FC St. Pauli vs. 1. FC Kaiserslautern 2:0 – Back on top! | OneFootball

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·20. Januar 2024

FC St. Pauli vs. 1. FC Kaiserslautern 2:0 – Back on top!

Artikelbild:FC St. Pauli vs. 1. FC Kaiserslautern 2:0 – Back on top!

Mit ordentlich Remmidemmi startet der FC St. Pauli in die Rückrunde. Das 2:0 gegen Kaiserslautern war spektakulär und hochverdient. Die Analyse.(Titelbild: Peter Boehmer)

Vor dem Anpfiff im Spiel gegen den 1. FC Kaiserslautern gab es einige Fragezeichen rund um den FC St. Pauli. Nach Abpfiff ist klar: Der FCSP ist weiterhin in bestechender Form. Gegen einen unangenehmen Gegner konnte sich das Team eine Vielzahl an hochkarätigen Chancen erspielen, ließ aber auch ein paar zu. Das Ergebnis ist jedenfalls, gemessen an den Torchancen, viel zu niedrig ausgefallen.


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Die Aufstellung

Wie erwartet änderte sich an der Startelf des FC St. Pauli nichts im Vergleich zum einzigen Testspiel der Wintervorbereitung. Aljoscha Kemlein kam also direkt zu seinem Startelfdebüt und ersetzte Jackson Irvine im zentralen Mittelfeld. Auch im restlichen Kader gab es keine Überraschungen, abgesehen davon vielleicht, dass Andreas Albers mal wieder auf der Bank saß und damit im Spieltagskader war.

Beim 1. FC Kaiserslautern hatte sich personell einiges getan in der Winterpause. Von den fünf Neuzugängen stand dann aber tatsächlich einzig Filip Kaloc in der Startelf (Almamy Toure wurde ja bereits im Verlauf der Hinrunde verpflichtet). So standen drei weitere neue Spieler „nur“ im Spieltagskader. Angreifer Dickson Abiama, ein Startelfkandidat, war überraschend gar nicht dabei. Aus FCK-Sicht immerhin im Kader: Ragnar Ache, der nach seiner Einwechslung allerdings nur wenig von seiner Qualität zeigte.

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Aufstellung beim Spiel FC St. Pauli gegen 1. FC Kaiserlautern

Nicht tief, aber passiv

Der 1. FC Kaiserslautern hat in den Testspielen vor der Winterpause oft in einem 4-4-2 agiert. Gegen den FCSP bot man aber ein 5-4-1 gegen den Ball auf. Zimmer und Puchacz agierten als Schienenspieler. Der FCK positionierte sich dabei sehr zentrumsfokussiert, stand eng zusammengezogen in einem passiv umgesetzten Mittelfeldpressing. Das Team stand also nicht tief, wie FCK-Trainer Dimitrios Grammozis richtigerweise auf der Pressekonferenz meine Frage korrigierte.

Die Spielweise des FCK war in der ersten Halbzeit allerdings auch keineswegs davon geprägt, dass man den Gegner hoch anlief. Vielmehr wählte man einen abwartenden Ansatz, stand kompakt und vertikal sehr eng zusammengezogen. Grammozis erklärte nach Abpfiff diese kompakte Spielweise: „Wir haben gewusst, dass sie gerne durch die Mitte über Kurzpässe kommen.“ Das Zentrum war also dicht, auch weil der FCK mit seiner Fünferkette nicht tief wartete, sondern bereits 10-15 Meter hinter der Mittellinie. Dadurch hatte der FC St. Pauli immer wieder die Option Chipbälle hinter die Kette zu spielen. Im ersten Abschnitt waren diese aber zumeist nicht von Erfolg gekrönt. Das lag auch am Gegner, erklärte Hürzeler: „Die Fünferkette hat es sehr gut gemacht, hat extrem kompakt gestanden.“

Zentrum dicht, Außen nicht

Zwar waren diese Chipbälle im ersten Abschnitt nicht erfolgreich (später dafür umso mehr), aber das änderte nichts daran, dass der FC St. Pauli in diesen ersten 45 Minuten klar spielbestimmend gewesen ist. Bereits nach etwas mehr als drei Minuten hatte das Team drei dicke Chancen verzeichnet. Kaiserslautern gelang es zwar das Zentrum zu schließen, der FCSP konnte sich aber trotzdem ein klares Übegewicht erspielen. Denn weil die Mitte oft dichtgestellt war, der FCK mit gleich zwei Spielern Druck auf den Sechserraum des FCSP erzeugte (also zumeist Smith), hatte der FCSP etwas mehr Raum auf den Außenbahnen. Viele Hereingaben von Außen prägten somit das Spiel, die allerdings kaum Abnehmer fanden. Hürzeler betonte übrigens nach Abpfiff, dass ihm besonders das Zusammenspiel zwischen Afolayan und Saliakas gefallen hat.

