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Vertikalpass

·18. September 2022

Historisch schlecht

Artikelbild:Historisch schlecht

Nach Mislintat-Kult und Wehrle-Bashing, nach einer lächerlichen Pressekonferenz und über 10.000 Unterschriften für eine Vertragsverlängerung des Sportdirektors passte sich die Mannschaft dem Niveau der Führungskräfte an: Sie legte einen desaströsen Auftritt hin.

Eigentlich ist es keine große Sache gegen einen Champions League-Teilnehmer wie Eintracht Frankfurt 1:3 zu verlieren. Aber nur dann, wenn der VfB gegen Gegner auf vermeintlicher Augenhöhe dreifach punktet. Deshalb schmerzen die fehlenden Punkte gegen Schalke 04, Werder Bremen und den 1. FC Köln, auch wenn die Leistungen teilweise recht ordentlich waren (oder wurden sie schön geredet?). Nur in der Tabelle werden keine Blumensträuße aufgeführt, sondern Punkte. In 24 Spielen in 2022 lediglich drei Siege, in 25 Heimspielen in Serie jeweils mindestens ein Gegentor, nach sieben Spielen der Saison 2022/20023 noch ohne Sieg. Nicht nur außerhalb des Spielfelds, auch im Kerngeschäft Bundesliga liefert der VfB eine Horror-Show. Wahrscheinlich hilft jetzt nur nur eine Online-Petition, damit der VfB endlich den ersten Dreier einfährt.


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Der VfB ist also im Moment historisch schlecht – warum das so ist, hat man gegen Frankfurt gut gesehen: Versprungene Bälle, Ungenauigkeiten im Passspiel, einfallslos in der Offensive, anfällig in der Defensive, es wirkt so, als hätte der VfB gar keinen Plan wie man gegen Frankfurt zu spiele habe. Das sieht fast so aus, als ob die Spieler zum ersten Mal miteinander gespielt haben. Dazu Formschwächen von einigen Spielern, die zeigen: Nur wenn die gesamte Mannschaft ihre beste Leistung abrufen kann, reicht es in der Bundesliga zu einem Sieg. Dafür müssen alle an ihre Grenzen gehen und das hat Trainer Pellegrino Matarazzo gegen die Eintracht vermisst. Wir schrieben es letzte Woche: Der Punkt in München ist nur etwas wert, wenn gegen Frankfurt dieselbe Haltung und dasselbe Engagement gezeigt werden. Dies ist leider nicht gelungen und Matarazzo wie auch Sven Mislintat müssen sich fragen lassen, warum sie offensichtlich daran scheitern, das den Spielern zu vermitteln.

Im Mittelfeld herrscht beim VfB ein riesiges Loch, Räume bleiben einfach unbesetzt, so dass es der Eintracht mühelos gelingt, sich ohne jeglichen Gegnerdruck durchs Mittelfeld zu kombinieren – aber auch Offensivversuche (mehr waren es nicht) mit Leichtigkeit zu verteidigen. Matarazzo reagiert von außen taktisch auf dieses Problem nicht. Der VfB spielt auffällig oft über rechts, weil links Naouirou Ahamada meist nicht anspielbar ist und jeder Ball auf Wataru Endo geht, der rechts auf der Acht spielt und von Gegenspieler umzingelt ist. Das Spiel des VfB: einfalllslos, berechenbar, leicht zu verteidigen. Alles dauert viel zu lange, ist viel zu umständlich und wahnsinnig anstrengend anzuschauen.

Der VfB bekommt die Tore „nur“ durch Standards und die ersten beiden Gegentreffer sind mehr als unglücklich. Aber das sollte die Spielanalyse nicht überlagern. Dass der SGE nicht weitere Treffer gelingen, liegt an ihnen selbst. Sie haben sich in Stuttgart nicht gerade ein Bein ausgerissen, sie konnten den Sieg locker runterspielen, nachdem sie unter der Woche noch in Marseille gefordert waren. Sie hatten wohl mehr Lust am Kombinieren und wussten, sie können jederzeit zulegen, wenn es knapp werden sollte. Davon war der VfB weit entfernt, ausser ein paar ganz kurzen Spielphasen, in denen man als Zuschauer den Eindruck hatte, dass der VfB zurückkommt. Aber ehrlicherweise waren dies nie mehr als fünf Minuten, in denen Frankfurt einmal unter Druck kommt. Und zentral in der Abwehr bringt der VfB den 38-jährigen Makoto Hasebe noch nicht einmal ins schwitzen.

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Einen Grund zur Freude hat beim VfB immerhin einer: Thomas Kastanaras feiert sein Bundesligadebüt und wenn man dem kicker glauben darf, schoß er beim Einstand gleich ein Tor.

In der Abwehrkette hat man gesehen, dass es gut wäre, wenn Waldemar Anton, Hiroki Ito und Dinos Mavropanos nicht nur Druck vom Gegner hätten, sondern auch intern. Die Abwehrkette stellt sich quasi von selbst auf, alternative Aufstellungen mit Pascal Stenzel, Ata Karazor, Nikolas Nartey oder Endo sind nur Verlegenheitslösungen, wenn nicht sogar schlechte Notlösungen, es fehlt der Konkurrenzkampf. Dinos mit einem sehr fahrigen Spiel gegen Frankfurt, was womöglich daran liegt, dass er unter der Woche kaum trainieren konnte. Hätte Matarazzo eine vernünftige Alternative, wären seine Möglichkeiten größer. Die will Mislintat mit der Verpflichtung von Dan-Axel Zagadou erhöhen. Hoffen wir, dass der hochveranlagte französische Innenverteidiger beim VfB weniger oft verletzt ist als bei Borussia Dortmund.

Ist der Kader nicht gut genug, um sich von den Abstiegsrängen fern zu halten? Oder werden die Stärken der Spieler nicht entfaltet? Das muss der VfB der Länderspielpause analysieren, um danach endlich in die Spur zu kommen (die SZ hat die Frage bereits beantwortet). Es erwarten den VfB dann so unbequeme Gegner wie der VFL Wolfsburg und Union Berlin.

Zum Weiterlesen: Unser vertikalGIF „Die große Baustelle“

Stuttgart.International regt ebenfalls eine Petition für den ersten Saisonsieg an.

Die Ideen für Petitionen werden wohl so schnell nicht ausgehen:

Bild: Matthias Hangst/Getty Images

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