FC Schalke 04
·6. August 2025
FC Schalke 04 trauert um Ulli Potofski

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·6. August 2025
Mit Pioniergeist hat er die neuzeitliche Fußballberichterstattung mit angestoßen, als Schalker den schmalen Grat gemeistert zwischen medialer Neutralität und königsblauer Herzensangelegenheit. Nach längerer Krankheit ist Ulrich „Ulli“ Potofski am Sonntag (3.8.) rund einen Monat nach seinem 73. Geburtstag verstorben.
1988 startet auf RTL die Zusammenfassung der Bundesliga-Spiele mit Namen „Anpfiff“, und das Echo der Fans gleicht einem solchen. War die Fußballnation bis dato auf die beinahe behördlich seriöse ARD-Sportschau konditioniert, räumt der Privatsender mit jahrzehntelangen Gewohnheiten auf: epische Länge, Show-Elemente und, natürlich, Werbeunterbrechungen. Für viele ist es der Untergang des sportlichen Abendlands, letztlich aber wegweisend, wie man heute weiß. Mittendrin moderiert unter Lockenmähne und nonchalant einer der Erfinder: Ulli Potofski.
Ein echter Schalker Junge, aus dem berühmten Gelsenkirchener Stadtteil stammend, vom Vater früh für den S04 gewonnen. Ende der 1970er-Jahre startet seine journalistische Laufbahn beim WDR, es folgen weitere Sender von RTL plus, wie es damals heißt, über Deutsches Sportfernsehen (heute Sport1) bis zu Sky. Die Leidenschaft des Kommentators und Feldreporters gilt weniger taktischen Kniffen, sondern den Menschen und ihren Gefühlen hinter der Fußballerfassade. Qua Beruf ist das Schalke-Mitglied um Neutralität bemüht, was dank schelmischer Art und mit Augenzwinkern meist gelingt, höchstens mal ins Wanken gerät, wenn die Knappen ins Spiel kommen.
Im Monitorraum, in dem mehrere Kommentatoren aus der Ferne über verschiedene Partien berichten, fragt er zwischendurch, wie es auf Schalke steht; und nach einer heftigen Niederlage seines Vereins wird der Fragesteller ausnahmsweise emotionaler, wenn was schöngeredet klingt. Vielen Anhängern spricht er damit aus der Seele. In der Branche schätzen ihn Wegbegleiter als sehr guten Botschafter des S04: trotz Konkurrenz immer unterwegs mit Leidenschaft, aber ohne Aggressivität.
Der Heimatbezug zieht sich wie ein blauer Faden durch Potofskis Schaffen: Knappen kreiseln durch seine „Locke“-Kinderbücher, im Kino-Erfolg „Fußball ist unser Leben“ ist er zu sehen, auf der Platte „Das Phänomen“ hörbar, moderiert ab 1997 fünf Jahre lang „Auf Schalke“, eine tatsächlich eigene DSF-Show rund um Königsblau. In späten Kolumnen kehrt der Sportjournalist immer wieder zurück zu seinem Club, kann sich daran erfreuen oder ihm mitleidend shakespear’sche Dramaqualität andichten.
Ähnliches zieht sich leider auch durch seine letzte Lebensphase. Gesundheitlich stark angegriffen, sendet er den Podcast „Herz, Seele, Ball“ am 1. August aus dem Krankenhaus, zwei Tage, bevor er die große Bühne verlässt.
Der FC Schalke 04 wird Ulli Potofski stets ein ehrendes Andenken bewahren.