Keine Gefahr aus dem Spiel vom FCK

Auf der Gegenseite passierte sehr wenig. Kurz nach den drei Torchancen des FC St. Pauli zu Beginn, hatte Marlon Ritter alles für ein Traumtor bereitet. Doch Nikola Vasilj hatte etwas dagegen, hielt den Fernschuss überragend. Zudem gab es kurz vor der Pause noch eine gute Freistoßgelegenheit des FCK. Ansonsten war das Team von Grammozis offensiv nicht präsent in den ersten 45 Minuten. So betonte Fabian Hürzeler nach Abpfiff auch, dass es sein Team besonders gegen den Ball im ersten Abschnitt „sehr gut“ gemacht habe. Und genau diese sehr gute Arbeit gegen den Ball führte auch zum 1:0: Es war Aljoscha Kemlein, der nach Ballverlust stark antizipierte – und generell ein bemerkenswertes Debüt hinlegte – und so Kaloc den Ball abluchsen konnte. Marcel Hartel übernahm das Spielgerät und fand Elias Saad, der ganz kühl und überlegt zur verdienten Führung einschob.

Diese Führung in der 34. Minute hatte sich in den Minuten zuvor nicht unbedingt angedeutet. Klar, der FCSP war dominant und stand defensiv sicher. Aber die Lösungen gegen das kompakte Mittelfeldpressing waren nicht so vielzählig, wie man sich das beim FCSP sicher erhofft hatte. Besonders die Chipbälle hinter die Kette liefen zu oft ins Nichts. Umso wichtiger war es, dass das Team in Führung ging. Denn nun musste der FCK reagieren, etwas offensiver werden. Das sorgte für einen ereignisreichen zweiten Abschnitt.

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Der Jubel über die verdiente Führung des FC St. Pauli

(c) Peter Boehmer

Hochwertige Offensive, in Schach gehalten

Der 1. FC Kaiserslautern hat ein individuell wirklich richtig stark besetztes Team. Besonders in der Offensive ist das richtig, richtig gut. Sobald es dem FCK gelang ins letzte Drittel des FCSP zu kommen, wurde es häufiger gefährlich. Ihr Problem in diesem Spiel war aber, dass sie viel zu selten aus kontrolliertem Ballbesitz ins letzte Drittel kamen. Das lag zum einen daran, dass der FCSP enorm stark verteidigte, die Gegner zum richtigen Zeitpunkt unter Druck setzte. Es fehlt aber womöglich auch an Qualität im Aufbauspiel beim FCK. Zum Beispiel schlug Torhüter Krahl handgezählte sechs Bälle direkt ins Seitenaus und Almamy Toure spielte einige wirklich haarsträubende Pässe im Aufbau (einer führte zum 0:1).

Wie viel Wucht die Offensive des FCK entfachen kann, sah man also nur in ausgewählten Momenten. Beim ruhenden Ball nämlich. „Wir wussten, dass der FCK bei Standardsituationen eine der besten Mannschaften ist,“ erklärte Fabian Hürzeler nach Abpfiff. Gleich zweimal kurz nach Wiederanpfiff sorgte ein FCK-Standard für gehörig Kuddelmuddel im Strafraum des FC St. Pauli. Da hätte man sich nicht über den Ausgleich beschweren dürfen. Der FCSP verteidigte diese Situationen im wahrsten Sinne des Wortes mit allen und allem, was sie hatten.

Perfekte Antwort auf das Kuddelmuddel

Möglich wurde diese Druckphase der Gäste, weil man laut Grammozis zu Beginn des zweiten Abschnitts mehr Zugriff gegen den Ball generieren konnte. Insgesamt agierte das Team im Pressing nun höher und mutiger – und dadurch risikoreicher. Denn bei all der offensiven Wucht, die der FCK entfachen kann – die vom FCSP aber zumeist gut kontrolliert wurde – bleibt ein großes Problem der Pfälzer: Auch im 18. Spiel dieser Saison blieb das Team nicht ohne Gegentreffer.

