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·9. Oktober 2024

Jürgen Klopp zu Red Bull: ein Schock für die Fußballwelt

Artikelbild:Jürgen Klopp zu Red Bull: ein Schock für die Fußballwelt

Ausgerechnet der beliebteste Repräsentant der guten alten Zeit legitimiert plötzlich ein Konstrukt wie RB Leipzig. Die Folgen sind nicht absehbar

Eine große Linie verbindet alle seine Trainerstationen: Jürgen Klopp hat immer für Traditionsvereine gearbeitet. Acht Jahre Mainz 05, sieben Jahre Borussia Dortmund, neun Jahre FC Liverpool: In 822 Pflichtspielen holte er auch deshalb einen sensationellen Punkteschnitt von 1,87, weil er jedesmal eins wurde mit Verein, Fans und Mannschaft. Er war bei jedem Klub gelebte Tradition.


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Das alles muss man im Hinterkopf haben, wenn man die Knaller-Nachricht vom Mittwochmorgen verstehen will. Jürgen Klopp wird, wie Bild enthüllt hat, "Global Head of Soccer" bei Red Bull. Das heißt: Weltchef bei einem Konstrukt, das keine Tradition pflegen kann, weil es keine hat, aber Fußball als Marketinginstrument versteht. Klopp ist jetzt Red Bulls wichtigster Markenbotschafter.

Das ist für alle ein Schock, die Jürgen Klopp als letzten Verfechter der guten alten Fußballwelt vereinhamt haben. So kann man sich täuschen: Er wird in seinem neuen Job um die Welt fliegen, damit die sechs Klubs seines Arbeitgebers mit besserem Fußball helfen, Getränkedosen zu verkaufen. Leipzig, Salzburg und Leeds, New York, Brasilien und Japan: Das sind jetzt seine Märkte.

Man kann ihm die neue Aufgabe (ab 1. Januar) nur bedingt übelnehmen. Unbestritten ist ja: Die Red-Bull-Mannschaften spielen attraktiven Fußball, investieren in Jugendarbeit und sind bei der Verbindung von Ballsport und Business mitunter ehrlicher als Traditionsvereine, die ihr aggressives Geschäftsgebahren unter dem Deckmantel "e.V." falsch etikettieren.

Nur: Bisher galt Klopp stets als einer der ihren. Sein Bekenntnis zu Red Bull legitimiert plötzlich RB Leipzig als Konstrukt, für das man sich als Repräsentant der guten alten Zeit nicht mehr schämen muss. An den Gedanken müssen sich alle Ultras wie alle anderen RB-Hasser, die's mit Klopp halten, erst noch gewöhnen: Ihr Liebling macht jetzt Klubs wie RB Leipzig salonfähig.

Für Red Bull-Boss Oliver Mintzlaff ist die Personalie ein großer Erfolg. Er selbst konnte mit seiner kalten Argumentationslinie die Fußballbasis nie von sich und seinem Arbeitgeber überzeugen. Daran änderten auch Siege im DFB-Pokal nichts: Zu viele Bundesliga-Vereine gratulierten nicht einmal. Gegner verweigerten den gemeinsamen Fanschal oder erwähnten die Vorsilbe "RB" aus Prinzip nicht.

Die Verweigerungshaltung fällt bei einem Sympathieträger wie Jürgen Klopp schwerer. Man darf gespannt sein, wie ihn der Anhang der Traditionsvereine in den Stadien empfangen wird: ob die Fans happy sind, dass er zurück auf der großen Fußballbühne steht - oder ob sie ihn nun für käuflich halten. Die Antwort auf diese Frage ist entscheidend für die Zukunft des deutschen Fußballs.

Denn es ist ja eine ausgemachte Sache, wenn auch unbestätigt, dass Klopp 2026 Nachfolger von Julian Nagelsmann als Bundestrainer werden soll. Wird man ihm verzeihen, dass er vorher zwei Jahre lang für Red Bull gearbeitet hat? DFB-Geschäftsführer Andreas Rettig ist bekennender Gegner des RB-Konstrukts und wollte seinerzeit sogar die Lizensierung für die Bundesliga vereiteln.

In den nächsten Tagen werden wir deshalb unzählbare Stellungnahmen zur Klopp-Personalie lesen. Weil er ein kluges Management hat (Marc Kosicke), wird Klopp die öffentliche Aufregung vorausgesehen und bei seinen Verhandlungen mit Red Bull eingepreist haben. So ist der Profifußball heute: ein großes Stück Kalkül. Und auch das hat inzwischen Tradition. Übrigens nicht nur bei Red Bull.

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