorf gelandet sind, sahen wir beim Anflug unten auf der Landebahn schon fünf Feuerwehrwagen stehen, was unser mulmiges Gefühl noch erhöht hat. Aber alles ist gutgegangen. Wir sind dann über Kopenhagen nach Oslo geflogen und sind nur 15 Minuten zu spät zum Spiel gekommen.

Stimmt das, dass auch im frühen Nachwuchsbereich schon sehr intensiv gescoutet wird?

Das ist richtig und diese Jugendscouts sind für mich auch die wahren Helden. Wenn ich z.B. einen 26jährigen Spieler in der Bundesliga scoute, dann weiß ich, dass der sein Können schon mehrere Jahre auf höchstem Niveau bewiesen hat.

Als Dozent  an der Sporthochschule Köln und was bedeutet Treue im Profifußball?

Zusätzlich habe ich jede Menge Datenmaterial zu ihm. Wenn ein Scout jedoch einen 14jährigen Nachwuchsspieler scoutet, hat dieser Spieler noch keine Geschichte und es gibt wahrscheinlich keine Daten zu ihm. Und das erfordert dann auf der Seite des Scouts einen guten Blick sowie eine Menge Entschlussfreudigkeit.

Sie haben in Ihrer Karriere häufig mehrere Tätigkeiten zur gleichen Zeit wahrgenommen, waren z.B. Scout und gleichzeitig auch schon Trainer der U17 und U19 des 1. FC Köln. Einen Tätigkeitsbereich haben Sie zusätzlich zu Ihren übrigen Aufgaben ausgeübt und das 12 Jahre lang als Lehrbeauftragter und Dozent an der Deutschen Sporthochschule in Köln. Wie kam es dazu?

Das ging damals auf meinen Kontakt zu Gunnar Gerich zurück, der an der Spoho in dem Institut für Sportlehrbetrieb Fußball tätig war und mich 1987 während meines Fußballlehrer-Lehrgangs fragte, ob ich dort Lehrbeauftragter werden wollte in einem Umfang von 18 Wochenstunden. Das war natürlich für jemanden, der Fußball unterrichten will, das Non plus ultra.

Ich habe dann zunächst zwei Jahre als Lehrkraft für besondere Aufgaben an der DSHS Köln im Institut für Sportspiele SLG Fußball gearbeitet. Eigentlich wollte ich in der Zeit meine Doktorarbeit schreiben, das Thema „Aggression im Fußball“, mit dem ich mich bereits für meine Diplomarbeit beschäftigt hatte, interessierte mich sehr und hätte sich angeboten. Aber dann kamen mit der Zeit so viele Aufgaben im Scouting dazu, dass ich mich ganz auf die Aufgabe als Lehrbeauftragter und wissenschaftlicher Mitarbeiter konzentriert habe.

1991 habe ich Erich Rutemöller, der als Trainer nach Rostock ging, für zwei Jahre als Dozent vertreten und habe dann noch bis 1999 als Lehrbeauftragter im Bereich SLG Fußball gearbeitet.

Sie haben über 37 Jahre beim 1. FC Köln verbracht, lehrten 12 Jahre an der Sporthochschule in Köln und sind mittlerweile im fünften Jahr Chefscout bei der KAS Eupen. Auf diesem Hintergrund: Welche Rolle spielt in Ihren Augen Treue im Fußball?

Ich glaube, dass ein Verein ein Grundfundament an treuen Spielern haben sollte, die die Identität des Clubs weitertransportieren. Denken Sie etwa an Jonas Hector beim 1. FC Köln, der dies in hervorragender Weise symbolisiert. Bei der großen Mehrzahl der Profis gibt es diese Treue nur noch ganz selten, vor allem deswegen, weil es ganz unterschiedliche Verdienstmöglichkeiten gibt und das halte ich auch für legitim. Was ich dagegen verwerflich finde, sind Spieler, die sich aus bestehenden Verträgen rausklagen wollen, die auf unlauteren Wegen versuchen, von ihrem Verein wegzukommen.

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Jonas Hector, von 2010 – 2023 beim 1. FC Köln Foto: Dean Mouhtaropoulos/Getty Images

Bei Trainern sehe ich den Aspekt der Treue etwas anders, weil die Trennung ganz häufig von den Vereinen ausgeht, manchmal eher und bisweilen etwas später. Das hat man beispielsweise beim FC jetzt mit Baumgart gesehen, von dem man geglaubt hat, dass er wie Christian Streich in Freiburg eine Ära prägen könne, und dann wird er doch nach zwei Jahren entlassen. Aber man sieht an Streich und auch an Frank Schmidt bei Heidenheim, dass auch ein Verein dem Trainer treu bleiben kann, wenn der Trainer es gut macht.

Im Nachwuchsbereich sehe ich es als ungemein wichtig an, dass dort eine Kontinuität in der Ausbildung besteht und Trainer über eine lange Zeit arbeiten können, wo es eine etablierte Struktur gibt, wo man sich gegenseitig zuarbeitet, wo kontinuierlich miteinander gesprochen wird.

Es hat den Anschein, dass auch in Ihrer langen Karriere der Begriff der Treue eine wichtige Rolle spielt. Woran liegt das?

Es stimmt, ich war fast 38 Jahre lang beim 1. FC Köln und habe viele Kontakte zu Persönlichkeiten, die ich schon lange kenne wie Erich Rutemöller, der mein Trainer bei den FC-Amateuren war, wie Christoph Henkel, mit dem ich sehr vertrauensvoll in der Nachwuchsabteilung des FC zusammengearbeitet habe und dies auch jetzt in Eupen tue, wo er Generaldirektor der KAS ist, oder Rouven Schröder, mit dem ich bei unterschiedlichen Vereinen war, um nur einige zu nennen.

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Siggi Marti mit dem ehemaligen Trainer der KAS Eupen, Florian Kohfeldt (Foto: privat)

Ich bin jetzt im fünften Jahr in Eupen und werde dort bleiben, bis ich aufhöre. Ich habe nicht mehr vor, den Verein zu wechseln. Vielleicht werde ich in meiner Rente als Teilzeitscout für einen meiner Leute arbeiten, mit denen ich gut zurechtgekommen bin, wer weiß.

In Ihrer Karriere hat alles beim 1. FC Köln angefangen, nun wollen wir unser Gespräch auch dort enden lassen. Was löst der Verein in Ihnen heute noch aus?

Eine ganze Menge. Ich habe zu dem Verein ein sehr emotionales Verhältnis, das bleibt in Köln ja auch gar nicht aus. Selbstverständlich singe ich die Hymne mit, wenn ich im Stadion bin, zuletzt bei der 0:1-Heimniederlage gegen Werder Bremen.

Ich war weit über 30 Jahre Teil dieses Vereins, vieles ist vertraut. So gibt es immer noch zahlreiche Wegbegleiter hier. Frau Latz etwa, die langjährige Chefsekretärin, Manni Schadt, Rainer Kubern, Rainer Thomas und Carsten Cullmann in der Nachwuchsabteilung, die beiden Zeugwarte, Kreso Ban und Frank Almstedt, und natürlich Erich Rutemöller. Zum FC zurückzukommen fühlt sich ein bisschen an wie nach Hause kommen, und das soll auch so bleiben.

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