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·4. August 2023
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Mit diesem Jahr ist es bereits die dritte Weltmeisterschaft, bei der Nationalspielerin Svenja Huth das DFB-Team auf der internationalen Bühne vertritt. Während die 32-Jährige zuletzt noch häufig im Mittelpunkt rund um Diskussionen zum "Experiment" auf der rechten Außenverteidiger-Position stand, machte Huth selbst nie ein Problem aus der Situation und verhielt sich wie für sie typisch - anpassungsfähig und ohne Meckern. Betrachtet man ihren bisherigen Werdegang, kann die gelernte Mittelfeldspielerin bereits auf eine große Karriere zurückblicken.
Kurz vor der Weltmeisterschaft 2023 hatte man sich im deutschen Lager lange Zeit die Frage gestellt, wer rechts in der Außenverteidigung die verletzte Giulia Gwinn ersetzen soll. Versuche mit unter anderem Nicole Anyomi und Sophia Kleinherne waren durchgeführt und wieder verworfen worden. Im letzten Testspiel gegen Sambia entschied sich Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg schließlich für die Option, Svenja Huth, die normalerweise eine Position weiter vorne spielt, nach hinten zurückzuziehen.
Viele Beobachter wunderten sich anschließend nicht ohne Grund über diese Umstellung so kurz vor Turnierbeginn. Trotzdem hielt MVT weiter an dieser Entscheidung fest und ließ Huth auch in allen Gruppenspielen auf rechts hinten starten - mit mäßigem Erfolg. Denn auch wenn die Wolfsburgerin, welche die Position in der Vergangenheit schon einmal auf Vereinsebene bekleidet hatte, ihre Defensiv-Fähigkeiten mehr zur Schau stellen konnte, fehlten ihre Offensiv-Impulse und punktgenauen Flanken im Angriff.
Gerade bei den Niederlagen gegen Kolumbien und Südkorea wurde dies zum Problem, da sich Jule Brand rechts vorne häufig alleine gegen gleich zwei Verteidigerinnen durchsetzen musste, während Huth absichern musste. In anderen Situationen schieb Huth auf dem Flügel weit hoch, wodurch die Mitspielerin ins Zentrum auswich. Doch auch diese Variante war nur selten zielführend. Dadurch blieb das deutsche Spiel häufig dem gegnerischen Strafraum fern, was zu deutlich weniger zwingenden Torchancen als gewöhnlich im Spiel der deutschen Nationalmannschaft führte. Aus diesem Grund forderten viele Fans vor dem letzten Gruppenspiel, dass die 32-Jährige wieder auf ihre ursprüngliche Position zurückkehren soll, um das Offensivspiel der Mannschaft wieder zu beleben. Diese Wünsche wurden allerdings nicht erhört.
Huths Wurzeln liegen im unterfränkischen Alzenau, wo sie zur Welt kam. Schon früh fing sie mit dem Fußballspielen an und wechselte bereits mit 14 Jahren in die Jugend des 1. FFC Frankfurt. Gleichzeitig besuchte die Spielerin mit der Carl-von-Weinberg-Schule die einzige Sporteliteschule in Hessen. Durch stetige Fortschritte rückte Huth zwei Jahre später in den Kader der 1. Mannschaft auf. Insgesamt kam sie auf 123 Spiel am Main und gewann zudem ihren bis heute einzigen Champions-League-Titel, nachdem sich Frankfurt im Finale mit 2:1 gegen Paris Saint-Germain durchgesetzt hatte.
Einige Zeit später entschloss sich die Mittelfeldspielerin für einen Wechsel zum Ligakonkurrenten Turbine Potsdam. Hier kam Huth zwar auf 85 Spiele sowie 13 Tore, doch konnte keine weiteren Titel holen. Dies sollte sich ab 2019 mit einem Wechsel zum VfL Wolfsburg ändern. Seit ihrer Ankunft bei den Wölfinnen, konnte sie in jedem Jahr den DFB-Pokal gewinnen, sowie auch zweimal die deutsche Meisterschaft. Nur für einen erneuten Gewinn der Champions League hat es (noch) nicht gereicht. Im Finale der Saison 22/23 musste sich Huth mit Wolfsburg in einem spannenden Finale mit 2:3 geschlagen geben.
