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Max von Stuckrad-Barre·19. August 2022
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Max von Stuckrad-Barre·19. August 2022
Nach zwei Bundesligaspieltagen fällt auf, dass zahlreiche Bundesligisten nicht mit Einzelspitze spielen, sondern vermehrt auf Sturmduos setzen. Wir nehmen vier sehr unterschiedliche Paare unter die Lupe, die stellvertretend für die möglichen Kombinationen in der vordersten Reihe stehen.
Besonders den FC Bayern kennen wir eigentlich nur noch mit einsamer Spitze. Was logisch ist: Robert Lewandowski braucht keinen Sturmpartner, um eine Liga kaputt zu schießen. Jetzt, da der Pole sich LaLiga vorknöpft, stellt sich die Münchner Offensive allerdings anders auf. Julian Nagelsmann setzte sowohl im Super Cup als auch in den ersten zwei Bundesligapartien auf ein 4-2-2-2 mit Serge Gnabry und Sadio Mané als flexible Doppelspitze.
Dabei wurde vor allem klar: Wer vorne zwei Weltklassespieler drin hat, braucht nicht unbedingt einen echten Neuner. Besonders am ersten Spieltag gegen Frankfurt bewies der neue FCB-Sturm, dass er den Verlust des Toptorschützen ohne größere Probleme auffangen kann. Da es nun, anders als mit Lewandowski, im System der Bayern keinen echten Zielspieler mehr gibt, ist das Spiel des Rekordmeisters deutlich weniger ausrechenbar.
Zurück in der Bundesliga hat der FC Schalke 04 einen ziemlich klaren Plan: Bloß nicht unnötig viel Fußball spielen. Königsblau will die Dinge in dieser Saison nicht verkomplizieren und hat deshalb mit Frank Kramer einen Trainer engagiert, der für Schnörkellosigkeit steht. Auf dem Platz heißt das: Schalke will den Ball nicht haben und wenn er doch mal in die eigenen Reihen gerät, wird er lang nach vorn geschlagen.
Wo im Idealfall zwei Zielspieler bereitstehen. Die Doppelspitze des Schalker 4-4-2 soll hauptsächlich Bälle festmachen und Flanken verwerten. Am Wochenende gegen Gladbach waren es zu Anfang Simon Terodde (1,92) und Marius Bülter (1,88 m), Sebastian Polter (1,92 m) kam von der Bank. Für die klaren Aufgaben des Sturms setzt man auf Schalke also auf klare Kanten.
Auf einer Pressekonferenz nach einem möglichen Spitznamen für seine Partnerschaft mit Marvin Ducksch gefragt, schlug Niclas Füllkrug vor, die beiden doch „die hässlichen Vögel“ zu nennen. Auch wenn wir uns hier natürlich kein Urteil erlauben, inwiefern der Spitzname mehr oder weniger treffend ist, wirft er doch eine interessante Frage auf: Wie findet man die richtigen Worte für das Sturmduo Füllkrug/Ducksch?
Auf den ersten Blick könnte man im Bremer Angriff zur gleichen Diagnose wie bei Schalke kommen. Beide sind 1,88 m groß, würden also theoretisch auch als Zielspieler für lange Bälle und Flanken taugen. Im Spiel sieht das Ganz allerdings deutlich anders aus.
Besonders Ducksch kippt immer wieder ins Mittelfeld ab und nimmt sich Zeit für Dribblings, aber auch Füllkrug lauert keineswegs nur auf lange Bälle. Die Tore der beiden waren in der vergangenen Zweitligasaison immer wieder das Ergebnis von Kombinationsfußball, den Werder – so sah es an den ersten beiden Spieltagen aus – auch in der ersten Liga fortsetzen will.
Dass Red Bull Leipzig mit Christopher Nkunku und dem zurückgekehrten Timo Werner zwei der besten Bundesliga-Stürmer zur Verfügung hat, ist keine allzu steile These. Beide sind schnell, technisch versiert und haben am Wochenende gegen Köln getroffen. Also alles tutti in der RB-Offensive, oder?
Eben nicht. Denn auch das schnellste, technisch versierteste und abschlussstärkste Sturmduo nützt nur wenig, wenn der Rest der Mannschaft nicht mitmacht. Und mit Rest ist hier die Restverteidigung gemeint, der RB-Boss Oliver Mitzlaff nach dem Remis gegen Köln attestierte, „nicht bundesliga-tauglich“ zu sein. Wer sein Sturmpaar also nicht absichert, wird daran nur wenig Freude haben.