Hannover 96 und die „Big 8 Theory“ | OneFootball

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·27. März 2024

Hannover 96 und die „Big 8 Theory“

Artikelbild:Hannover 96 und die „Big 8 Theory“

Es ist immer noch Länderspielpause und uns ist gähnend langweilig. Die Finger müssen Tippen, der Kopf will arbeiten. Deshalb sind wir mal richtig nerdig geworden und in die Welt der tiefen Zahlen eingetaucht…

Wer bereits meinen letzten Team-Check gelesen hat, konnte viel Optimismus rauslesen, aber auch ein großes „Aber“. Diesem Einwand möchte ich mich hier kurz und hoffentlich verständlich widmen. Denn wenn man die aktuell acht bestplazierten Teams in 23 Kategorien auseinander pflückt, entsteht ein großes Meer aus Zahlen. Diese muss man dann erstmal in Zusammenhänge bringen und letztendlich in sinnvolle Sätze kleiden. Mein damaliger Professor für Publizistik wäre heute bestimmt stolz auf mich…

In der letzten Winterpause hatten wir bereits auf die zu geringe Laufbereitschaft, Sprints und oft schwächelnde Passquote unserer 96iger hingewiesen. Diese Werte waren selbst für uns Hobby-Analysten deutlich. Und wir hatten dafür noch nicht mal allzu tief in die Trickkiste geschaut. Rund drei Monate später -und viel hat sich hier leider nicht zum Guten verbessert.


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Grob gesagt, vergleicht man die aktuellen Top acht untereinander in verschiedenen Disziplinen wie Expected Goals, progressive Pässe, Tore, Chancenverwertung, Dribblings, Ballbesitz, Flanken, Interceptions, Laufdistanz, Sprints etc. (ich hatte die 23 prägnantesten Kategorien gewählt), so stehen unsere Roten wohl zurecht dort, wo sie tabellarisch stehen. Da sind teilweise Tiefstwerte dabei, bei denen ich erstmal aufstehen und mir ein neues Bier aufmachen musste…

Artikelbild:Hannover 96 und die „Big 8 Theory“

So sieht es aus, wenn wir in unserer Freizeit die Zahlen für euch crunchen.

Hannover weist einen niedrigen Expected Goals-Wert auf, feuert wenige Schüsse pro Spiel ab, legt nicht unbedingt Wert auf Ballbesitz, hat eine Passquote unter 80%, leistet sich die meisten Ballverluste und ist lauf/sprintfaul. Klingt übel, oder? Zusammen mit Kiel haben wir den drittschlechtesten Performance-Wert in der Spitzengruppe. Aber: wir besitzen einen hohen Wert an abgefangenen und zurückgewonnenen Bällen und eine hohe Effizienz in der Chancenverwertung. Das heißt, wir rennen zu wenig und verlieren gerne schlampig unsere Bälle, um sie durch hohe Pressing- und Zweikampfwerte wieder zu erobern und dann ruckzuck überraschend Tore zu erzielen. Entweder haben wir sehr viel Glück, oder tatsächlich eine verdammt gute Taktik dahinter!

Aber schauen wir mal genauer hin:

Grundsätzlich kann man aus meinem Gekrickel deuten, dass der Hamburger SV das stärkste Team der Liga ist, da er in 14 von 23 Kategorien am stärksten abschneidet. Viel Ballbesitz, viele Meter mit Ball am Fuß, hohe Passquote, erfolgreiche Dribblings, Interceptions und Tacklings, 10-mal ohne Gegentor und der expected goals-Wert wahnsinnig hoch… Nun gut, das war zu erwarten. Doch auch die Hamburger neigen immer wieder zu vergeigten Spielen und verpassten Chancen. Kiel, Düsseldorf und der Rest der Bande sind da übrigens auch nicht konstanter…

Artikelbild:Hannover 96 und die „Big 8 Theory“

Hannover 96 und Stefan Leitl haben noch wenige Tage Zeit, um den Reboot zu vollziehen.

St. Pauli als souveräner Tabellenführer hat viel Ballbesitz, spielt viele erfolgreiche Pässe, läuft und schießt viel. Das klingt nach einem guten Konzept, weshalb sie auch von der Spitze grüßen. Viele progressive Bälle nach vorne spielen sie nicht, sondern tragen das Leder lieber in Richtung Tor. Der große Bonus der Boys in Brown sind die langen (mal verdienten, mal glücklichen) Siegesserien. Das Spiel von Kiel ist durch überfallartiges Umschalten gezeichnet. Das durften wir ja bereits übel im Hinspiel und im Spiel davor erfahren. Hohe Quote an abgefangenen Bällen (9,5), dadurch auch 10-mal schon ohne Gegentor in dieser Saison. Viele progressive, steile Pässe, viele Sprints (5991), präzise Flanken (29,1%) und Großchancen (3,0). Klingt logisch. Schwächen nur bei der Präzision langer Bälle (45%), nun gut, bei der Menge an Fackeln bleibt das nicht aus.

Artikelbild:Hannover 96 und die „Big 8 Theory“

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Düsseldorf ist Primus bei den geschossenen Toren (56), auch Vorlagen (42) und Effizienz (15%) sind top. Mit einer Genauigkeit von 53,4% an langen Bällen, bei 1055 progressiven Pässen, wurde ein sehr gutes Langholz gewählt und sich nicht viel mit Ballgeschiebe aufgehalten. Bleiben sie konstant, sind sie bei der Verlosung um Platz drei dabei.

Der Sportclub aus Karlsruhe wird derzeit immer stärker und ließ zuletzt mit einem 7:0 zuhause gegen Magdeburg aufhorchen. Auch die beiden 4:0-Siege gegen Fürth und Kaiserslautern davor waren Ansagen an die Spitzengruppe. Selbst ohne großes Zutun von Lars Stindl präsentieren sich die Badener eingespielt und effektiv. Der Performance-Wert des Teams ist der aktuell drittstärkste unter den Top acht, d.h. sie investieren tatsächlich was für ihren Erfolg. So konnten sie ihren xG-Wert (44,9) an zweite Stelle schrauben und weisen neben Düsseldorf die meisten geschossenen Tore auf. Die Chancenverwertung ist ähnlich hoch wie bei Hannover 96, also sehr effizient (14%). Der KSC in der Form also ein heißer Kandidat auf die Plätze fünf bis sieben?

Keine große Rolle mehr wird meiner Voraussicht nach der SC Paderborn spielen. Nach dem Weggang von Florent Muslija fehlen der Spielwitz, überraschende Momente und einfach der Punch. Der mannschaftliche Performance-Wert ist der niedrigste der oberen acht Teams.

Fürth hingegen weist achtmal die schwächsten Werte auf, genauso wie Hannover, die aber drei Topwerte anbieten können. Zu viele unnötige Niederlagen haben das Kleeblatt bereits ausgebremst.

Bei Hannover hängt also vieles davon ab, wie lebendig unser Spiel mit der Rückkehr von Ezeh und Muroya wieder wird. Im Test gegen Werder Bremen sah das alles endlich wieder spritziger und gieriger aus, der Impact in den Punktspielen könnte also deutlich ausfallen, weil das Zentrum um Leopold und Kunze wieder entlastet wird und bessere Durchmärsche zulässt. Orientieren wir uns mal an Pauli, Kiel und Hamburg, so scheinen mehr Torschüsse, saubere Pässe, präzise Flanken und weniger Ballverluste recht erfolgversprechend zu sein. Brooklyn Ezeh wird es freuen. Sprints und Kilometer sind eh überbewertet.

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