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·13. November 2024
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·13. November 2024
Eintracht Frankfurt steht aktuell in der Tabelle glänzend da, rangiert noch vor Meister Bayern auf Platz zwei. Im jüngsten Topspiel der Frauen-Bundesliga konnten die Adlerträgerinnen Bayern München einen Punkt abluchsen. Die Eintracht überstand eine durchwachsene erste Halbzeit, mit einigem Glück und Torhüterinnen-Können, bevor sie dann eiskalt zurückschlug, und dabei dem unbarmherzigen Münchner Nebel trotzte.
Im Stil eines Spitzenteams also, wie man es so schön und euphemistisch nennt. Frankfurt hat nun Wolfsburg besiegt und musste sich auch Bayern auswärts nicht geschlagen geben. Den zweiten Tabellenplatz errang die SGE dann mit einer echten Machtdemonstration, einem 8:0 gegen Köln.
Der Fight um die Schale der Bundesliga könnte zum ersten Mal seit Langem ein echter Drei- statt Zweikampf werden. Frankfurt hat sich in wenigen Jahren nach oben gearbeitet. Ist die SGE jetzt schon da, wo sie hinwill, ist sie schon ein echtes Topteam? Ein Pro und Contra.
Eintracht Frankfurt hat sich mittlerweile einen Namen damit gemacht, Leistungsträgerinnen für den Verein möglichst früh und möglichst lange an sich zu binden. So stehen beispielsweise heutige Stammspielerinnen wie Tanja Pawollek (seit 2016), Sophia Kleinherne, Laura Freigang, Geraldine Reuteler (alle seit 2018) und Barbara Dunst (seit 2019) alle bereits seit einigen Jahren bei der Eintracht unter Vertrag.
Über diese Zeitspanne hinweg gab es genug Gelegenheit, um als Team zusammenzuwachsen und die gegenseitige Abstimmung zu optimieren. Angeleitet wird und wurde das von Cheftrainer Niko Arnautis, der schon seit 2017 die erste Mannschaft der SGE coacht. Er hat eine feste Spielidee entwickelt, die auf seine Schützlinge bestens abgestimmt ist.
Die gelungene Kombination aus gutem Mannschaftsklima und erfolgreicher Entwicklung über die vergangenen Jahre hat es unter anderem auch möglich gemacht, weiterhin ein attraktives Umfeld auch für international bekannte Spielerinnen wie Freigang und Kleinherne zu bieten, die mehrfach Offerten aus dem Ausland erhalten haben sollen, aber sich stattdessen vorerst für einen Verbleib bei der Eintracht entschieden.
Die Statistik spricht wie man es so schön sagt für sich. Das Produkt aus dieser langjährigen Arbeit scheint nun langsam aber sicher ihre Früchte zu tragen. Bereits in den letzten Saisons mischte die Eintracht um die vorderen Plätze mit und sicherte sich über drei Spielzeiten in Folge Platz drei hinter dem FC Bayern München und VfL Wolfsburg. Die Abstände nach vorne waren da noch in den meisten Fällen recht deutlich, was mittlerweile jedoch ganz anders aussieht.
Die SGE belegt derzeit Platz zwei mit 20 Punkten, zwei Zähler hinter Tabellenführer VfL Wolfsburg und punktgleich mit dem FC Bayern. Vor dem Deutschen Meister liegen die Adlerträgerinnen aufgrund der außergewöhnlich guten Tordifferenz von 31:5. Das entspricht sowohl der besten Offensive als auch besten Verteidigung der Liga.
Zum erfolgreichen Angriffsspiel tragen Akteurinnen wie Laura Freigang mit den meisten geschossenen Toren in der Liga sowie Barbara Dunst und Nicole Anyomi bei, die mit ihren fünf bzw. vier Torvorlagen ebenso aktuelle Bestwerte verzeichnen. In der Verteidigung machen es unterdessen Torhüterin Stina Johannes und das eingespielte Innenverteidiger-Gespann aus Kleinherne und Sara Doorsoun jedem Gegner schwer, an ihnen vorbeizukommen.
