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·3. Juni 2024

Hannover 96 II: Ein Aufstieg unter fragwürdigen Umständen

Artikelbild:Hannover 96 II: Ein Aufstieg unter fragwürdigen Umständen

Die Profis in der 2. Liga, die U23 in der 3. Liga: Hannover 96 sorgt mit dem Aufstieg seiner zweiten Mannschaft für ein Novum in der Drittliga-Geschichte. Rein sportlich ist der Aufstieg verdient, allerdings gelang er unter fragwürdigen Umständen. Ein Kommentar.

Vier Profispieler im Elfmeterschießen beteiligt

Wer 90 Tore in 34 Spielen schießt und damit die beste Offensive aller 90 Viertliga-Klubs stellt, hat es ohne Frage verdient, künftig in der 3. Liga zu spielen. Darüber gibt es rein sportlich betrachtet auch keine Diskussionen. Auf einem anderen Blatt steht jedoch, wie dieser Aufstieg letztlich zustande kam. Denn dass 96 mit Leo Weinkauf, Julian Börner, Brooklyn Ezeh, Kolja Oudenne und Christopher Scott gleich fünf Spieler aus dem Profikader für die Partien gegen Würzburg in den Kader der U23 berufen hat, während mit Lars Gindorf, Muhammed Damar und Antonio Foti die drei besten Torjäger aufgrund ihrer Abstellung zu den Profis fehlten, hinterlässt einen mehr als faden Beigeschmack. Zwar kamen alle fünf Akteure während der laufenden Regionalliga-Saison bereits für die zweite Mannschaft zum Einsatz und waren bei den Profis nur Ersatzspieler.


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Doch dass etwa Ezeh in der Regionalliga nichts zu suchen hat, wurde vor allem bei seinem Treffer zum 1:0 deutlich. Und beim Elfmeterschießen durften dann gleich drei der fünf Profispieler ran, im Tor stand mit Weinkauf ein weiterer Akteur aus dem Zweitliga-Kader. Ja, den entscheidenden Elfmeter hat U23-Akteuer Uhlmann verwandelt, allerdings hatte Weinkauf mit einem doppelt abgewehrten Schuss von Sané zuvor den Weg dafür geebnet. Allein im Hinblick auf die Drucksituation waren die Hannoveraner Profispieler gegenüber den Würzburger Kickern deutlich im Vorteil, viel zu verlieren hatten sie schließlich nicht.

96 könnte Abstiegskampf durcheinanderbringen

Am Ende hat 96 den Aufstieg über das Elfmeterschießen vor allem durch die Unterstützung der Profispieler geschafft. Rein regeltechnisch war zwar alles sauber, da die Roten keine Profi-Stammspieler in den Aufstiegsspielen eingesetzt haben (das lassen die DFB-Statuten nicht zu), dennoch ist es mehr als fragwürdig, warum überhaupt Spieler aus dem Profikader eingesetzt werden mussten, nachdem die U23-Akteure zuvor eine starke Saison gespielt hatten. Warum durfte etwa Stammkeeper Toni Stahl nach einer tollen Leistung während der Spielzeit mit nur 24 Gegentoren in 23 Partien nicht die Früchte seiner Arbeit ernten? Der DFB ist gefordert, die sogenannte Stammspieler-Regel weiter zu verschärfen – und für die Aufstiegsspiele künftig keine Akteure mehr aus dem Profikader zuzulassen. Alles andere untergräbt die Integrität der Aufstiegsspiele und kommt einer Wettbewerbsverzerrung schon sehr nah.

Dass eine U23-Mannschaft der Attraktivität der 3. Liga zudem wenig zuträglich ist, steht nochmal auf einem anderen Blatt. Auch, wenn nun die TV-Gelder für die übrigen Klubs steigen. Auch hierzu wird es in den nächsten Jahren Debatten geben müssen. Wie viele Zweitvertretungen kann die 3. Liga vertragen? Sollten U23-Teams überhaupt im Profifußball vertreten sein? Von einer reinen Profiliga kann angesichts von nun gleich drei Zweitvertretungen jedenfalls kaum noch eine Rede sein. Zumal Hannover II in der kommenden Saison den Abstiegskampf durcheinander bringen könnte, sollte die erste Mannschaft aus der 2. Liga absteigen. Dann nämlich müsste auch die U23 runter – und das sogar direkt in die Oberliga. Allein das wirft die Frage auf, wie sinnhaft es ist, Zweitvertretungen eines Zweitligisten in der 3. Liga zuzulassen. Allein aus sportlichen Gesichtspunkten kann es nur auf eine eigene Liga für die zweiten Mannschaften wie in England hinauslaufen. Dass es dazu kommen wird, ist jedoch unwahrscheinlich. Dafür sind die DFL und ihre Vereine zu mächtig – zum Leidwesen der Drittliga-Klubs.

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