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·19. Dezember 2024
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·19. Dezember 2024
Halbzeitfazit in der Frauen-Bundesliga: Für neutrale Fans ist die Saison 2024/25 bisher ein Vergnügen. Vier Teams stehen mit nur einem Punkt Unterschied am Anfang der Tabelle, so knapp war es noch nie.
Mit dieser Konstellation sind einige der vier Klubs glücklicher als andere - Frankfurt wurde überraschend Herbstmeister, Leverkusen hält sehr gut mit, während Bayern weniger dominant ist als gedacht. Auch im Tabellenkeller und -mittelfeld gibt es einige Überraschungen und Enttäuschungen. Wir haben die Leistung von allen Teams vor der Winterpause bewertet. Wer hat das meiste aus seinen Möglichkeiten gemacht?
Eintracht Frankfurt konnte die Herbstmeisterschaft feiern. Der Abstand ist denkbar gering, nur die Tordifferenz trennt die SGE von Bayern München, aber das dürfte am Main keinen interessieren. Die Adlerträgerinnen haben zum Höhenflug angesetzt und konnten in der Hinrunde ganze 29 Punkte erbeuten.
Nur eine Niederlage gab es, gegen Bremen, und zwei Unentschieden gegen Leverkusen und Bayern. Wurde zu Beginn noch von einem tollen Start in die Saison gesprochen, kann die Eintracht inzwischen ernsthaft von der Meisterschaft träumen.
Mit den Topteams können sie mithalten, die Patzer gegen Mittelfeldteams sind seltener geworden, die Spielanlage verbessert. Auch die geringere Belastung spricht für die SGE. Ein Einbruch ist noch denkbar, von einzelnen Spielerinnen hängt viel ab, aber mit der Hinrunde ist Frankfurt den eigenen Ambitionen schon voraus. Der Weg nach ganz oben könnte kürzer sein als gedacht.
Bewertung: 9/10
Wie unterschiedlich doch die Stimmungslagen bei gleicher Punktezahl sein können: Frankfurt wird bejubelt, bei Bayern ist es bisher nicht mehr als eine durchschnittliche Saison. Das hängt natürlich mit den unterschiedlichen Erwartungshaltungen zusammen, von Bayern wurde - vermutlich unfairerweise - erwartet, dass sie die Liga wie letzte Saison dominieren würden.
Stattdessen zeigt sich der FCB defensiv wackliger als letzte Saison, die Gegnerinnen haben sich besser auf sie eingestellt und stellen die Roten vor allem mit hohem Pressing unter Druck. Die meisten Spiele gewinnen die Meisterinnen natürlich weiter souverän, aber die Entwicklung des mit Abstand stärksten Kaders scheint aktuell eher zu stagnieren.
Bewertung: 4/10
Alles kann, nichts muss: Mit dieser Haltung kann Leverkusen in die Rückrunde gehen. Auf Platz drei steht die Werkelf, Rang eins ist nur wenige Tore entfernt. Träume von der Meisterschaft sind wohl verwegen, aber dass Bayer ein Topteam von der Champions League verdrängt, scheint nicht unmöglich.
Mit dem Trainerwechsel und der Verpflichtung von Roberto Pätzold zeigten die Verantwortlichen Ambitionen, das zahlt sich aus. Die Sommertransfers Kramer, Kehrer und Piljić haben sich perfekt eingefügt.
Gegen Teams wie Leipzig oder Köln spielte Leverkusen doch weniger souverän als die Konkurrenz, teils hatten sie Spielglück, aber es bleibt eine sehr starke Hinrunde - gerade wenn man berücksichtigt, dass der Marktwert des Leverkusen-Kaders laut soccerdonna nur knapp mehr als ein Viertel von dem der Bayern beträgt.
Bewertung 8/10
Eine der besten Leistungen bisher: Wolfsburg jubelt gegen Bayern / Selim Sudheimer/GettyImages
Hätten sie doch dieses letzte Hinrunden-Spiel gegen Leverkusen gewonnen, dann wäre der VfL Wolfsburg jetzt Tabellenführer und man würde wohl ganz anders über die Grün-Weißen reden. UWCL-Qualifikation und schwierige Gruppe überwunden, Tabellenführer in der Liga, es läuft!
Tatsächlich gab es in der Hinrunde des VfL einige spektakuläre Höhepunkte, allen voran das 2:0 gegen Bayern und das 6:1 gegen Rom. Wolfsburg ist unter Druck am besten, das zeigte sich diese Saison wieder mal.
Aber oft war das Spiel der Wölfinnen auch schleppend, die Innenverteidigung war nicht immer gut aufgelegt. Wolfsburg hat gezeigt, dass sie sehr viel können, sind aber noch zu abhängig von Tagesform und Einzelaktionen.
Bewertung: 5/10
Vor einigen Jahren schien es, als würde der SC Freiburg zielstrebig zum oberen Teil der Tabelle radeln, dann geriet das Fahrrad in den letzten Saisons aber ins Schlingern. Nun steht der SC wieder da, wo er sich selbst sieht: Auf Platz fünf, hinter den Topteams, aber "best of the rest", und auch für die Großen nicht ungefährlich - das zeigte das 2:2 gegen Bayern in der Liga.
Cora Zicai und Leihgabe Shekiera Martinez überzeugen im Sturm, während hinten die wilden Klärungsaktionen und Patzer von letzter Saison weitestgehend ausgeräumt wurden und Torhüterin Rafaela Borggräfe sich stark gesteigert hat. Momente wie das 0:6 gegen Frankfurt zeigen, dass noch nicht alles rosarot ist, aber der SC kann mit der Hinrunde zufrieden sein.