Darüber hinaus hält die Mannschaft auch mit einer Punktzahl von 7.25 laut Sofascore den besten Gesamtwert und liegt auch in den Statistiken für herausgespielte Großchancen (40) und Schüsse auf das Tor an erster Stelle.
Bereits zwei Hattricks hat Laura Freigang in dieser Frauen-Bundesliga-Saison erzielt. Damit kommt die Offensivspielerin nach Abschluss des 9. Spieltags auf stolze zehn Treffer - aktueller Bestwert in der Liga. Zum Vergleich: In der letzten Saison erzielte die 26-Jährige über alle Spieltage hinweg neun Tore. Und der Knoten scheint nicht nur bei Freigang geplatzt zu sein, auch ihre Mitspielerinnen haben derzeit einen Lauf.
Seit dem Saisonstart schoss die SGE in gleich drei Spielen mehr als fünf Tore (8:0 gegen den 1. FC Köln, 6:0 gegen den SC Freiburg und 6:0 gegen den 1. FFC Turbine Potsdam). Mit ihrem schnellen Umschaltspiel und Passgenauigkeit in die Tiefe ist die Eintracht-Offensive nur schwer zu stoppen. So gelang es der Mannschaft von Niko Arnautis sogar, sowohl gegen Bayern als auch Wolfsburg Punkte zu sammeln und zu treffen. Besonders hervorzuheben ist das 3:0-Erfolgserlebnis gegen die Wölfinnen, als die Eintracht ihre ganze Klasse und Qualität auf den Platz bringen konnten.
Ein sehr gut eingespieltes Frankfurter Team ist mittlerweile richtig ins Rollen gekommen und macht den Titelkandidaten so große Konkurrenz wie schon lange nicht mehr. In einer Saison, in der die obere Tabellenhälfte so knapp beieinanderliegt wie schon lange nicht mehr, muss die Eintracht aufgrund ihrer aktuellen Leistung zu den absoluten Top-Teams der Liga gezählt werden.
Die Frage, ob die Eintracht schon ein echtes Topteam ist, führt zwangsläufig zu einer zweiten, grundlegenderen Frage: Was zeichnet ein echtes Topteam aus? Der Begriff ist einer, mit dem in der Sportwelt gerne jongliert wird, aber der kaum definiert ist.
Erstes Kriterium sind natürlich die sportlichen Leistungen: Ein Topteam muss spitze sein, eins der besten in der Liga. Aber im Begriff Topteam schwingt auch mehr mit als nur Exzellenz auf nationaler Ebene: Ein Topteam sollte auch international gefürchtet sein. Zweitens braucht ein Topteam eine eigene Identität, eine Spielphilosophie.
Drittens darf der Erfolg nicht kurzfristig sein, sondern die Bedingungen für Top-Platzierungen müssen langfristig angelegt sein. Kein One-Hit-Wonder eben. Dazu gehört, dass der Verein seine Spielerinnen halten kann und ein attraktiver Standort ist, nicht bloß eine Zwischenstation.
Aber eigentlich könnte man all das auch viel einfacher zusammenfassen: Ein Topteam ist eins, wenn es von den anderen als solches anerkannt wird. Wenn niemand gerne dorthin reist, es vielleicht sogar eine Aura der Unbesiegbarkeit gibt, wenn sich das Team von den anderen abgehoben hat und gefürchtet ist: Dann ist es ohne Zweifel ein Topteam. Ist das bei Eintracht Frankfurt der Fall?
Keine Frage, es freut sich wohl kein deutscher Frauenfußball-Klub, wenn er im DFB-Pokal nach Frankfurt muss, oder die entscheidenden Punkte gegen den Abstieg gegen die SGE holen muss. Auch die zertifizierten Topteams Wolfsburg und Bayern freuen sich nicht: München hat in den letzten Jahren einige zähe Spiele gegen Frankfurt ausgefochten, Wolfsburg musste seit 2023 gleich zwei empfindliche Niederlagen (0:4 und 0:3) hinnehmen.
