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·11. August 2024

Kylian Mbappé bei Real Madrid: Ob das gut geht?

Artikelbild:Kylian Mbappé bei Real Madrid: Ob das gut geht?

Lange hat man in der spanischen Hauptstadt gewartet und nun ist er endlich da. Superstar Kylian Mbappé hat nach sieben Jahren Paris Saint-Germain verlassen und sich Real Madrid angeschlossen. Es ist das Ende einer Transfersaga, die sich extrem in die Länge zog und nicht nur die Madrilenen nervte.

Kylian Mbappé: Sein größter PSG-Moment

Die Klubkarriere des 25-Jährigen verlief lange Zeit ideal. Der Schritt von Monaco zu PSG? Verständlich. Der damals 18-jährige Youngster hatte erheblichen Anteil daran, dass die Monegassen 2017 ihren bis heute letzten Meistertitel holten und bis ins Halbfinale der Champions League stürmten. Daraufhin nicht nur zur eigentlichen Nummer 1 des Landes sondern auch noch in seine Geburtsstadt zu wechseln, war eine mehr als nachvollziehbare Entscheidung.


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Es folgten Jahre der nationalen Dominanz mit PSG. In sieben Jahren holten Mbappé und der Hauptstadtklub sechs Ligatitel und diverse Pokale. Die Krönung in der Champions League blieb allerdings aus. Trotz der 15 Titel, die er mit PSG gewann und des Aufstiegs zum Rekordtorschützen der Pariser (256 Tore) hallt vor allem ein Moment bis heute nach: der 21. Mai 2022.

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(Photo by ANNE-CHRISTINE POUJOULAT/AFP via Getty Images)

„Mbappé prolonge“ hörte man schon am Vormittag an jeder Ecke in Paris. Das Getuschel wurde beinahe minütlich lauter und bestimmter. Abends war die Stimmung im Parc des Princes dann außergewöhnlich gut und das lag nicht an der bevorstehenden Meisterfeier. Denn was in den Monaten zuvor undenkbar war, wurde plötzlich Realität: Zusammen mit PSG-Boss Nasser Al-Khelaifi betrat Mbappé vor dem Anpfiff den Rasen und verkündete die Vertragsverlängerung bis 2025 (die einseitige Option auf das dritte Vertragsjahr ließ er verstreichen, sodass er diesen Sommer ablösefrei wechseln konnte). Riesiger Jubel im Stadion, gepaart mit Ungläubigkeit in den Gesichtern einiger Fans. Er hat es wirklich getan. Er hat sich für PSG und gegen Real Madrid entschieden.

Mbappé und Real Madrid: Eine komplizierte Beziehung

Dieses Mal hatte er es sogar selbst in der Hand. Ein Jahr zuvor wurde es nämlich zum ersten Mal so richtig ernst zwischen den Königlichen und dem Offensivstar, aber PSG lehnte mehrere Offerten ab, die Medienberichten zufolge bis an die Grenze von 200 Mio. Euro reichten. Mbappé, sichtlich unzufrieden mit der Situation, musste in Paris bleiben. „Im Moment, als ich es realisierte, dass ich nicht gehe, hat es mich etwas getroffen. Wenn es deine Ambition ist, zu gehen und du bleiben musst, dann bist du nicht glücklich“, teilte er im Oktober 2021 mit (via REAL TOTAL).

Dass er dann ein Jahr später mit der Aussicht auf einen ablösefreien Wechsel seinen auslaufenden Vertrag verlängerte und den Madrilenen absagte, war eine riesige Überraschung. Für die sonst so verwöhnten Madridistas war dies ein Schock. Normalerweise bekommt Real nämlich die Spieler, auf die der Verein ein Auge geworfen hat. Dass ein Spieler seines Kalibers absagte, war erschreckend.

Zwei Jahre später war es dann aber doch endlich so weit, Florentino Pérez hat – wie so oft – am Ende doch gewonnen und seinen Goldjungen endlich holen können. „Ein Traum wird wahr“, schrieb Mbappé nach der Bekanntgabe des Wechsels auf seinen Social-Media-Profilen und teilte Kinderfotos von sich, auf denen er Real-Klamotten trägt.

Über 70.000 Fans empfingen ihn Mitte Juli im Estadio Santiago Bernabéu. Für Mbappé ein „unglaublicher Tag“, wie er fließend auf Spanisch mitteilte. Der 25-Jährige betonte, dass er sein „Leben für diesen Klub und dieses Wappen“ geben werde. Und nicht weniger wird auch von ihm erwartet.

Denn das lange Hin und Her hat man in der spanischen Hauptstadt trotz der herzlichen Begrüßung nicht vergessen. Mbappé muss jetzt sofort liefern. 2022 hätte er mit Benzema noch einen Routinier an seiner Seite gehabt, jetzt ist er mit 25 Jahren tatsächlich der älteste Offensivakteur einer extrem talentierten Mannschaft. Der Neuzugang soll einerseits vorangehen, muss sich aber andererseits auch erstmal im madrilenischen Haifischbecken zurechtfinden. Sowohl auf als auch neben dem Platz.

Wohin mit Mbappé bei den Königlichen?

Am stärksten funktioniert Mbappé als Linksaußen, der mit Tempo auf die letzte Reihe zugeht oder in freie Räume sprintet, dann mit seinem starken rechten Fuß nach innen zieht und den Abschluss sucht. Das Problem: In dieser Rolle fühlt sich auch Vinicius Junior wohl, der zu den besten Spielern der vergangenen Saison gehörte.

