Kommentar: Warum Löws WM-Analyse eine Farce ist | OneFootball

Kommentar: Warum Löws WM-Analyse eine Farce ist | OneFootball

Icon: OneFootball

OneFootball

Onefootball·29. August 2018

Kommentar: Warum Löws WM-Analyse eine Farce ist

Artikelbild:Kommentar: Warum Löws WM-Analyse eine Farce ist

Im Rahmen einer Kadernominierung versprach Joachim Löw eine Analyse des WM-Desasters. Das Ergebnis war wenig überzeugend.

Joachim Löw rief zur Kadernominierung für die kommenden Länderspiele und alle kamen in Scharen. Denn eigentlich war ja auch noch eine große Abrechnung und Analyse des Bundestrainers für das historische Vorrunden-Aus angekündigt. Doch die blieb aus. Stattdessen warf die ganze Veranstaltung neue Fragen auf.


OneFootball Videos


Löw kam zum Start der PK auf sein eigenes Befinden zu sprechen. Frust, Enttäuschung, knallharte Selbstkritik, all diese Worte ließ der Bundestrainer in den Raum wandern, ohne sie mit Inhalt zu füllen. Dass sie am Anfang der angekündigten Analyse standen, ist aber immerhin ein Zeichen, was als wichtig angesehen wird.

Löw habe nach eigener Aussage mit „allen Spielern, also nicht mit allen Spielern, sondern mit einigen wichtigen gesprochen“. Das ist ja schon mal was, denn es zeigt, dass Löw offenbar ein internes Ranking von Spielern hat.

Im Folgenden gestand Löw den Fehler ein, an seine Interpretation des Ballbesitzfußballs geglaubt zu haben, um durch die Vorrunde zu kommen. „Das war fast schon arrogant“, gab Löw überraschend deutlich zu. „Ich hätte die Mannschaft auf eine defensivere Spielweise vorbereiten müssen“, gestand der Bundestrainer ebenfalls ein.

Löw glaubt sich wenigstens noch selbst

Falsche Taktik, fehlendes Tempo, keine Geradlinigkeit und mangelnde Motivation in der Mannschaft: Das sind die zentralen Fehler, die Löw sich in der schon jetzt legendären PK eingestand – ohne jedoch in irgendeiner Form in die Tiefe zu gehen. Und damit ist Löws Analyse deckungsgleich mit dem, was ohnehin jeder Fußballfachmann und Fan vor dem Fernseher gesehen hat. Live. Während der Spiele. Aber kann und muss man von einem Bundestrainer nach zwei Monaten Funkstille nicht mehr erwarten?

Und da liegt die Krux, denn auch wenn Löw etwas hölzern in einer Powerpoint-Präsentation rumklickte, war das, was der Bundestrainer präsentierte keine Analyse. Sondern eine Show ohne Inhalt. Er gestand sich Fehler ein, aber alle hatten deutlichere Worte erwartet – und bekamen Nullaussagen.

Bauernopfer statt Selbstkritik

Stattdessen wurden Bauernopfer präsentiert: Co-Trainer Thomas Schneider und Stürmertrainer Miro Klose verlassen die Nationalmannschaft. Insgesamt müssen sieben Mitarbeiter aus dem Betreuerstab gehen. Das sind sieben von insgesamt 135 Leuten, die dem WM-Tross der deutschen Nationalmannschaft angehörten. Dass Klose ohnehin schon beim FC Bayern ist und zwei davon Dr. Müller-Wolfarth und Klaus Eder sind, die altersbedingt ohnehin aufhören oder sowieso nicht bei der WM dabei waren (Eder)? Geschenkt!

Die angekündigten „gravierende“ Veränderung in und um den Tross blieben aus. Dass Schneider nun Chefscout des DFB wird, obwohl er noch nie als Scout gearbeitet hat, ist ein Fingerzeig. Wenn auch einer in die falsche Richtung.

Die Einstellung! Ernsthaft?

Oliver Bierhoff sprach am Ende seiner Analyse auch noch die „Einstellung“ an, die im Fußball ja zentral sei – und deren Abwesenheit als zentralen Punkt des blamablen Auftretens der Nationalmannschaft anbrachte. Das rundete die nichtssagenden Ausführungen des Duos Löw/Bierhoff ab. Getreu dem Gedanken: Wir waren 14 Jahre Weltklasse, jetzt dürfen wir uns nicht von Stimmungen und Emotionen leiten lassen. Ihr macht uns das nicht kaputt. Wir machen weiter wie bisher.

Die schonungslose Analyse blieb aus. Stattdessen jonglierten Löw und Bierhoff so viele leeren Worthülsen umher, wie man es sich fast nicht hätte vorstellen können. Es zeigt Fans und Beobachtern vor allem: Trotz blamablen WM-Aus, trotz teils peinlichen Auftritten außerhalb des Platzes, trotz Özil-Desaster, trotz massiver Fankritik sieht die Führung der Nationalmannschaft offenbar das Problem nicht bei sich. Oder sie hat keine Fakten, um diese Probleme verständlich darzustellen.

Wer mehr erwartet hat: Pech gehabt.

Auch eine Erkenntnis nach zwei Monaten Schweigen.