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Niklas Levinsohn·23. Dezember 2019
Eine fast echte Reportage: So feiern die Bundesliga-Klubs Weihnachten

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Niklas Levinsohn·23. Dezember 2019
Oh du Fröhliche… Auch die Bundesliga-Klubs feiern Weihnachten, doch die häuslichen Traditionen sind natürlich grundverschieden. Wir haben einmal darüber nachgedacht, wie einige Vereine das Weihnachtsfest verbringen. Wir sind uns fast sicher, dass es genau so laufen wird.
Ungewöhnliche Leere unterm Weihnachtsbaum des FC Schalke 04. Da, wo normalerweise der in überzogenen Erwartungen verpackte neue Trainer liegt, diesmal nur ein kahler Fleck. Im Schnee vor der Veltins-Arena Fußspuren in der Schuhgröße von Bruna Labbadia, die vom Stadion wegführen. David Wagner hat das traditionellste aller königsblauen Weihnachtsgeschenke obsolet gemacht.
Dafür hat er ein vermeintliches Geschenk von Herzen mitgebracht. Ein Weihnachtsvideo von sich und seiner Familie, extra aufgenommen für den neuen Arbeitgeber. Mitten ins Herz trifft der süße Clip mit Ehefrau, Hund und beiden Töchtern. #inthatorder
Kurz wird es dann allerdings unangenehm: Besagtes Video stammt noch aus Wagners Huddersfield-Zeit! Clemens Tönnies reagiert gedankenschnell. Rettet die Stimmung, wirft die Karaokemaschine an: „Jetzt wird gesungen!“ Der S04-Boss macht selbst den Anfang: Toto – Africa.
Die Leipziger Thomaskirche hatte eingeladen. Auch die Gemeinde der Nikolaikirche hätte sich gefreut, Julian Nagelsmann und seine Schützlinge an Heiligabend in ihrem Gottesdienst begrüßen zu dürfen. Aber RB hat dankend abgelehnt. Mit der traditionellen Weihnachtsgeschichte können sie beim Tabellenführer nichts anfangen.
„Voll arm, dieser Jesus“, lachen Rangnick, Mintzlaff und Mateschitz auf der Geschäftsstelle. Und dann steht da auch noch ein Ochse im Stall. Wäre es wenigstens ein Bulle gewesen, hätte man das Vieh zumindest rebranden, rot anpinseln und so tun können, als sei der Rote Bulle nur zufällig die deutsche Übersetzung des Energy Drinks, auf den sich die gesamte Klubidentität stützt.
Auch die Geschenke von Kasper, Melchior und Balthasar wissen die Heiligen Drei Könige Fußballdeutschlands nicht zu beeindrucken. Was sind schon Gold, Weihrauch und Myrrhe gegen einen großen Ostklub, Spannung im Meisterschaftsrennen und die vollständige Aushöhlung des Vereinsgedankens?
„Das ist so, ja“, stellt Hans-Joachim Watzke nüchtern fest, als er auf Michael Zorcs Frage antwortet, ob zwischen ihm und dem aktuellen BVB-Trainer ein Dissens besteht. Der BVB-Geschäftsführer wirkt verzweifelt, als er seinem Sportdirektor die mickrige Tanne im Kofferraum seines Nicht-Opels präsentiert. „Ich weiß echt nicht, was der Favre für ein Problem hat. Ich dachte, das hätten wir geklärt“, hadert der 60-Jährige. „Ich meine, hast Du schon mal so einen kleinen Weihnachtsbaum gesehen?“
In der Dortmunder Umkleidekabine werden unterdessen die Wichtelgeschenke verteilt. Roman Bürki und Julian Brandt sind mit leeren Händen gekommen, haben sie ihre Geschenke doch schon in der Vorwoche Timo Werner überlassen. Marcel Schmelzer blättert dagegen gedankenverloren durch das Fotoalbum seiner schönsten Momente mit Thomas Tuchel.
Einzig Mario Götze weiß mit seinem Geschenk nichts anzufangen. „Marco, was soll ich denn mit nem Restaurant-Guide für Charlottenburg?“, fragt der WM-Held von 2014 seinen Kapitän. Reus lacht: „Was denkst du denn, wo die Hertha-Spieler essen wollen? In Marzahn vielleicht?“
Etwas Melancholisches hat sich in den zweifelsfrei nicht veganen Würstchengeruch in Uli Hoeneß‘ Residenz am Tegernsee geschlichen. Der ehemalige Bayern-Präsident hat Staff, Spieler und Familien in einer großen Abschiedsgeste zum Weihnachtsfest eingeladen. Lisa Müller scheitert daran, sich bei Instagram über den Sitzplatz ihres Mannes direkt neben der Klotüre zu beschweren. Sie hat nur E-Netz und W-Lan gibt es im Hause Hoeneß nicht. „Sind hier nicht in Watutinki“, murrt der 67-Jährige.
Plötzlich verschwindet Hoeneß. In seiner Abwesenheit stolziert ein ähnlich geformter Herr mit weißem Rauschebart und roter Mütze in den Saal. Auf dem Rücken den Sack vollgepackt mit Geschenken. Leuchtende Augen bei den Kindern der Spieler und bei Hasan Salihamidžić. Der Weihnachtsmann hat ihm den YouTube-Premiumaccount gebracht, den er sich so sehr gewünscht hat, um sein Scouting auf das nächste Level zu heben.
Spät am Abend, der neue Sportvorstand ist bei „Goals and Assists Jadon Sancho 2019“ mit einem Lächeln auf den Lippen eingeschlafen, nimmt sich Karl-Heinz Rummenigge seinen alten Kollegen Hoeneß zur Seite: „Hör mal Uli, ich dachte, dieses Jahr bringen wir es ihm bei?“ Der Ex-Präsident seufzt. „Ich, weiß, ich weiß. Aber schau dir an, wie glücklich er ist. Nächstes Jahr, versprochen.“
Am Anfang hat sich Marco Rose noch geschmeichelt gefühlt, als der musikalische Teil des Abends mit Seals „Kiss from a Rose“ eingeleitet wurde. Als es dann aber mit Rosenstolz, Guns N‘ Roses, Outkasts „Roses“ und Rammsteins „Rosenrot“ weitergeht, wird es dem Österreicher dann doch ein bisschen unangenehm. Breit grinsend am DJ-Pult derweil Max Eberl im Bayern-Trikot mit Cuisance auf dem Rücken.
Die Fohlen feiern eine rauschende Weihnachtsparty. Hitzig wird es nur, als Patrick Herrmann einem seiner Teamkollegen auf der Tanzfläche an den Kragen geht. Der Fanliebling war vor der Feier noch beim Friseur gewesen, hat mal etwas Neues gewagt: „Der Nächste, der mir sagt, dass ich wie ausgewechselt wirke, fängt sich Eine!“ Yann Sommers Mittelfinger kann gerade noch schlichten.