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·19. August 2025

Historisches im Kommen: Wie reif sind Conte und die SSC Neapel für die Scudetto-Verteidigung?

Artikelbild:Historisches im Kommen: Wie reif sind Conte und die SSC Neapel für die Scudetto-Verteidigung?

Eine Stadt in Himmelblau – im Mai lieferte Neapel einzigartige Bilder, die um die Welt gingen. Die SSC und ihre frenetische Anhängerschaft durften den zweiten Scudetto binnen drei Jahren bejubeln. Und im kommenden Frühsommer soll Historisches gelingen. Die Voraussetzungen dafür stimmen – was auch an einem Königstransfer liegt.

Man hatte sich viel erhofft, als man Antonio Conte im vergangenen Sommer den Trainerposten in Neapel anvertraute. Dass die erste Saison der italienischen Trainerlegende gleich im Scudetto münden würde, hatten nach einem Jahr des Umbruchs allerdings die wenigsten erwartet. Doch die SSC wusste vom Saisonstart weg zu überzeugen. In der Serie A wurden konstant Siege eingefahren und wenngleich die überraschende Konstanz wohl auch der Tatsache geschuldet war, dass man durch das Verpassen eines internationalen Wettbewerbs nur auf zwei Hochzeiten tanzte, war Contes Handschrift früh klar erkennbar. In erster Linie ging es dem 56-jährigen Fußballlehrer schon immer darum, defensiv kompakt zu stehen und wenig anbrennen zu lassen. Dass das herausragend gut funktionierte, machten gerade einmal 27 Gegentreffer deutlich, die Napoli in der abgelaufenen Ligasaison kassierte.


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Der Meistertrainer bleibt – und bekommt seinen Königstranfer

Vorne mussten die Azzurri im Winter zwar einen schmerzhaften Verlust verkraften, weil sich Khvicha Kvaratskhelia nach Paris verabschiedete. Doch Romelu Lukaku und auch der überraschend stark auftrumpfende Scott McTominay sorgten für die nötigen Toren und waren am Ende mit der ausschlaggebende Faktor dafür, dass sich die SSC Neapel am Ende in einem Fotofinish im Fernduell mit Inter durchsetzte.

Im Sommer entschied sich Conte nach langem Hin und Her schließlich, das Erfolgsprojekt fortzuführen – auch weil die Verantwortlichen um Präsident Aurelio De Laurentiis die vom impulsiven Transfers immer wieder gerne geforderten Kaderverstärkungen garantierten. Der absolute Königstransfer kommt aus Manchester: Kevin De Bruyne wird fortan unter dem Vesuv Fußball spielen und dürfte der Mannschaft neben Glanz und Glamour die bislang fehlende fußballerische Kreativität verleihen. Ist die SSC in der kommenden Saison also noch stärker?

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Foto: IMAGO

Neuer Konkurrenzkampf im Tor und in der Abwehr

Im Tor lässt sich diese Frage schon mal  klar mit Ja beantworten. Der langjährige Ladenhüter Alex Meret war in der abgelaufenen Saison mit 17 Weißen Westen Führender in dieser Kategorie – die Belohnung war eine Vertragsverlängerung bis 2027. Und doch ist sein Stammplatz nicht sicher. Denn: In Vanja Milinkovic-Savic verstärkten sich die Partenopei mit einem der besten Keeper der Serie A – der 28-Jährige wurde für eine Leihgebühr von 15 Millionen Euro vom FC Torino losgeeist.

Investitionen gab es auch in der Viererkette davor. Wenngleich Napoli dort über ein funktionierendes Konstrukt um Kapitän Giovanni die Lorenzo und Amir Rrahmani verfügt, die gleichzeitig auch einen Teil der Führungsachse bilden, sah Conte noch Bedarf. Sam Beukema kam für 31 Millionen Euro von Ligakonkurrent Bologna und dürfte zusammen mit Rrahmani künftig das Innenverteidiger-Pärchen bilden. Mit dem jungen Luca Marianucci, der für neun Millionen Euro aus Empoli kam, hat Conti nun Perspektive und auch mehr Breite, was bei der nun kommenden Dreifachbelastung mit der Champions League wichtig sein wird.

