Miasanrot
·21. September 2024
In partnership with
Yahoo sportsMiasanrot
·21. September 2024
Der FC Bayern München lässt in der Bundesliga beim SV Werder Bremen nichts anbrennen und gewinnt souverän mit 5:0. Vor allem Michael Olise weiß zu überzeugen.
Sechs Tore gegen Kiel, neun Tore gegen Zagreb und jetzt fünf gegen Bremen. 20 Tore in einer Woche erzielte der FC Bayern München zuletzt in der Saison 2021/22 – damals drei gegen den 1. FC Köln, zwölf gegen den Bremer SV und fünf gegen Hertha BSC.
Beim Gastspiel in Bremen zeigte der Rekordmeister aber von Beginn an eine konzentrierte Leistung und belohnte sich zu den richtigen Zeitpunkten mit den Toren. Es scheint, als würde das Team von Vincent Kompany rechtzeitig Fahrt aufnehmen.
Der Belgier musste den immer noch angeschlagenen Manuel Neuer durch Sven Ulreich ersetzen. Davor gab er Konrad Laimer auf rechts die Chance, sich zu zeigen. Minjae Kim, Dayot Upamecano und Alphonso Davies komplettierten die Viererkette.
Auf der Doppelsechs vertraute Kompany erneut Joshua Kimmich und Aleksandar Pavlović. Michael Olise, Jamal Musiala und Kingsley Coman sollten Harry Kane in Szene setzen.
Die Bayern sind in Bremen gut in die Partie gestartet. Schon früh zeichnete sich ab, dass man die Kontrolle übernehmen würde. Nach Ballverlusten waren die Münchner aufmerksam, eroberten den Ball schnell zurück. In der gesamten ersten Halbzeit hatte das Team von Kompany 76 Prozent Ballbesitz.
Was zunächst fehlte, waren die Durchbrüche in der Offensive. Doch auch die ließen nicht lange auf sich warten. Nach einer Balleroberung schaltete Kane schnell, legte quer auf Olise und der Franzose traf zum 1:0 (23.). Der Torschütze war es wenig später, der mit einem starken Dribbling mehrere Gegenspieler stehen ließ und dann auch noch das Auge für Musiala im Zentrum hatte – 2:0 (32.).
Bremen hatte zwar ein paar Ballgewinne und durchaus auch Räume, wusste damit aber nichts anzufangen und so ging es mit der 2:0-Führung für den FCB in die Pause. Fast schon erwartungsgemäß kamen die Münchner etwas schwächer aus der Kabine – und beinahe gelang Werder der Anschlusstreffer. Doch Upamecano klärte in höchster Not knapp über das eigene Tor (54.).
Bayerns Antwort auf die Offensive der Bremer: Tore. Kane (57.), Olise (60.) und der eingewechselte Gnabry (65.) besorgten die Vorentscheidung und beendeten die kurze Schwächephase ihres Teams.
Zu Beginn der Partie hatten die Bayern noch das große Problem, dass im Angriffsdrittel nicht viel funktioniert hat. Bremen verteidigte tief, schloss die Räume und zwang die Münchner in eine Statik, die ihnen den Zahn etwas zu ziehen schien. Einer, der aber noch vor seinem Tor immer gute Ideen hatte, war Olise.
Der Linksfuß agierte unspektakulär, aber stets sehr aufmerksam und in den richtigen Räumen. Bis auf sein Dribbling vor dem 2:0 glänzte er nicht unbedingt mit Tempodribblings oder Einzelaktionen. Dafür aber wusste er mit starken Tiefenpässen und herausragendem Kombinationsspiel zu überzeugen. Einmal bekam er den Ball im Halbraum, traf bereits die Entscheidung abzudrehen, sah dann aber Pavlović in die Tiefe laufen. Den gedanklichen Switch im Bruchteil einer Sekunde durchzuführen, doch den Steckball zu spielen, geht bei vielen Spielern auf Kosten der Qualität des Zuspiels. Nicht so bei Olise.
Auch beim 3:0 zeigte er seine … nennen wir es Entscheidungsflexibilität. Nach einem hervorragenden Spielzug hätte wohl jeder Stürmer einfach abgezogen. Vielleicht hatte Olise das Gefühl, dass ihm der Ball einen Tick zu sehr in den Rücken gespielt wurde, also entschied er sich dazu, mit der Hacke nochmal Tempo rauszunehmen, um dann Kane zu bedienen. Mehrere Entscheidungen, die er innerhalb von maximal ein bis zwei Sekunden trifft und gleichzeitig mit seinem Körper verarbeitet. Eine Fähigkeit, die die Besten auszeichnet – auch wenn sein Weg dorthin noch weit ist.