Genau hier liegt aber das Eintracht-Paradox: Die Ergebnisse gegen Bayern und Wolfsburg sind in den letzten Jahren immer besser geworden, aber gegen die Teams im Tabellenmittelfeld hat Frankfurt oft noch Probleme. Gegen die Abstiegskandidaten ist die Diva vom Main sehr souverän, lässt dort nie Punkte liegen - auch der jüngste Auftritt gegen desolate Kölnerinnen war beeindruckend.
In den Duellen gegen die solide Mittelklasse der Liga ist die SGE ebenfalls besser geworden, aber unschlagbar wirkt sie nicht. In dieser und der letzten Saison verlor Frankfurt gegen Leipzig, Essen, Leverkusen und Bremen. Alles Teams, die davon träumen, Frankfurt den Champions-League-Qualifikationsplatz wegzunehmen - auch wenn das noch ein weit entfernter Traum ist.
Die Niederlage gegen Bremen war diese Saison der Makel und sorgt dafür, dass Frankfurt trotz guter Ergebnisse gegen Bayern und Wolfsburg nicht von der Tabellenspitze grüßt. Es war eine unglückliche Schlappe, die auch einer starken Torhüterinnen-Leistung von Livia Peng geschuldet war. Aber auch ein kleines Erwachen aus den Träumen; eine Erinnerung, dass es auch gegen diese Teams Topleistungen braucht.
Die Mittelfeld-Teams tun sich gegen Wolfsburg und Bayern - und auch untereinander - deutlich schwerer, sodass Frankfurt seine Position komfortabel behaupten kann. Trotzdem wirkt die SGE nicht ganz unanfechtbar. Das ist völlig normal, und gegen einen Tabellenfünften zu verlieren, ist keine Schande.
Nur ist es in der letzten Saison zu oft passiert, um schon einen Topteam-Status zu haben. Eine Ungeschlagen-Serie wie die der Bayern (44 Spiele am Stück in der Liga), die jüngst gegen Wolfsburg zuende ging: aktuell noch undenkbar.
Ansonsten erfüllt Frankfurt fast alle oben genannten Topteam-Kriterien: Die SGE hat ihre sportliche Qualität unter Beweis gestellt, hat einen klaren Spielstil, kann ihre Spielerinnen trotz des Interesses von größeren Vereinen halten.
Nur ein Punkt fehlt noch: Der internationale Erfolg der SGE bleibt noch aus. Frankfurt scheiterte diese Saison in der UWCL-Qualifikation, wie schon 2022. Die geringere Belastung ist in der Liga sicher ein Vorteil, aber für die SGE ist das erneute Aus trotzdem ärgerlich. Letzte Saison schaffte es Frankfurt mit einer starken Leistung in die Gruppenphase, aber musste dort gegen Benfica Lissabon Lehrgeld zahlen und schied aus.
Um sich auch auf internationaler Bühne als neuer Name zu präsentieren, sind Erfolge in der Champions League unerlässlich. Die Reform der Königsklasse könnte Frankfurt da aber in die Karten spielen, zukünftig wird in einer Liga statt in Gruppen gespielt.
Frankfurt fehlen also noch zwei Punkte: die Anerkennung als absolutes Spitzenteam durch bessere Ergebnisse gegen Mittelfeld-Teams, und internationale Erfolge. Bei beiden Punkten gab es in den letzten Jahren große Verbesserungen, sodass Eintracht-Fans zuversichtlich in die Zukunft schauen können. Noch ist man kein absolutes Topteam, aber die Richtung stimmt.
Trotzdem ist es kein Selbstläufer, und Frankfurt darf sich keineswegs auf seinem Vorsprung ausruhen. Die finanzielle Lücke zu Bayern und Wolfsburg bleibt enorm, sodass Frankfurt stets doppelt so gut arbeiten muss, um oben mitzuspielen.
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