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Annika Becker·28. Juli 2022
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Annika Becker·28. Juli 2022
Wir sind immer noch ganz hingerissen vom Spiel gestern Abend und blicken deshalb noch einmal zurück auf einige der herausragenden Einzelleistungen der deutschen Spielerinnen. Während Deutschland und England schon freudig dem Finale entgegenblicken, war das Aus für Frankreich eine Enttäuschung.
Gestern erreichte Deutschland mit einer geschlossenen Teamleistung gegen Frankreich das Finale im Wembley am Sonntag (18:00 Uhr Anstoß). Einige herausragende Einzelleistungen gab es aber dennoch. Als Erstes wäre da Lena Oberdorf zu nennen, die vieles von dem Druck, den Frankreich versuchte aufzubauen, mit ihrer Positionierung auf dem Feld und ihrer Zweikampftechnik wettmachte.
So gelangen Oberdorf gestern 14 Balleroberungen. Sie ist außerdem jetzt die Spielerin mit den meisten Grätschen im Turnier, sie zeigte auch gegen Frankreich wieder eine große Spannbreite zwischen feinem Wegspitzeln und brachialem Abräumen, beides hatte das deutsche Spiel zwischendurch sehr nötig, auch wenn die Abwehrreihe meist noch den Fuß dazwischen bekam. Hier war Kathrin Hendrich am auffälligsten.
Weiter vorne auf dem Feld war Svenja Huth die spielbestimmende Frau auf dem Feld. Weil Jule Brand überwiegend auf der rechten Seite spielte, kam Huth in dieser Partie über links, die beiden tauschten aber auch mal die Seiten oder Huth zog von links ins Zentrum. Beide Vorlagen kamen von ihr, ansonsten lässt sich ihr Gespür dafür, immer am richtigen Ort zu sein, kaum in Zahlen ausdrücken. Immer, wenn es gefährlich wurde, war Svenja Huth irgendwie daran beteiligt.
Natürlich war ganz vorne dann auch noch Alexandra Popp, sie erzielte beide Tore und steht jetzt bei sechs EM-Toren in fünf Spielen und zog damit gleich mit Beth Mead, die wegen einer niedrigeren Anzahl Spielminuten in der Wertung vor ihr steht. Nichtsdestotrotz wird auch die Entscheidung um die Torjägerinnenkanone erst am Sonntag im Finale fallen, mehr Spannung geht nicht.
Schaut man auf die nun ausgeschiedenen Französinnen, gibt es eigentlich auch hier sehr viel Positives, das sich loben ließe. Frankreich machte es Deutschland lange Zeit so richtig schwer und hielt das eigene Mittelfeld sehr dicht. Am Ende scheiterten Les Bleues ohne die verletzte Topstürmerin Marie-Antoinette Katoto vor allem an ihrer Chancenverwertung. Das zeigt sich auch daran, dass Frankreich mit 107 die meisten Schüsse im Turnier abgegeben hat, wobei sich daraus nur zehn Tore ergaben.
„In solchen Spielen muss man die Chancen verwerten, wenn man sie hat. Wir haben die Intensität hochgehalten. Wir haben es nicht geschafft, unsere starken Momente zu nutzen“, sagte Mittelfeldspielerin Grace Geyoro nach Abpfiff beim französischen Sender ‚TF1‘.
In England hat sich die Begeisterung für das eigene Team mit Verlauf des Turniers immer weiter gesteigert, das lässt sich an kaum etwas besser ablesen als der Berichterstattung in den Medien. Gab es die anfangs vor allem in den sowieso für den Fußball der Frauen offenen Sportteilen der Zeitungen, weitete sich das in den letzten Wochen immer mehr aus. Spätestens mit dem Erreichen des Finales und nach dem unglaublichen Tor per Hacke von Russo im Spiel gegen Schweden kann man von einem richtigen Hype sprechen.
Genauso wie hier in Deutschland wird viel darüber diskutiert, wie sich diese Welle mit in die nationale Liga nehmen lässt, England ist in der Hinsicht durch die Arbeit der letzten Jahre schon weiter, aber auch dort gibt es noch einiges zu tun. „Wenn Mädchen nach dieser EM in ihren Sportunterrichtsstunden keinen Fußball spielen können, was machen wir hier dann eigentlich?“, fragte so zum Beispiel Ex-Spieler und TV-Experte Ian Wright bei der BBC nach dem englischen Halbfinalspiel.
Bereits nach der Gruppenphase hatte Finnland sich mit null Punkten und minus sieben Toren aus der EM verabschiedet. Daraufhin zog der Verband die Konsequenzen und stellte Trainerin Anna Signeul frei.
Für die anstehende WM-Quali im September wurde nun ein Nachfolger präsentiert. Marko Salorannan wird künftig an der Seitenlinie stehen und versuchen die Partien gegen Irland (1. September) und Schweden (6. September) erfolgreich zu gestalten.