Frauen-WM 2023: Zwischen Genie und Übermut - Was die Sperre von Lauren James für England bedeutet | OneFootball

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·11. August 2023

Frauen-WM 2023: Zwischen Genie und Übermut - Was die Sperre von Lauren James für England bedeutet

Artikelbild:Frauen-WM 2023: Zwischen Genie und Übermut - Was die Sperre von Lauren James für England bedeutet

Gegen Nigeria hat Englands Lauren James nach einem Tritt gegen Verteidigerin Michelle Alozie zu Recht die Rote Karte gesehen. Während die Lionesses das Elfmeterschießen ohne die 21-Jährige erfolgreich überstanden und somit im WM-Viertelfinale gegen Kolumbien stehen, muss James für zwei Spiele aussetzen.

Im letzten Gruppenspiel gegen China war die Engländerin noch hochgelobt worden und wurde mit zwei Treffern zur Spielerin des Spiels. Die Achtelfinal-Partie gegen Kolumbien verließ Lauren James jedoch schon vor dem Ablauf der regulären Spielzeit, nachdem sie die Rote Karte gezeigt bekommen hatte. Grund dafür war ein unsportliches Verhalten, als die 21-Jährige der nigerianischen Gegenspielerin Michelle Alozie nach einem Zweikampf absichtlich auf den Rücken getreten war.


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Die zwei Gesichter von Lauren James und England

Dies war eine Aktion, die ein wenig die aktuelle Leistung der englischen Mannschaft versinnbildlicht. Denn innerhalb des Turnieres haben die Lionesses bisher zwei Gesichter gezeigt. Zum einen das spielstarke Team, welches im letzten Jahr die Europameisterschaft gewinnen konnte, auf der anderen Seite immer häufiger eine gewisse Ratlosigkeit, wenn man nicht wie gewohnt das Spiel aufziehen konnte.

James gilt aktuell als eine, wenn nicht sogar die vielversprechendste Nachwuchsspielerin im Frauenfußball. Die Mittelfeldakteurin vom Chelsea FC ist bekannt für ihre Dribbelstärke und den Umgang mit dem Ball sowie die Fähigkeit, Kreativität in ein Spiel zu bringen. Häufig hat sie ihr Talent im bisherigen Turnierverlauf bereits aufzeigen können - nicht umsonst ist James aktuell mit drei Treffern sowie drei Assists die beste Scorerin in den Reihen der Lionesses.

Genau das gelang ihr im Achtelfinale allerdings fast gar nicht, da die Nigerianerinnen James über die komplette Partie hinweg stets aufmerksam bewachten. Dies kann dann schon auch mal zu Frust bei der Spielerin führen, die ihre Fähigkeiten nicht erfolgreich einbringen konnte. Eine Entschuldigung für das unfaire Einsteigen kurz vor Ende der regulären Spielzeit war dies jedoch allemal nicht.

Kontroverse um Länge der Sperre

"Sie ist unerfahren auf diesem Level und hat in einem Sekundenbruchteil ihre Emotionen nicht im Griff gehabt. Das hat sie nicht mit Absicht gemacht", beteuerte England-Trainerin Sarina Wiegman nach der Partie. James habe sich entschuldigt und fühle sich sehr schuldig. Auch in den sozialen Medien setzte die 21-Jährige einen Post ab, mit dem sie wiederum auf eine vorherige Nachricht von Alozie reagierte und sich auch bei den Fans und Mitspielerinnen entschuldigte.

Trotz der Versöhnung gab es nach der Bekanntgabe der FIFA, wonach James mit einer Sperre von zwei Spielen belegt worden war, auch kritische Stimmen, die das Einsteigen der Mittelfeldspielerin mit den anderen Roten Karten, die bisher im Verlaufe des Turniers vergeben worden waren, verglichen. Demnach sei James zu glimpflich davongekommen. Falls England sowohl das Viertel- als auch das Halbfinale gewinnen sollte, könnte die 21-Jährige im Finale wieder zum Einsatz kommen.

Welche Spielerin wird James ersetzen?

Einen 1:1-Ersatz für James gibt es bei den Lionesses nicht. Nach der Roten Karte im Spiel gegen Nigeria reagierte Wiegman noch mit der Einwechslung von Chloe Kelly, der entscheidenden Torschützin im EM-Finale 2022. Doch normalerweise agiert Kelly hauptsächlich über die Flügel und gilt somit eher als unwahrscheinliche Kandidatin, um James zu ersetzen.

Mehr Sinn würde die Hereinnahme von Ella Toone ergeben. Die Kreativzentrale von Manchester United stand in den ersten beiden Gruppenspielen von Beginn an auf dem Platz, konnte allerdings - wie schon in der Rückrunde mit dem Verein - nicht ihre gewohnte Leistung abliefern. Normalerweise ist auch sie bekannt dafür, Spielzüge nach vorne einzuleiten, Räume zu deuten und gefährliche Schnittstellenpässe zu spielen.

Alternativ könnte England die eigene Taktik noch offensiver anlegen und eine zusätzliche Stürmerin neben Alessia Russo ins Spiel bringen. Doch auch diese Option scheint fraglich, da mit Kolumbien ein schneller und vor allem konterstarker Gegner wartet.

Egal, welche Spielerin James ersetzen wird, der Ausfall der besten englischen Torschützin wird sich aller Voraussicht nach bemerkbar machen. Nachdem die Lionesses es bereits im Achtelfinale spannend gemacht haben, soll nun die schwierige nächste Aufgabe gelöst werden, um dem Traum vom WM-Finale - und der Rückkehr von James - einen Schritt näher zu kommen.

Die Lionesses treffen am Samstagmorgen um 9:00 Uhr (17:00 Uhr Ortszeit) im Stadium Australia in Sydney auf Außenseiter Kolumbien und wollen sich dort das Ticket für das Halbfinale sichern. Lauren James hingegen wird die Partie nur von der Tribüne aus verfolgen können und auf ein Weiterkommen ihrer Mannschaft hoffen, um noch die Chance auf einen weiteren Einsatz bei diesem Turnier bewahren zu können.

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