Schon jetzt deutet sich an, dass die Bayern noch sehr viel Freude am 22-Jährigen haben werden. Anders als viele seiner Vorgänger ragt bei ihm heraus, dass er nur wenige Aktionen hat, in denen er tatsächlich die falsche Entscheidung trifft. Kommen noch etwas mehr Mut und Rhythmus dazu, gibt es für Olise nur einen Karriereweg: Steil nach oben. Denn er bringt nicht nur Talent, sondern auch noch eine sehr, sehr hohe Spielintelligenz mit.
Die hohe Bewegungsfreudigkeit im Spiel der Bayern war auch gegen Bremen wieder zu sehen. Im Vergleich zur Vorsaison lösen sich die Spieler viel schneller vom Ball. Das liegt vor allem daran, dass sie stets mehr als nur eine Anspieloption haben.
Kompany und sein Trainerteam scheinen wieder deutlich mehr Wert darauf zu legen, dass man die Räume rund um den Ballbesitzer sauber besetzt. Bei aller Dynamik und allen Positionswechseln gelang das in Bremen sehr gut und so hatten es die Spieler nur selten nötig, mehr als zwei oder drei Ballkontakte zu haben.
Aber Kompany zeigt auch Anpassungsfähigkeit. Gegen Freiburg ohne Rechtsverteidiger, weil der SC ohne echten Linksaußen agierte, gegen Bremen verzichtete man auf Großrotationen auf dem Feld. Es gab Positionswechsel, aber nicht so stark wie noch in vergangenen Partien. Ein Grund dafür könnte sein, dass Bremen weniger mannorientiert gepresst hat.
Werder kam gar nicht richtig ins Pressing und konnte größtenteils nur dabei zusehen, wie der Ball durch die Reihen der Bayern lief.
Nun sind die letzten Gegner nicht gerade mit hohem Pressing aufgefallen, doch eine Sache fällt dennoch auf: Die Bayern tun sich leichter im Spielaufbau, wenn die Außenverteidiger eine aktive Rolle einnehmen, indem sie ins Mittelfeld oder zumindest in den Halbraum einrücken.
Das hilft dabei, zentralere Optionen zu haben und so die Räume für die Flügelspieler zu öffnen. Außerdem hilft es im Gegenpressing, wenn in der Spieleröffnung doch mal etwas schiefgehen sollte. Wie sich das allerdings dann gegen stärkere Gegner darstellt, bleibt abzuwarten.
Denn das Aufwärmen ist jetzt beendet. Die kommenden Gegner sind in dieser Reihenfolge: Leverkusen (H), Aston Villa (A), Frankfurt (A), Stuttgart (H) und Barcelona (A). Alles Gegner, die fußballerisch eine ganz andere Qualität haben und in der Lage sind, Bayerns mannorientiertes Pressing mit wenigen Pässen auszuhebeln – und gleichzeitig defensiv weniger zuzulassen.
Das Ergebnis lässt am Ende zwar nicht den Schluss zu, dass man hinten anfällig gewesen wäre, doch auch Werder Bremen hatte wieder Räume, die man den genannten Gegnern nicht zugestehen sollte. Dass sie am Ende null Torschüsse hatten, lag zu großen Teilen an ihnen und nicht nur an oft gut verteidigenden Bayern.
Mehrfach hätte ein langer Ball gereicht, um einen schnellen Angreifer allein auf die Reise zu schicken. Werder bekam es nicht hin. Aber Leverkusen, Villa und Frankfurt?
Fakt ist: Kompany hat mit seiner offensiven und auch risikoreichen Spielweise wieder für Leben im Team gesorgt. Diese Energie, diese Spielfreude, diese Gier – das gab es in der Form vielleicht letztmals zum Start unter Julian Nagelsmann. Es macht Spaß, diesen Bayern zuzusehen. Und es wird spannend zu sehen, wie es jetzt weitergeht.
Tore: 0:1 Olise (23.), 0:2 Musiala (32.), 0:3 Kane (57.), 0:4 Olise (60.), 0:5 Gnabry (65.)Gelbe Karten: Laimer (38.), Pavlović (68.), Upamecano (77.)Aufstellung Werder Bremen: Zetterer – Pieper (Malatini, 79.), Stark, A. Jung – Weiser, Lynen, Agu (Deman, 87.), Stage (Alvero, 66.), Schmid – Ducksch (Topp, 46.), Grüll (Köhn, 46.)Aufstellung FC Bayern: Ulreich – Laimer (Guerreiro, 56.), Upamecano, Kim, Davies – Kimmich, Pavlović (Palhinha, 70.) – Olise (Sané, 70.), Musiala, Coman (Gnabry, 56.) – Kane (Müller, 76.)