Dazu kommt noch Rodrygo, der gerne links wirbeln würde und auch noch Bellingham, der sich gerne in diesem Raum für Kurzpass-Kombinationen aufhält. Mit Mbappé wird das Spiel der Madrilenen jetzt nochmal linkslastiger. Schon in der vergangenen Saison wurden 40 Prozent aller Angriffe über diese Seite ausgetragen (via WhoScored). Mit der Ankunft des Franzosen dürften es eher mehr als weniger werden.

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(Photo by Octavio Passos/Getty Images)

Erwartbare Sequenzen im Spiel zu haben, diese aber in einer derart hohen Qualität herunter zu spielen, dass es trotz diverser Gegenmaßnahmen kaum möglich ist, sie zu stoppen, scheint derzeit die wahrscheinlichste Option für Real zu sein. Ein 4-2-3-1 mit Mbappé als Stoßstürmer, der gerne nach linksaußen zieht, somit den Raum im Zentrum für Bellingham oder den Rechtsaußen öffnet oder recht „simpel“ einfach die linke Seite derart überlädt, dass sich die Königlichen dort durch Abwehrbollwerke durch kombinieren: Das kann schon funktionieren.

Neue Rolle für den Superstar

Aber Mbappé muss sich auch anpassen. In seiner bisherigen Karriere fiel der Franzose nicht gerade durch fleißige Defensivarbeit auf. Oftmals mussten Mitspieler für ihn Lücken schließen, damit er sich seine Auszeiten für den nächsten Tiefenlauf nehmen konnte. Das wird in dieser Form bei den Madrilenen nicht lange Zeit tragbar sein. Hier muss sich jeder die Hände dreckig machen. Bei Real waren zuletzt auch die Künstler leidensfähig, vor allem in der Champions League, wenn die Gegner mehr Ballbesitz haben, wie beispielsweise in Duellen mit Manchester City.

Da spielen auch Faktoren abseits des Rasens durchaus eine Rolle. In Paris war der Nationalheld die unantastbare Nummer 1 und dementsprechend groß war auch sein Ego. Die Beziehung zum extrovertierten Neymar, die anfangs gut war, litt mit der Zeit extrem. Den ruhigen Lionel Messi, der natürlich auch nochmal eine größere Erscheinung als der Rest des Teams war, duldete Mbappé. Wie weit sein Einfluss reichte – Medienberichten zufolge griff er auch in die Transferpolitik der Pariser ein – kann nicht abschließend geklärt werden. Eins ist allerdings klar: Nun ist er beim größten Klub der Welt, umgeben von Weltklassespielern. Das Spotlight wird er sich mit Vini Jr., Bellingham und Co. teilen müssen.

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(Photo by FRANCK FIFE/AFP via Getty Images)

Der Neuzugang muss sich zwingend dem Kollektiv unterordnen, sein Ego hinten anstellen und sein Spiel auch gegebenenfalls in einer Form verändern, wie es zuvor nie der Fall war. Dazu kommt noch eine Erwartungshaltung, die nicht höher sein könnte. Ein paar schlechte Auftritte zu Beginn der Saison und der Druck wird enorm. Erst lässt er Madrid zappeln, kommt dann doch noch, streicht ein fürstliches Handgeld ein und bringt dann nicht mal Leistung?

Die spanische Presse würde ein solches Szenario und Narrativ genüsslich ausschlachten. Diese Art von Aufmerksamkeit kennt Mbappé auch nicht aus der Ligue 1. Nirgends strahlt das Rampenlicht so furchtbar grell wie bei den Königlichen. Ein Spaziergang wird die Umstellung von PSG zu Real Madrid auf keinen Fall. Es liegen Welten zwischen diesen beiden Klubs.

Auf Ancelotti ist Verlass

„Er wird sich hier anpassen müssen, wie jeder neuer Spieler das vor ihm getan hat“, stellte sein neuer Trainer Carlo Ancelotti in einem Interview mit der UEFA klar. Der Italiener wird auch der entscheidende Schlüssel sein, dass aus dem sportlichen Versprechen auf dem Papier eine Realität auf dem Platz wird. Der 65-Jährige hat in den vergangenen Jahren einen weitreichenden Umbruch nicht nur in aller Ruhe, sondern auch noch extrem erfolgreich umgesetzt. Kaum ein Trainer hat seine Kabine derart gut im Griff, nimmt Druck von seinen Schützlingen und setzt sie so ein, dass sie sich bestens entfalten können.

Dazu gehört auch, dass Ancelotti nicht nur der persönliche Umgang mit den verschiedenen Egos gelingt, sondern auch zuverlässig ein taktisches Fundament bilden kann, in dem sich verschiedene Spielertypen gleichermaßen wohlfühlen. Sein neuer Superstar muss ihm entgegenkommen, mit dem Druck, den er durch die Transfersaga selbstverschuldet enorm steigerte, klarkommen und sich genau so integrationswillig zeigen, wie es zuletzt Spieler wie Bellingham mustergültig umsetzten.

Wenn das alles passiert, kann Kylian Mbappé nach langem Anlauf zur Erfolgsstory bei den Königlichen werden. Stellt er sich allerdings quer oder schafft es nicht, sich dem Kollektiv unterzuordnen, droht dieser Wechsel zu einem der größten Missverständnisse aller Zeiten zu werden. Er hat es, wie am 21. Mai 2022 mal wieder selbst in der Hand.

(Photo by David Ramos/Getty Images)

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