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·15. Juni 2024

EM 2024 | Schweiz: Auf der Suche nach dem offensiven Punch

Artikelbild:EM 2024 | Schweiz: Auf der Suche nach dem offensiven Punch

Vor drei Jahren noch eine der großen Überraschungen des Turniers, ist die Schweizer Nationalmannschaft kurz vor dem EM-Auftakt 2024 nur schwer greifbar. Ein auf dem Papier hochveranlagter Kader lieferte in den vergangenen Monaten immer wieder durchwachsene Ergebnisse. Doch es gibt auch Gründe für Optimismus.

Stimmt die Schweizer EM-Form?

Die letzten Jahre der Schweizer Nationalmannschaft lassen sich vor allem wie folgt zusammenfassen: Man ist schwer zu schlagen und tut sich zeitgleich mit dem eigenen Gewinnen schwer. Die „Nati“ verlor nur eines ihrer letzten 14 Länderspiele, leistete sich in diesem Zeitraum allerdings zahlreiche Unentschieden gegen eigentlich klar unterlegene Gegner. So spielte man unter anderem zweimal gegen den Kosovo und je einmal gegen Belarus und Israel Remis. Im Endeffekt qualifizierten sich die Eidgenossen als knapper Tabellenzweiter der Qualifikationsgruppe I für Deutschland, wobei der Rückstand auf das erstplatzierte Rumänien mit fünf Punkten recht üppig ausfiel.


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Die aktuelle Form der Mannschaft ist also nur schwer greifbar, da hilft auch das kürzliche 1:1 im Testspiel gegen Österreich, das ohnehin eher einem uninspirierten Ballgeschiebe glich, nicht weiter. Christian Finkbeiner, Fußballchef der Schweizer Tageszeitung Blick, sieht die Auswahl von Cheftrainer Murat Yakin auf dem richtigen Weg. „Nach einem schwachen Herbst, als die Quali noch in Gefahr geriet und Yakin öffentlich angezählt wurde, hat sich das Team in diesem Frühjahr wieder gefangen“, so Finkbeiner.

Dem Sportjournalisten zufolge hängt dies vor allem mit der Systemumstellung von Vierer- auf Fünferkette zusammen. „Die Defensive ist wieder viel stabiler“, erklärt er. Und tatsächlich: Im Kalenderjahr 2024 kassierte die Yakin-Truppe erst ein Gegentor. Auch in der EM-Qualifikation musste man nur 11 gegnerische Treffer hinnehmen, da Yakin seiner Mannschaft eine stabile Grundordnung verpasst hat.  „Wir sind defensiv gut organisiert. Wir brauchen weiter eine gute Balance und wollen unser Spiel durchziehen, um weiterhin die Null zu halten“, sagte der Nationaltrainer angesprochen auf seine Spielphilosophie.

Hinten hui, vorne pfui? Ein Blick auf den Kader

Das Defensivpersonal der Nati ist dabei von einer hohen Güteklasse. Die aus Yann Sommer, Gregor Kobel und Yvon Mvogo bestehende Keeper-Rotation muss sich im Turniervergleich vor keiner anderen Nation verstecken. In der Innenverteidigung scheinen Manuel Akanji von Manchester City und Nico Elvedi gesetzt zu sein, um den verbliebenen Platz konkurrieren der erfahrene Ex-Wolfsburger Ricardo Rodriguez und Fabian Schär, der bei Newcastle United zum absoluten Stammpersonal zählt. Mit Silvan Widmer aus Mainz und Dan Ndoye vom italienischen Sensationsteam FC Bologna sind auch die Wingback-Positionen adäquat besetzt.

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(Photo by Carsten Harz/Getty Images)

Prunkstück der Mannschaft ist allerdings die Mittefeldzentrale. Kapitän Granit Xhaka und Remo Freuler, ebenfalls aus Bologna, sind hier gesetzt. „Xhaka ist in der Form seines Lebens und auch Freuler gelang mit der Champions-League-Qualifikation Großes“, hebt Finkbeiner hervor. Beide Spieler bestechen mit einer Mischung aus Erfahrung, körperlicher Härte und technischer Qualität und werden das Rückgrat der Nati bilden.