Herzstück Mittelfeldzentrum – vorne schließt und öffnet sich eine Baustelle

Das Herzstück Neapels ist die Mittelfeldzentrale. Im 4-3-3, für das Conte von seiner erprobten Dreierkettenformation abwich, stachen schon letzte Saison Dirigent Stanislav Lobotka, der körperlich robuste Frank Anguissa und der torgefährliche Box-To-Box-Achter Scott McTominay (12 Saisontreffer) heraus. Königstransfer De Bruyne bringt nun ein Element, das der Mannschaft bislang fehlte: Kreativität, technische Finesse, Genialität. Der 34-jährige Belgier dürfte das Offensivspiel des vierfachen italienischen Meisters allein auf ein neues Level hieven.

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Foto: Getty Images

Und auf den ehemaligen Unterschiedsspieler von Manchester City wird es auch von Spieltag eins an ankommen. Denn: Stürmer Romelu Lukaku – mit 24 Torbeteiligungen der Meisterschaftsgarant in der abgelaufenen Saison – hat sich in einem Testspiel eine schwere Oberschenkelverletzung zugezogen und wird der SSC einige Monate, im schlimmsten Fall die gesamte Hinrunde, fehlen. Hier müssen die Süditaliener wohl nochmal auf dem Transfermarkt aktiv werden, denn Neuzugang Lorenzo Lucca, der zunächst per Leihe, dann per Kaufpflicht für 35 Millionen Euro aus Udine kommt, war eigentlich für die Kaderbreite oder als Ergänzung zu Lukaku bestimmt. Als alleinige Spitze hält Conte den 24-Jährigen, der seine Stärken im Kopfballspiel hat, wohl für zu limitiert. Bis zum Deadline Day könnte also noch etwas passieren, dem Vernehmen nach bemühen sich die Neapolitaner um eine Leihe von Rasmus Höjlund.

So bitter der lange Ausfall von Lukaku ist, so froh dürfte Conte darüber sein, in Noa Lang einen neuen Mann für den linken Flügel zu haben, der den kreativen Impuls und die Stärken im Eins-gegen-Eins mitbringt, die seit dem Abgang von  Kvaratskhelia in Neapel schmerzlich vermisst wurden. Der 26-jährige Niederländer hat der PSV konstant Tore und Vorlagen geliefert und dürfte die 25 Millionen Euro, die der italienische Meister nach Eindhoven überwies, wert sein. Wenn auch direkte Vergleiche mit Kvaratskhelia überzogen wären.

SSC Neapel: Reif für die Titelverteidigung?

Alles in allem verfügt die SSC über eine ausbalancierte Mannschaft, die in diesem Sommer keine gravierenden sportlichen Verluste erfahren musste, durch einige gezielte Transfers nochmal verstärkt wurde und mit De Bruyne einen absoluten Unterschiedsspieler dazugewonnen hat. Durch den endgültigen Verkauf von Victor Osimhen wurden sogar nochmal 75 Millionen Euro in die Kassen gespült. Die Verantwortlichen gehen also sogar mit einem Transferplus in die neue Saison und könnten damit auf den letzten Metern des Transfermarkttreibens noch einen Lukaku-Ersatz an Land ziehen.

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Foto: IMAGO

Der Verlust des 32-jährigen Belgiers schmerzt, und wenngleich sich alle Fans auf ein kongeniales belgische Duo freuten, dürfte die SSC Neapel vorerst auch ohne ihren Torjäger, dafür aber mit Schlüsselfigur De Bruyne zu den ganz heißen Anwärtern auf den Scudetto zählen. Zumal bei den Partenopei weiterhin Meistertrainer Conte am Ruder sitzt – während viele andere Topteams ihren Übungsleiter wechseln mussten, darunter der ärgste Konkurrent Inter. Zwar warnt Conte vor zu hohen Ambitionen, man müsse ja schließlich erst „den zweiten Schritt machen, bevor wir über den dritten nachdenken können“, so der fünffache Scudetto-Träger. „Wenn ich sage, dass wir noch in der Entwicklung sind, meine ich damit auch, dass wir verschiedene Lösungen ausprobieren. Das haben wir auch in der letzten Saison getan.“

Dennoch war das Resultat die Meisterschaft. Und hört man sich unter den leidenschaftlichen Anhängern der Azzurri um, so machen auch diese keinen Hehl draus, dass eine Stadt und eine Region von der ersten Scudetto-Verteidigung ihres Bestehens träumen. Dass jene Hoffnungen im kommenden Mai Realität werden, ist nach Lage der Dinge zumindest mal im Bereich des Realisierbaren.

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