Mittlerweile gehört Huth zu den besten Flügelspielerinnen der Frauen-Bundesliga und hat sich auch international einen Namen gemacht, ein Wechsel ins Ausland blieb jedoch bisher aus.
Auch mit der Nationalmannschaft ging es für Huth schon früh los. Mit 15 Jahren gelangte sie über die Bayernauswahl zur Juniorinnen-Nationalmannschaft. Hier konnte die Mittelfeldspielerin schon früh mit dem Trophäen-Sammeln beginnen. Mit der U-17 gelang der EM-Sieg 2008, zwei Jahre später sogar der Weltmeister-Titel mit der U-20. Herausragende Leistungen bescherten Huth im Folgenden die Fritz-Walter-Medaille in Gold als beste Nachwuchsspielerin.
Ihr Debüt für die A-Nationalmannschaft gab die schnelle Mittelfeldspielerin am 26. Oktober 2011. Es folgte ein weiterer Titel mit der EM 2013, allerdings musste Huth dort ohne Spielzeit auskommen. Ähnlich erging es ihr, als Deutschland sich bei den olympischen Spielen in Rio die Goldmedaille sichern konnte. Nachdem Huth ein Jahr später ihr erstes Länderspieltor gegen Slowenien erzielt hatte, arbeitete sie sich immer weiter Richtung Stammkader. Spätestens seit der WM 2019 in Frankreich galt die damals 28-Jährige als Startelf-Spielerin.
Stärken: Huth zeichnet sich unter anderem durch ihre Schnelligkeit aus, die sie als offensive Flügelspielerin häufig zu ihrem Vorteil einsetzen kann. Hinzu kommt ihr Geschick am Ball, mit kurzen schnellen Kontakten ist die 32-Jährige auch dribbelstark. Gepaart mit ihrer langjährigen Erfahrung bereitet sie auf diesem Weg vielen Verteidigerinnen Kopfzerbrechen.Außerdem ist Huth eine Teamplayerin in jeder Hinsicht und kämpft demzufolge um jeden Ball. Gerade im Zusammenspiel mit ihren Mitspielerinnen vom VfL Wolfsburg kann die Flügelspielerin aufblühen. Besonders gut klappt das bei ihre punktgenauen Flanken in den Strafraum, wo Alexandra Popp bereits auf ihre Bälle vorbereitet ist.
Schwächen: Auch wenn Huth in der Vergangenheit schon einmal als Teil der Viererkette agiert hat, zeigte sie bei der diesjährigen WM einige Schwächen in der Rückwärtsbewegung - was allerdings auch mangelnder Spielpraxis auf der Position in jüngster Vergangenheit geschuldet ist. Außerdem ist Huth heute nicht mehr immer ganz so torgefährlich wie in früheren Jahren, mittlerweile nimmt sie hauptsächlich die Rolle als Vorbereiterin ein.
Das EM-Jahr 2022 war für Huth von gleich mehreren Hightlights durchzogen - sowohl sportlich als auch privat. Zunächst gewann die Flügelspielerin mit dem VfL Wolfsburg nicht nur den DFB-Pokal, sondern auch die deutsche Mannschaft.
Anschließend gelang es ihr mit dem DFB-Team, das deutsche Publikum mit ihrem Einsatz und Kämpferwillen zu verzaubern. Auch wenn die starke Turnierleistung nach dem verlorenen Finale gegen England nicht mit dem Titel gekrönt werden konnte, hatten die deutschen Spielerinnen allen Grund zum Stolz über ihre Leistung. Huths Einsätze wurden nicht nur von den Fans verfolgt, sondern auch von ihrer Ehefrau, die sie kurz vor dem Turnier geheiratet hatte.
Und damit nicht genug - im März diesen Jahres verkündete Huth stolz auf ihren Social-Media-Kanälen, dass sie mit ihrer Partnerin das erste Kind erwarte. "Bald zu viert", schrieb sie dort voller Freude. Der Vierte im Bund ist übrigens Hund Jamie.
Der Nachwuchs wird im September erwartet. Eigentlich hatte Huth nicht geplant, durch das frühe WM-Aus so zeitig wieder zurück nach Deutschland reisen zu müssen, das Finale steigt nun ohne das DFB-Team am 20. August.