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Tobias Herrmann·17. Juni 2018

Erst Weltstar, dann Drogenkartell: Mexikos Rekordmann Rafa Márquez

Artikelbild:Erst Weltstar, dann Drogenkartell: Mexikos Rekordmann Rafa Márquez

Totgesagte leben ja bekanntlich länger. Rafael Márquez ist das Paradebeispiel. Nach einer schillernden Karriere, begann der Absturz, dachten alle. Dann kam er wieder. Am kommenden Sonntag beginnt für ihn erneut das Abenteuer WM. Es wird seine fünfte werden, und die letzte?

Als er 1996 mit 17 Jahren zum ersten Mal zu einem professionellem Fußballspiel auflief, ahnte niemand was für eine Karriere vor Rafa Márquez liegen würde. Für den Mexikaner ging es über Frankreich zum großen FC Barcelona und die schillernde Welt der Major League in New York.


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Er brach Rekorde, avancierte in seiner Heimat zum Volkshelden und bei den New York Red Bulls zum Feind einer ganzen Nation. Er wurde bezichtigt in mexikanische Drogenkartelle involviert zu sein und seine sportliche Laufbahn war eigentlich schon zu Ende. Doch “El Káiser” machte weiter, immer weiter.

Versehentliches Debüt in der Nationalelf

Nur knapp ein Jahr nach seinem Debüt für Atlas aus Guadalajara rief auch Mexikos Nationaltrainer bei Rafa Márquez an. Der Legende nach soll es sich dabei allerdings um ein Versehen gehandelt haben. Eigentlich wollte der damalige Trainer Bora Milutinović seinen Mannschaftskameraden Cesar Márquez in den Kader berufen. Am Ende kam Rafa – und würde nicht mehr gehen.

142 Länderspiele sind es bis heute. Vier Weltmeisterschaften, bei denen er immer Kapitän war. Ein Kunststück, das vor ihm kein anderer Spieler auf der Welt vollbrachte. 1999 feierte er mit El Tri den bisher größten Erfolg, als man den Confed Cup gewann. 2003 und 2011 folgten Siege im Gold Cup.

Aus der Heimat nach Europa

Doch Márquez hielt es nur für drei Spielzeiten in seiner Heimat, 1999 ging es von Atlas nach Europa. Die AS Monaco überwies umgerechnet fünf Millionen Euro für die Dienste des Innenverteidigers. An der Côte d’Azur holte der heute 39-Jährige in seiner ersten Saison den Titel und wurde in die Mannschaft der Saison gewählt.

Es folgten drei weitere Jahre, insgesamt 109 Spiele für die Monegassen und mit dem französischen Pokal ein weiterer Titel. Márquez und seine wuchtige Spielweise riefen andere Vereine auf den Plan.

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Im besten Team der Welt

2003 sah Márquez sich zu Höherem berufen. Der FC Barcelona, damals das wohl beste Team der Welt, rief und Rafa folgte. Als erster Mexikaner überhaupt machte er sich auf, um die Champions League zu gewinnen. Zwei Titel in der Königsklasse, vier weiterer in La Liga. Bei Barca war Márquez endgültig in der Weltspitze angekommen.

Die langen Haare und sein Spielstil waren unverkennbar. Sieben Jahre hielt es die Nummer vier in Spanien, in weit über 200 Spielen erarbeitete er sich Legenden-Status. Längst war er in seiner Heimat der erfolgreichste Fußballer der Geschichte.

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Die “schlechte Entscheidung”

Doch nach sieben Jahren unter der spanischen Sonne zog er weiter. In New York wollte er sich, trotz Angebote zahlreicher europäischer Topklubs, neu versuchen. Die “schlimmste Entscheidung” seiner Karriere, wie er es nach seinem vorzeitigem Ende in Big Apple 2012 nennen wird.

Der Mexikaner und die Amis: Das passte nie wirklich. Spätestens nachdem Márquez wegen einer Tätlichkeit an Fußball-Volksheld Landon Donavan in den Playoffs vom Platz gestellt wurde, war das Tischtuch zerschnitten. Lustlosigkeit, mangelnde Professionalität und Verletzungsanfälligkeit: Beinahe täglich suchten die Medien bei Márquez nach Angriffsflächen. Es sollte nicht der letzte Zwist zwischen den USA und ihm bleiben.

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Vorwurf des Drogenhandels

Im Dezember 2015 wechselte Márquez von Hellas Verona in der Serie A zurück in die Heimat. Bei seinem Heimatverein Atlas FC wollte der mittlerweile gediegene Herr seine Karriere in Ruhe ausklingen lassen. Die Zeit in Mexiko wurde allerdings von schweren Vorwürfen überschattet. Márquez, so hieß es aus Ermittlerkreisen in den USA, soll an einem Drogenkartell beteiligt gewesen sein.

Genauer gesagt, warf ihm das “U.S. Department of the Treasury’s Office of Foreign Assets Control” vor, ein Drahtzieher im Kartell von Raul Flores Hernandez (genannt “El Tio”) zu sein. Hernandez soll dabei auf die Hilfe von Márquez und anderer angewiesen sein, um seine illegalen Geschäfte in Mexiko und den Vereinigten Staaten durchzuführen. Die US-Konten des ehemaligen Weltklassespielers wurden eingefroren, Häuser und andere Besitztümer beschlagnahmt.

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Rückkehr und Ruhestand

Im April diesen Jahres war es dann soweit: Die Rente rief, El Káiser folgte. Nach 21 Jahren im professionellen Fußballgeschäft war Schluss. Aber, es soll noch ein weiteres Highlight folgen: Die WM 2018 im Russland. Für viele war seine Nominierung eine dicke Überraschung. Márquez wird als fünfter Spieler überhaupt an seiner fünften Weltmeisterschaft teilnehmen. Eine Bestmarke für die Ewigkeit.

Erst Anfang Juni feierte er nach über einjähriger Abstinenz in der Nationalmannschaft sein Comeback für die El Tri. Bei einem 1:0 Heimerfolg über Schottland wurde der ehemalige Kapitän zur Halbzeit eingewechselt. Seine letzte Saison in Mexiko war längst beendet, doch mit dem Nationalteam ist er noch nicht fertig. Sie schrieben Rafael Márquez ab, doch er gab sich nicht auf. Auch nicht mit fast 40 Jahren. Auch nicht, als er mit einem Bein im Knast stand. In wenigen Tagen wird Thomas Müller seinen Atem im Nacken spüren.

Denn Totgesagte leben eben doch länger.