Auf den Offensivpositionen kommt es dagegen zu einem deutlichen Qualitätsabfall. Finkbeiner stellt klar: „Bei den Offensivakteuren ist das Selbstvertrauen nicht annähernd so groß. Zeki Amdouni stieg mit Burnley ab, Noah Okafor kam bei Milan nu wenig zum Einsatz und auch Xherdan Shaqiri hat keine gute Phase mit Chicago hinter sich.“ Hinter der Personalie Breel Embolo steht ebenfalls ein Fragezeichen. Der Stürmer der AS Monaco zog sich nach überstandenem Kreuzbandriss kurz vor der EM einen Muskelfaserriss zu und dürfte erst im Turnierverlauf zu einer ernsthaften Option für den Schweizer Angriff werden. „Ohne Embolo fehlt ein Goalgetter, die jungen Spieler sind zwar talentiert, haben aber noch kein internationales Top-Format“, räumt der Sportchef der Blick ein.

Gelingt ein zweites 2021?

Müssen die Schweizer Anhänger beim Turnier in Deutschland also mit einer Ladehemmung ihrer Mannschaft rechnen? Die Abteilung Attacke der Nati wird sich in jedem Fall deutlich steigern müssen, um ein annähernd ähnliches Abschneiden wie bei der vergangenen EM erreichen möglich zu machen. Vor drei Jahren avancierte die Schweiz neben Dänemark zur Überraschungsmannschaft des Turniers und scheiterte erst im Viertelfinale nach einem dramatischen Elfmeterschießen gegen Spanien. Im Achtelfinale wurden sensationell sogar der damalige Weltmeister Frankreich ausgeschaltet.

Eine Wiederholung dieses tiefen Turnier-Runs gibt in den Reihen der Schweizer Nationalmannschaft niemand als Ziel aus. „Das Ziel der Nati ist das Überstehen der Vorrunde, danach würden sie von Spiel zu Spiel schauen, sagen die Spieler unisono“, so Finkbeiner. Dennoch herrscht im eidgenössischen Lager durchaus auch Optimismus. So verkündete Verbandspräsident Dominique Blanc selbstbewusst, dass man in einem K.o.-Spiel jeden Gegner schlagen könne. „Das nochmalige Erreichen des Viertelfinals wäre allerdings eine Überraschung“, schränkt Finkbeiner dennoch ein.

Schon das Überstehen der Vorrundengruppe A wird keine leichte Aufgabe. Während Gastgeber Deutschland als klarer Favorit und Schottland als Außenseiter gilt, dürfte sich die Schweiz mit den zuletzt starken Ungarn um den zweiten Tabellenplatz duellieren. Insbesondere in den Spielen gegen Ungarn und Schottland dürfte die Nati viel Ballbesitz haben – eine Ausgangssituation, mit der sich Shaqiri und Co. in den letzten Monaten oft schwertaten. Ausgerechnet die Spielweise der DFB-Elf könnte der SFV-Auswahl jedoch zugute kommen. „Yakin hat immer wieder betont, dass die EM ein ganz anderes Turnier wird als die Quali gegen auf dem Papier teils deutlich schwächere Team. Ihm schwebte schon immer ein schnelles Umschaltspiel vor“ erläutert Finkbeiner.

Gegen eine deutsche Mannschaft, die in den letzten Jahren immer wieder Probleme mit tiefstehenden Gegnern und der eigenen Konterabsicherung hatte, könnte sich eine solche Herangehensweise durchaus bewährt machen. Beweisen müssen wird sich die Mannschaft aber in den Pflichtaufgaben gegen Ungarn und Schottland, wo es gilt, die zuletzt fast schon chronische Offensivschwäche in den Griff zu bekommen. Gelingt der Schweizer Nati dies, so ist sie beiden Teams auf dem Papier klar überlegen und der Einzug in die Runde der 16 besten Mannschaften sehr realistisch. Dieser ist auch Pflicht, denn für das Turnier im nördlichen Nachbarland Deutschland gilt folgende Prämisse: Das Erreichen des Achtelfinals ist ein klares Muss, der Rest ist Bonus!

(Photo by FABRICE COFFRINI/AFP via Getty Images)

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