Es kam, was bei nicht genutzten eigenen Chancen und dem hohen Risiko kommen musste: Nachdem der FC St. Pauli zweimal Glück hatte und sich nicht den Ausgleich fing, nutzten sie die höhere Positionierung des FCK immer wieder für eigene Gelegenheiten. Kurz nach den Lauterer Großchancen setzten sich Treu und vor allem Saad ganz stark auf links durch. Der Ball kam zu Kemlein, der den freien Eggestein fand. Krahl konnte noch parieren, aber Hartel setzte den Nachschuss in die Maschen – 2:0! Zu dem Zeitpunkt sicher etwas glücklich für den FCSP, aber alles andere als unverdient.

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Positionierung bei Spielaufbau des FC St. Pauli

Links: Aufbauspiel in der ersten Halbzeit. Der FCK stellte das Zentrum enorm zu, besonders die Kreise von Eric Smith wurden massiv gestört. Einzig Karol Mets und Hauke Wahl hatten viel Raum und wenig Gegnerdruck. Sie konnten diesen aber selten für öffnende Pässe nutzen, weil ihre Mitspieler komplett in Manndeckung genommen wurden.

Rechts: Aufbauspiel in der zweiten Halbzeit. Smith zog sich nun viel häufiger zwischen die Innenverteidiger zurück, Aljoscha Kemlein rückte in den Sechserraum. Darauf reagierte der FCK mit einer teilweisen Auflösung des Mittelfeldpressings (Tachie rückte auf zu Hanslik). Das führte zu freien FCSP-Schienenspielern, was in der Folge zur Auflösung der FCK-Fünferkette führte und dadurch viel Raum für den FCSP.

Chancen im Minutentakt

Der FCK versuchte nun weiter risikoreich und mit höherer Positionierung gegen den Ball auf den Anschlusstreffer zu spielen. Doch der FCSP stand nach dem zweiten Treffer enorm sicher, verteidigte es wieder richtig stark. Auf den zugestellten Sechserraum reagierte das Team unter anderem indem Smith häufiger zwischen den Innenverteidigern verblieb und von dort aufbaute. Um nun noch Druck auf den Ball zu erzeugen, musste der FCK sein 5-4-1 auflösen, schob weiter nach vorne. Ein Risiko, welches das Team aufgrund des Spielstands eingehen musste.

Dieses Verhalten, dieses höhere Risiko des FCK, öffnete Räume, unter anderem, weil die Schienenspieler nun vorrückten im Pressing und sich so partiell eine Unterzahl in letzter Linie ergab. Die offenen Räume konnte der FCSP oft mit schnellen Verlagerungen erreichen. Fabian Hürzeler erklärte zudem, dass man die Laufwege bei den tiefen Bällen hinter die Fünferkette des FCK in der Halbzeit verändert hatte. Das Team spielte auch zuvor guten Fußball, aber nach dem 2:0 war es wirklich großartig. So ergaben sich Chancen in Hülle und Fülle, die aber nicht zu weiteren Toren genutzt werden konnten. Allein Saad und Hartel hätten zusammen sechs Tore schießen können. Vier hätten sie machen müssen.

Spitzenreiter!

Am Ende steht dann ein 2:0 auf der Anzeigetafel. Das Spiel hätte aber auch ein 7:2 hergegeben. Das Zuschauen hat wahnsinnig viel Spaß gemacht, es war von Beginn an ein echtes Spektakel. Weil der FCSP durchgehend und der FCK nach dem Rückstand klar auf Torerfolg spielten. Allerdings mit dem Unterschied, dass der FCSP eine viel höhere Anzahl an Chancen hatte. Weil man Mittel gegen die FCK-Defensive fand. Und weil das Team defensiv, abgesehen von Standardsituationen, nur ganz wenig gegen eine hochwertige FCK-Offensive (nach xG-Werten die zweitbeste der Liga) zugelassen hat.

Der Rückrundenstart ist also geglückt. Der FC St. Pauli gewann dieses Spiel nicht nur, sondern überzeugte auch spielerisch und konnte zudem, sehr zur Freude von Fabian Hürzeler, endlich mal wieder die Null halten (er warf auf der PK noch 19,10 Euro ins Phrasenschwein mit dem Satz: „Wenn die Null steht, dann sind wir schwer zu schlagen.“). Die Unsicherheit aufgrund von fehlenden Stammkräften und nicht überzeugendem Testspiel? Sie lösten sich zwischen den vielen Ballgewinnen und Torchancen des FCSP in Luft auf. Der Lohn ist die Reise kommende Woche zur Fortuna als Tabellenführer. Die wird auch Hürzeler antreten, allerdings ist er nach seiner vierten gelben Karte gesperrt. Wenn sein Team aber auch in Düsseldorf so spielt, wie gegen den FCK, dann wird er diese Sperre mit Freude auf der Tribüne absitzen.

Immer weiter vor!// Tim

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