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·24. Oktober 2023

Ex-LASK-Coach Thalhammer: „So ist St. Gilloise zu knacken!“

Artikelbild:Ex-LASK-Coach Thalhammer:  „So ist St. Gilloise zu knacken!“

Ex-LASK-Coach Thalhammer: „So ist St. Gilloise zu knacken!“

24. Oktober 2023 in ADMIRAL Bundesliga

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Dominik Thalhammer schlug mit dem LASK so manche Europacup-Schlacht und war zuletzt zwei Jahre in Belgien (Cercle Brügge, KV Oostende) unter Vertrag. Kaum jemand dürfte besser geeignet sein, die Chancen der Athletiker vor dem Europa-League-Doppel gegen Royale Union St. Gilloise zu beurteilen als der 53-Jährige, der auch als Mastermind der Erfolge des österreichischen Frauen-Nationalteams gilt.


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Ihr Engagement bei Oostende endete im vergangenen Sommer mit dem Abstieg, seitdem warten Sie auf einen neuen Job. Können Sie diese Zeit auch genießen oder sitzen Sie permanent auf gepackten Koffern?

Es ist eine Mischung aus beidem. Nach zwei Jahren im Ausland ist die Zeit mit der Familie extrem wertvoll. Ich habe zwei 13-jährige Töchter, da ist es schon ein Nachteil, wenn man an deren Leben nicht teilhaben kann. Andererseits bereitet man sich als Trainer immer vor, schaut, wie man sich weiterentwickeln und verbessern kann und sucht nach neuen Ideen, auch im internationalen Fußball. Und man ist ständig in Bereitschaft, weil immer etwas passieren kann.

Wenn jetzt der LASK, bei dem Sie bis September 2021 als Trainer und Sportdirektor unter Vertrag standen, zweimal gegen Royale Union St. Gilloise spielt – gehen Sie dann ins Stadion oder schauen Sie lieber daheim?

Ich hab mir, ehrlich gesagt, nur das Länderspiel gegen Moldau in Linz im Stadion angeschaut, weil ich die neue Arena mal sehen wollte. Ansonsten bevorzuge ich den Fernseher. Dort bekommt man extrem viel mit, kann sogar manches gleichzeitig oder unmittelbar nacheinander anschauen. Dort habe ich einen besseren Überblick.

Geht Ihnen die Stadion-Atmosphäre nicht ab?

Nein, die brauche ich nicht. Mich interessiert mehr, was auf dem Platz passiert, wie sich Teams entwickeln. Ich schaue auch Pressekonferenzen von Trainern und achte auf Dinge, die man reflektieren und für sich selbst mitnehmen kann.

St. Gilloise spielt erst im dritten Jahr in der Jupiler League, war aber schon Meister und Vizemeister und ist aktuell souveräner Tabellenführer. Auch Sie haben mit Brügge und Oostende in drei Spielen genauso oft verloren. Was macht dieses Team so schwer zu bespielen?

Vor allem haben sie ein unglaubliches Gefühl für Spielerverpflichtungen. Da sind sie in Belgien die Nummer eins, denke ich. Was die in den letzten zwei, drei Jahren an tollen Spielern entdeckt haben… Deniz Undav (Anm.: aktuell Stuttgart), Dante Vanzeir (Red Bulls New York) und natürlich Boniface, der jetzt in Leverkusen spielt. Die waren nicht on top, als sie kamen, wurden aber immer stärker. Das richtig gute Scouting ist das größte Geheimnis dieses Vereins.

Diese Spieler wurden alle gewinnbringend verkauft. Wenn man sich den aktuellen Kader anschaut, gibt es, rein von den Namen her, keine großen Stars.

Stimmt, da leben sie von einer gewissen Konstanz. Ich schätze, dass 70 Prozent des Kaders schon seit zwei, drei Jahren zusammenspielen, die Veränderungen waren meist punktuell. Das macht es im Grunde aus.

Auf dem Trainersektor gab es dagegen keine übertrieben große Kontinuität.

Da waren sie allerdings nicht so stabil. Schon zu meiner Zeit in Belgien waren zwei Trainer dort, mit dem Deutschen Alexander Blessin ist es bereits der dritte. Erst Felice Mazzu, der jetzt bei Charleroi Trainer ist, dann der aktuelle Schalke-Trainer Karel Geraerts. Gerade Geraerts und Blessin verfolgen durchaus unterschiedliche Ansätze, der eine kommt aus der Red-Bull-Schule, der andere hat die typisch belgische Philosophie, bei der das Hauptaugenmerk auf dem eigenen Spiel mit dem Ball liegt. Blessin lässt aktuell eine gute Mischung aus beiden Ansätzen spielen. Deswegen kann man St. Gilloise am besten mit dem Spiel gegen den Ball erwischen. Wenn man da ein scharfes Pressing auf den Platz bringt, kann man ihnen sehr stark wehtun, bei extremem Druck gegen sich sind sie verwundbar.

Das dürfte einer Mannschaft wie dem LASK entgegen kommen…

Absolut, davon bin ich überzeugt. Wenn man in diesem Bereich exakt arbeitet, liegt darin die größte Chance.

Der LASK hatte einen zähen Saisonstart, hat sich zuletzt aber mächtig gesteigert und am Wochenende Serienmeister Red Bull Salzburg geschlagen. Wie sehen Sie aktuell Ihren Ex-Klub?

Sie hatten eine Findungsphase nach dem Umbruch. Wenn die Fluktuation hoch ist, braucht es eben eine gewisse Zeit. Und es ist auch nicht einfach, mit einem so großen Kader zu arbeiten wie ihn die Linzer momentan haben. Da ist die Anzahl an unzufriedenen Spielern hoch, es gab ja auch das eine oder andere Nebengeräusch.

Mit Ihrer Expertise aus beiden Ligen – haben Sie einen Favoriten?

Wenn ich mir die Formkurve des LASK anschaue, zeigt diese klar nach oben. Union gewinnt zwar seine Spiele, sie agieren dabei aber längst nicht immer überzeugend. Trotzdem sehe ich einen kleinen Vorteil für St. Gilloise. Der kann aber geringer werden, da sie ihre Heimspiele nicht im eigenen engen und sehr stimmungsvollen Stadion austragen, sondern in das des RSC Anderlecht ausweichen. Dort geht es nicht so extrem her. Dazu kommt aber: Nach den beiden Niederlagen zum Auftakt steht der LASK schon unter Druck, jetzt anschreiben zu müssen. Sonst wird das nichts mit dem Überwintern in Europa.

Noch einmal zu Ihnen. Wir kommen in die Phase, in der die ersten Klubs nervös werden und nach neuen Trainern suchen. Auf welchen Markt legen Sie das größte Augenmerk?

Ich bin da total offen in alle Richtungen. Es gibt und gab bereits Kontakte in viele Kontinente, es muss auch nicht Österreich oder ein Nachbarland sein. In dem Bereich flexibel zu sein, ist Teil des Geschäfts.

Fotos: GEPA pictures

Redakteur: Markus Geisler

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