Bewertung: 7/10
Auch Leipzig kann sich über die Hinrunde nicht beschweren. In der zweiten Bundesliga-Saison haben sie sich im Mittelfeld etabliert, sind auf Kurs im ambitionierten Plan. Leipzig hatte dabei allerdings einige Schwankungen mehr drin, und gegen die Topteams war bisher gar nichts zu holen. Mit dem Spielaufbau von hinten tun sie sich nicht immer einen Gefallen, aber machen ansonsten ihre Hausaufgaben.
Bewertung: 6/10
Bremen hat es geschafft, sich endgültig im Mittelfeld der Tabelle zu etablieren. Abschiedssorgen adé! Bremen ist ein grundsolides Bundesliga-Team, sie gehen keine unnötigen Risiken ein und sind überall vernünftig besetzt. Auch der Tormangel früherer Tage hat sich weitestgehend in Luft aufgelöst, auch wenn es bisher keine ganz klare Goalgetterin gibt.
Highlights der Saison sind bisher der Sieg gegen Frankfurt und das Unentschieden gegen Wolfsburg, und auch die teils wilden Ausflüge von Torhüterin Livia Peng sorgen dafür, dass es trotz aller Solidität nicht zu langweilig wird. Gegen die direkten Nachbarn wie Leipzig, Hoffenheim und Freiburg lief es dagegen weniger gut als erhofft.
Bewertung: 5/10
Im Tabellenmittelfeld sind fast alle zufrieden, aber Verlierer muss es auch geben. Diese Saison ist das ganz klar Hoffenheim, die TSG hat eine eher enttäuschende Hinrunde hinter sich. Aber beim Nachholspiel gegen Jena kann die Elf aus dem Kraichgau nochmal Punkte holen.
Der Saisonstart wurde mit drei Punkten aus vier Spielen verpatzt, danach wurde es etwas besser. Unter Theodoros Dedes hat Hoffenheim aber weiter noch keine wirkliche spielerische Linie gefunden. Mit welchem Konzept man wieder nach vorne kommen will, ist noch nicht ersichtlich.
Bewertung: 2/10
Essen hatte letzte Saison den Rang eines Überraschungsteams und muss nun erfahren, dass Glücksgöttin Fortuna oft Stimmungsschwankungen hat. War sie letzte Saison noch oft auf der Seite der SGS, hat sie das Ruhrgebiet nun eindeutig verlassen. Oft spielte Essen durchaus nicht schlecht, war aber eine Nuance schwächer und verpasste auch Halbchancen. Vier knappe Niederlagen musste die SGS hinnehmen, die meisten davon etwas unglücklich.
Allerdings hat Essen auch seit dem 11. Oktober nicht mehr in der Liga getroffen - da ist nicht nur das Pech schuld. Für einen versöhnlicheren Abschluss der Saison braucht es mehr Zielstrebigkeit, und es wäre nicht überraschend, wenn Essen auch dank etwas mehr Spielglück noch wenigstens die Lücke zu Hoffenheim schließen könnte - die ist mit sieben Punkten nämlich beachtlich.
Bewertung: 4/10
"Polykrise", also viele Krisen gleichzeitig, ist ja gerade so ein Modewort, und beim 1. FC Köln passt es auch ganz gut. Seit drei Saisons ist man im Rheinland jetzt im Dauer-Krisenmodus. So langsam fragt man sich doch, ob die Krise nicht System hat.
Wieder mal verpflichtete Köln in der Sommerpause Namen mit gutem Klang (Laura Feiersinger, Nicole Billa), wieder scheinen die Verpflichtungen nicht ganz zum Kader zu passen. So findet man sich mit fünf Punkten auf Tabellenplatz zehn wieder, vor allem die 34 Gegentore würden Köln in den meisten anderen Saisons zum klaren Abstiegskandidaten machen.
Diese Spielzeit sollte der Effzeh glimpflich davonkommen, weil es nur einen Absteiger gibt. Aber die vielen individuellen Patzer, vor allem der Torhüterinnen, und auch der recht klare Unterschied zu Teams wie Bremen oder Leipzig, sollte Köln zu denken geben.
Bewertung: 3/10
In der Defensive kann Carl Zeiss Jena absolut kein Vorwurf gemacht werden. Dort arbeiten sie fleißig und mit gutem Konzept, haben nicht mehr Gegentreffer als Leipzig und Freiburg. Allerdings sind die drei geschossenen Tore schon sehr mager.
Jena hat bisher drei Punkte gesammelt, durch drei Unentschieden. Nach vorne ist es teils erschreckend harmlos, aber wenn sie das Rückspiel gegen Potsdam nicht verlieren, sieht es trotzdem nicht so schlecht für Jena aus. Der Klub spielt etwa den Erwartungen entsprechend.
Bewertung: 4/10
Düster sieht es bei Turbine Potsdam aus. Einen mickrigen Punkt gibt's bisher, ein 0:0 gegen Jena. Ansonsten: zwei böse Klatschen gegen Frankfurt und Hoffenheim, eine ordentliche Leistung gegen Köln, ansonsten ein recht klarer Klassenunterschied.
Da hat auch der überstürzteTrainerwechsel nach dem Saisonstart wenig geändert. Die individuelle Qualität ist schlicht viel zu gering - aber ein einziger Sieg gegen Jena durch Duseltor könnte schon für den Klassenerhalt reichen.
Bewertung: 2/10