dieblaue24
·30. Juli 2025
Investoren-Krimi bei 1860: Die „SPORT BILD“ klärt auf

In partnership with
Yahoo sportsdieblaue24
·30. Juli 2025
Wer heute zufällig an einem Zeitschriftenhandel vorbeigeht, sollte sich die „SPORT BILD“ oder die „WELT“ kaufen, denn der Titel ist verheißungsvoll: „Investoren-Krimi bei 1860 München“. Anhand zahlreicher interner Dokumente enthüllt der Springer-Verlag die Hintergründe, warum der vom Klub schon als perfekt gemeldete Verkauf der Ismaik-Anteile an ein Schweizer Unternehmen geplatzt ist. Mittendrin Matthias Thoma, mit dem db24 vor einigen Tagen als erstes Medium exklusiv gesprochen hat. Er bestritt dabei, dass er der Investor sei, sondern nur als Vermittler gearbeitet hat.
Thoma, deutscher Staatsbürger, schickte am 24. April eine Mail an Ismaiks Statthalter: „Wären Sie an einem Gespräch interessiert, um einen möglichen Verkauf zu diskutieren?“ Nachdem beide Seiten eine Vertraulichkeitsvereinbarung unterschrieben hatten, erhielt Thoma – wie alle anderen Interessenten auch – einen Fragenkatalog der HAM. Thoma, der als Managing Director einer Treuhandgesellschaft in Genf für eine Gruppe von Investoren mit deutschen und Wurzeln auftrat, schwärmte vom „Traditionsverein mit tieferen Wurzeln als viele andere“: „Der Verein verdient eine neue Chance , um eine Rückkehr in die ersten beiden Ligen zu versuchen.“ Das Angebot lag bei rund 50 Millionen Euro. Für einen Verein, der außer die Marke wenig bieten kann, eine astronomische Summe.
Laut „SPORT BILD“ stellt Thomas Schweizer Treuhänder Oliver Böckmann, CEO der Pilatus Verwaltungs AG in Cham, am 26. Mai die geforderte Bonitätsprüfung aus. Darin wird Thoma bestätigt, „dass die Bonität Ihrer Firma hinreicht, um zum Stichtagstermin 30. Juni 2025 die Aktien des Vereins zu erwerben, Schulden abzutragen sowie neue Investitionen in den Spielbrtreib und einen Austragungsort zu tätigen.“
Die Ismaik-Seite habe laut dem Blatt einen Compliance Check durchführen lassen, der keine Auffälligkeiten ergab. Danach gab es eine Video-Schalte zwischen Thoma und Sport-Bürgermeisterin Verena Dietl, in der der Investoren-Vertreter der Stadt zusicherte, sich am Ausbau des Grünwalder Stadions zu beteiligen. Diskutiert wurde auch, ob die Möglichkeit bestünde, dass die Spielstätte gegebenenfalls auf Erbbaurecht auf den Klub übergehen könne. Dietl zeigte sich offen für die Pläne.
Nachdem zwischen der Ismaik-Seite und Thoma alles ausgehandelt war, traf man sich am 3. Juli bei einem Frankfurter Notar. Alle Verträge standen unter aufschiebender Bedingung der Zahlung des Kaufpreises. Dieser war sofort, spätestens jedoch ohne schuldhaftes Zögern fällig. Es war zudem absolutes Stillschweigen vereinbart. Doch kurz vor der Mitgliederversammlung teilte das Präsidium Reisinger der HAM-Seite mit, dass man im Rahmen des Rechenschaftsberichts die Mitglieder über die Transaktion informieren müsse. Ismaiks Berater stimmten zähneknirschend zu – nicht involviert war aber Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik, der in der Pressemitteilung zitiert war, diese aber nicht freigegeben hatte. Vermutlich ist das auch der Grund, warum Ismaik seinen Bruder Yahya und Anwalt Andrew Livingston aus dem Aufsichtsrat entfernt hat. Saki Stimoniaris war nicht involviert in die Verkaufsgespräche.
Zurück zum Procedere: Ismaik wartete auf den Zahlungseingang, währenddessen sich Thoma immer wieder herausredete, u.a. erklärte der 57-Jährige, er hätte Schwierigkeiten mit der Schweizer Bank wegen der Due Diligence oder technische Probleme mit seinem Mail-Account, berichtet „SPORT BILD“. Am 9. Juli schrieb die Ismaik-Seite eine mahnende Mail an Thoma, nachdem die geplante Präsentation an der Grünwalder Straße 114 ins Wasser fiel. Thoma vertröstete alle Beteiligten und forderte in einer Mail: „Sie halten jetzt Bittei ihre Zunge und Füße still, damit wir das abschließen können. Die Alternativen werden für niemanden von Vorteil sein. Nicht nur in finanzieller Hinsicht, denn ich weiß, dass das nächstbeste Angebot nicht einmal annähernd so gut war. Sondern auch in Bezug auf das Image in der Öffentlichkeit.“
Am 17. Juli stellte die Ismaik-Seite Thoma ein letztes Ultimatum – die Frist: 18. Juli, 12 Uhr. Das Geld kam nicht – und Ismaik stoppte am 20. Juli den geplanten Verkauf. Thoma, den db24 vor dem geplatzten Deal bereits als „PhanTHOMA“ skizzierte, schrieb der Vermittler: „Ich bin kein Richter. Ich will nicht den Ausgang dieses Verfahrens vorwegnehmen. Nur zwei Dinge sind sicher: Es werden sich noch mehr Menschen blamieren. Und die Einzigen, die mit Sicherheit Geld verdienen werden, sind die Anwälte auf beiden Seiten.“ Außerdem schlug Thoma vor, dass Ismaik zustimmen solle, dass der Kaufvertrag weiter gültig bleibe – und der Mehrheitsgesellschafter außerdem seine Posts in Social Media löschen solle. Die „SPORT BILD“ schreibt, für die Ismaik-Seite seien Thoma und Böckmann Scharlatane und die Tür endgültig zu.
Aufgrund der Berichterstattung über den geplatzten Deal hat sich bei der Ismaik-Seite inzwischen ein Anwalt gemeldet, dessen Mandant Anfang Juli eine Immobilie in Süddeutschland verkauft hatte: An Thomas Helvetic Corporate Finance AG mit Sitz in Genf. Und einer Bonitätsprüfung von Böckmann. Gegenüber „SPORT BILD“ bestätigte der Mandant: Bis zum Fristablauf vorige Woche wurde der Kaufpreis nicht bezahlt.