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OneFootball·27. Oktober 2022
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OneFootball·27. Oktober 2022
Vor einem Jahr erzählte Josh Cavallo der Welt, dass er ein schwuler Profifußballer ist. Das Echo war erwartet groß, immerhin ist er aktuell der einzige Spieler, der das öffentlich zugibt. Doch für den 22-Jährigen war es genau die richtige Entscheidung, wie er im Gespräch mit OneFootball erklärt.
Er könne sich noch genau daran erinnern, wie es war, als er seinen Mitspielern beim australischen Team Adelaide United verraten hatte, dass er schwul sei. Es sei großartig gewesen, „die Reaktion von jedem Spieler zu sehen. Sie sagten: ‚Josh, wir sind so stolz auf dich, dass du diesen Schritt gehst, dass du dich damit wohl fühlst, wer du bist und es uns erzählst.“ Wenige Minuten später hätten sie bereits wieder über Fußball gesprochen „und es hat mich so glücklich gemacht, dass es ihnen nichts ausgemacht hat“.
Die Entscheidung habe sich sogar positiv auf seine Leistungen im Training und während der Spiele ausgewirkt, da er sich endlich nicht mehr verstellen musste, sondern einfach auf Fußball konzentrieren konnte: „Josh konnte zum ersten Mal Josh Cavallo sein und das war etwas, vor dem ich mich mein ganzes Leben lang versteckt hatte. Es war so eine Erleichterung.“
Vorher habe er sich immer Gedanken machen müssen, die gar nichts mit seiner professionellen Entwicklung zu tun hatten. Das ist nun anders: „Beim Training und in der Umkleide musste mich mir keine Sorgen mehr machen, mein Privatleben und das alles zu verstecken. Während der Trinkpause im Training musste ich nicht mehr vorausdenken, was ich sage, wenn mich jemand fragt, was ich außerhalb des Fußballs mache, mit wem ich rumhänge.“
Natürlich sei aber auch nicht alles einfach gewesen. Von heute auf morgen war eine Menge Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet, der er gerecht werden wollte, aber auch musste. „Es bringt eine riesige Verantwortung mit sich. Ich bin aber definitiv bereit dafür und nehme es an.“ Vor allem helfe ihm dabei, „wenn ich höre, dass ich einen Einfluss auf das Leben von Menschen hatte und ich ihnen in ihrem Leben geholfen habe.“
Gary Linker hatte vor kurzem Fußballer dazu aufgefordert, bei der WM in Katar zu verkünden, dass sie schwul seien. Natürlich vor allem im Hinblick auf die grundsätzlich furchtbare Menschenrechtslage in dem Land, im Speziellen aber auch im Umgang mit Mitgliedern der LGBTQ+-Community. Cavallo sieht das aber anders. Er möchte niemanden dazu auffordern, der vielleicht noch nicht bereit dazu ist.
„Es ist eine schwere Reise. Jeder ist an einem anderen Punkt in seinem Privatleben und manche Menschen möchten sich schon morgen outen. Andere Menschen möchten das aber in ihrem ganzen Leben nicht tun.“ Viel mehr müsse es jedem möglich gemacht werden, diese Entscheidung selbst zu treffen. Die Entwicklung stimme ihn aber positiv. „Es ist einfach fantastisch zu sehen, dass sich seit meinem Coming Out immer mehr Leute, etwa Schiedsrichter und Fans, outen und so die LGBTQ+-Community mit jedem Tag größer und größer wird.“
Es sei natürlich noch ein weiter Weg, doch es gehe zumindest in die richtige Richtung. „Die Konversationen, die wir über den Austragungsort und den Gastgeber der WM haben … Wir erreichen etwas und wir sprechen über die richtigen Themen.“
Er selbst könne sich auch noch an die Zweifel erinnern, die ihn plagten, bevor er seine Homosexualität öffentlich machte. „Ich habe mich auf unbekanntem Grund bewegt, wusste nicht, ob es eine Zukunft und einen Platz für mich gibt.“ Letztlich habe er jedoch genau die richtige Entscheidung getroffen. Im letzten Jahr habe er noch gezweifelt, ob er überhaupt mit Fußball weitermachen wolle, wenn er nicht er selbst sein könne. Er habe sich aber gesagt, dass beides möglich sei und er etwas ändern wolle. Nun könne er endlich von seiner Zukunft träumen.
Irgendwann wolle er mal gegen seine Helden Lionel Messi und Jadon Sancho spielen. „Das ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich mich zurücklehnen und mir meine Zukunft ausmalen kann. Ich kann mir vorstellen, was ich in fünf oder zehn Jahren sein will“, so Cavallo.
Das Interview führte unsere englischsprachige Kollegin Chloe Beresford.