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Annika Becker·27. Juni 2022
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Annika Becker·27. Juni 2022
Am 8. Juli startet Deutschland gegen Dänemark in die Europameisterschaft. Wie will Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg spielen? Welche Spielerinnen werden besonders wichtig? Wann und wo kann man die Partien eigentlich sehen? All das erfährst du hier.
Im 23-köpfigen Kader stehen insgesamt acht Spielerinnen von den Double-Siegerinnen des VfL Wolfsburg, berücksichtigt man die bereits feststehenden Transfers dieses Sommers zur nächsten Saison sind es sogar elf. Die zweitgrößte Gruppe kommt vom FC Bayern München.
Im Tor legte sich das Trainer*innenteam früh auf Merle Frohms als klare Nummer Eins fest. Die Noch-Frankfurterin vertrat Almuth Schult in den letzten Jahren im Tor und wird auch in Wolfsburg ihre Nachfolgerin. Sie überzeugt mit Sicherheit bei hohen Bällen und ist auch mit Ball am Fuß stark.
Die Defensive ist mit nominell sechs Verteidigerinnen dünn besetzt. Lena Oberdorf soll entsprechend ihrer Stärken vorwiegend im defensiven Mittelfeld spielen, könnte aber in der Innenverteidigung zur Not aushelfen. Überraschend war die Nicht-Nominierung von Maximiliane Rall.
Dafür wurde Nicole Anyomi, eigentlich eine offensive Flügelspielerin und Stürmerin, im Trainingslager darauf vorbereitet als rechte Außenverteidigerin aushelfen zu können. Auf den offensiven Positionen hat Voss-Tecklenburg viele Optionen rund um Lea Schüller und Svenja Huth.
Deutschland startete im vergangenen Jahr immer entweder im 4-3-3 oder im 4-2-3-1. Abwechslungsreicher waren die Aufstellungen, denn Voss-Tecklenburg musste viel rotieren. Durch Verletzungen, Corona-Ausfälle und aus Gründen der Belastungssteuerung spielte Deutschland nie zweimal hintereinander mit derselben Startformation.
Angesprochen auf ihre Pläne für das deutsche Spiel, antwortete die Bundestrainerin bei den Pressekonferenzen im Trainingslager ausweichend. Es komme vor allem auf die Umsetzung der Spielprinzipien an, egal, wer auf dem Platz stehe.
Vor der EM gab es nur ein einziges Testspiel gegen die Schweiz, das Deutschland mit 7:0 gewann. Noch mehr Testspiele gab es nicht, weil man die bis dorthin fehlenden Automatismen lieber mit vermehrtem Training angehen wollte. Das Ergebnis gegen die Schweiz und die gezeigte Leistung machen auf jeden Fall Vorfreude, zur Einordnung gehört aber auch, dass die Nati insgesamt einen schlechten Tag erwischt hatte.
Die deutschen Spielerinnen zeigten in der Partie viel Physis und Lust am Zweikampf, die Defensive stand sehr hoch und machte damit das Spielfeld für die Schweizerinnen eng. Die Offensivspielerinnen setzten die schweizer Defensivspielerinnen früh unter Druck, um lange Bälle hinter die eigene hohe Abwehrlinie zu verhindern. In der Offensive ging dann viel über die Außen.
Die Spielerinnentypen auf den beiden Flügeln sind unterschiedlich, dementsprechend ist die linke Seite mit Rauch und Bühl anders unterwegs als die rechte Seite. Dort spielen Giulia Gwinn und Svenja Huth, außerdem schaltete sich aus dem zentralen Mittelfeld Sara Däbritz immer wieder in die Kombinationen mit ein. Weil alle drei ein sehr gutes Gefühl dafür haben, wann sie sich in den freien Raum bewegen sollten, um ihre Gegenspielerinnen auseinander zu ziehen, ergeben sich daraus viele Rochaden zwischen den dreien.
Die Defensive ist dünn besetzt, wenn sie fit und in Form ist, ist Marina Hegering die stärkste Innenverteidigerin im Kader. Verletzungsbedingt konnte sie kaum spielen, gegen die Schweiz hinterließ sie einen guten Eindruck. Trotzdem ist es wichtig, dass es in diesem Teil des Teams möglichst keine Ausfälle gibt.
Die zentrale Spielerin und quasi der Dreh- und Angelpunkt von Deutschlands Spiel ist Lena Oberdorf im defensiven Mittelfeld. Mit ihrem hohen Bewegungsradius deckt sie große Räume, fängt viele Bälle ab, ist stark im Zweikampf und bringt auch die nötige Härte mit, um es ihren Gegnerinnen nicht zu gemütlich zu machen. Ihre Fähigkeit nach einer Balleroberung das Spiel mit einem technisch sauberen Pass sofort schnell zu machen hat in der Form keine andere im Mittelfeld.
Sara Däbritz und Lina Magull werden gebraucht, um die einzelnen Teile des Teams miteinander zu verbinden. Vorne im Angriff ist Lea Schüller die zentrale Figur, sie könnte noch besser eingebunden werden als zuletzt. Die Stürmerin des FC Bayern München ist schon seit längerer Zeit außer Form. Fraglich ist auch, wie Alexandra Popp ins Team zurückkommt. Sie hatte sich nach langer Verletzung zurückgekämpft und wurde dann durch eine COVID-19-Infektion ausgebremst.
Das erste Spiel in der sogenannten „Todesgruppe B“ gegen Dänemark ist gleich ein richtiger Kracher. Interessant wird hier, wer den Ball am längsten in den eigenen Reihen halten kann, denn die Däninnen verstehen sich sowohl auf Pressing und Umschaltspiel als auch auf spielerische Vorstöße aus dem Mittelfeld. Es könnte also zu einer recht offenen Partie kommen.
Das schwierigste Spiel ist das gegen Spanien, beim Arnold Clark Cup gab es ein 1:1. Die Spanierinnen sind darauf aus, eine Partie mit viel Ballbesitz zu kontrollieren. Hier wird es für die Nationalelf darum gehen, Bonmatí und Co nicht zu viele Freiheiten im Mittelfeld zu lassen und selbst Konter zu setzen und eine gute Chancenverwertung zu haben.
Das vermeintlich einfachste Spiel gegen Finnland steht als Letztes an. Die Finninnen sollten nicht unterschätzt werden, normalerweise muss Deutschland dieses Spiel aber gewinnen. Je nach Verlauf der Gruppenphase könnte hier schon feststehen, ob es weitergeht oder nicht. Ein Aufeinandertreffen mit den englischen Gastgeberinnen ist bereits im Viertelfinale möglich.
Vonseiten des DFB wurde das Halbfinale als Ziel ausgerufen, allgemein wird Deutschland immer wieder im erweiterten Kreis der Favoritinnen auf den Turniersieg genannt. Damit das so kommt, braucht es eine konstante Entwicklung während des Turniers und – wie immer bei solchen Dingen – das nötige Glück.
Deutschland gegen Dänemark, 8.7., 21 Uhr, ZDF, DAZN
Deutschland gegen Spanien, 12.7., 21 Uhr, ARD, DAZN
Deutschland gegen Finnland, 16.7., 21 Uhr, ZDF, DAZN