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·19. Dezember 2024
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Der Verteilungsschlüssel der TV-Gelder in der Bundesliga steht erneut auf dem Prüfstand. Traditionsklubs wie Schalke 04 und der Hamburger SV pochen auf eine stärkere Berücksichtigung des Zuschauerinteresses und anderer weicher Faktoren. Während die DFL zwischen den Lagern vermittelt, kämpfen die Beteiligten um ihre Anteile am milliardenschweren Rechte-Top.
Die Traditionsklubs fordern ein Umdenken in der Verteilung der Medienerlöse und wollen den Faktor „Interesse“ stärken. Das Tauziehen im Verteilungskampf hat begonnen.
Der milliardenschweren Rechtepoker ist gerade erst erfolgreich zu Ende gegangen, da folgt schon das nächste Tauziehen: Traditionsvereine gegen aufstrebende Neulinge, Großklubs gegen Fußball-Zwerge – jeder will ein möglichst großes Stück vom Kuchen der TV-Gelder abhaben, die von der Deutschen Fußball Liga (DFL) ausgehandelt wurden. Die Fraktion der gefallenen Branchenriesen geht in die Offensive.
Als Wortführer schwingen sich der Hamburger SV und Schalke 04 auf. „In keiner anderen europäischen Topliga werden Themen wie Stadionauslastung, Aboabschlüsse, Markenreichweite oder die Beteiligung an abendlichen Topspielen so wenig Rechnung getragen wie in Deutschland“, bemängelte Finanzchef Eric Huwer im SZ-Interview und schlug damit in die gleiche Kerbe wie die „Königsblauen“.
Bisher wurde der Faktor „Interesse“ mit drei Prozent gewichtet. Zu wenig, sagen auch die Gelsenkirchener, die ebenfalls in die zweite Liga dahindarben. Ihr Hauptargument: Durch hohe TV-Quoten, ein stets volles Stadion und sehenswerte Choreografien der Fans werteten die Klubs immerhin das Produkt „deutscher Fußball“ auf und erhöhten die Zahlungsbereitschaft der Rechteinhaber, die ab der kommenden Saison etwas mehr als 1,1 Milliarden Euro pro Spielzeit bezahlen.
„Wir werden uns dafür stark machen, die Verteilung anzupassen“, sagte S04-Finanzvorständin Christina Rühl-Hammers, während Aufsichtsratschef Axel Hefer bemängelte: „Es ist nicht einzusehen, warum Vereine, die im Hinblick auf Einschaltquoten keinen Mehrwert generieren, quersubventioniert werden.“
Natürlich, das stellte auch Huwer klar, müsse sportlicher Erfolg „weiterhin stark berücksichtigt und honoriert werden“. Wie dieser Erfolg aussieht, solle aber eben in Teilen neu definiert werden. Jedenfalls, wenn es nach den „großen“ Vereinen geht, die mit ihrer sportlichen Bilanz in den vergangenen Jahren allerdings nicht überzeugen konnten.
Doch die „Kleinen“ der Bundesliga verteidigen ihr Stück vom Kuchen mit allen Mitteln. Mainz 05-Sportvorstand Christian Heidel gab schon mal den Advokaten. Der Ansatz „mehr Geld zu wollen, weil man als Traditionsverein vielleicht vor 30 oder 40 Jahren sehr gut gearbeitet hat“, missfällt dem ehemaligen Schalker Sportchef: „Zumal es auffällt, dass die am lautesten vernehmbar sind, die die größten finanziellen Probleme haben.“
Die Mainzer empfinden die bisherige Verteilung (natürlich) als „sehr fair“, denn: „Wenn es im Fußball nicht mehr nach Leistung geht, müssen die Alarmglocken schrillen“, sagte Heidel der Frankfurter Rundschau. Zudem sei es „den Großen in der zweiten Liga wahrlich nicht verboten, wieder in die Bundesliga aufzusteigen“.
Schon nach der Rechtevergabe 2016 hatte der damalige Bundesliga-Dino HSV sich mit dem 1. FC Köln, Eintracht Frankfurt, Werder Bremen, dem VfB Stuttgart und Hertha BSC zum „Team Marktwert“ zusammengerauft und „weiche“ Argumente zur Verteilung (Zuschauer, TV-Quoten) ins Feld geführt. Das Bündnis existiert nicht mehr.
„Interessen verschieben sich permanent, je nachdem, ob es bei den Klubs sportlich gerade gut oder schlecht läuft“, räumte Huwer ein. Immerhin einen Teilerfolg erreichten die Klubs im Rückblick – vor der letzten Rechtevergabe im Jahr 2020 hatte der Faktor Interesse noch keine Rolle gespielt.
Nun soll er nach Ansicht der gefallenen Traditionsklubs hochgeschraubt werden. In England oder Italien seien „20 Prozent für den Faktor Aufmerksamkeit völlig normal“, sagte Huwer: „Gegenwärtig hielte ich eine Anhebung auf zehn bis 15 Prozent für einen fairen Kompromiss.“ S04-Chef Hefer schwebt gar eine 50:50-Verteilung nach Leistung und Interesse vor.
Dass die Branchenriesen Bayern München und Borussia Dortmund am meisten profitieren würden, wäre Huwer recht. Die zwei Klubs stünden „sinnbildlich für sportlichen Erfolg und die Säule Interesse – und sie sind als Zugpferde maßgeblich für die Attraktivität der Bundesliga verantwortlich.“
Nun ist das DFL-Präsidium gefragt, die Argumente im verbalen Tauziehen abzuwägen. Spätestens im Januar sollte mit Blick auf die Lizenzierungsfristen ein Schlüssel gefunden sein – allen wird es die DFL nicht recht machen. (SID)
(Photo by Simon Hofmann/Bongarts/Getty Images)