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·22. Dezember 2024
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Der Hamburger SV geht euphorisch in die Winterpause. Nun muss Stefan Kuntz die entscheidenden Weichen für den Aufstieg stellen
Merlin Polzins Gesichtsausdruck nach dem 5:0 gegen Greuther Fürth war erschöpft, aber vor allem erleichtert. Der wahrscheinlich intensivste Monat seiner jungen Trainerkarriere hinterließ Spuren beim Interimstrainer des Hamburger SV.
Natürlich musste Polzin auch nach diesem Spiel wieder Fragen zu seiner Zukunft beantworten. Darf er auch in der Rückrunde das Ziel „Aufstieg in die erste Liga“ verantworten?
Hätte Stürmer Davie Selke das Sagen beim HSV, wäre die Entscheidung bereits gefallen. „Das können wir kurz machen. Wir wollen mit Merlin und seinem Team weitermachen“, sagte der Toptorjäger im Interview nach dem Spiel bei Sky. Stefan Kuntz, Sportvorstand beim HSV, dürfte nicht mehr viele Gründe haben, externe Trainer zu suchen.
Der HSV musste eine Reaktion nach dem extrem schwachen Auswärtsspiel in Ulm zeigen und sie fiel deutlich aus. Nach nicht mal einer Minute führte das Team bereits durch einen Kopfballtreffer von Innenverteidiger Dennis Hadzikadunić. Nach 13 Minuten stand es 3:0. Der Volkspark bebte. Polzin hatte die Mannschaft für sein Schicksalsspiel perfekt vorbereitet, seine Umstellungen fruchteten.
Jonas Meffert ersetzte den gesperrten Daniel Elfadli in souveräner Manier. So hatte man den Routinier lange nicht gesehen. Die zuletzt wenig berücksichtigten Emir Sahiti, Immanuel Pherai und William Mikelbrencis spielten anstatt der etablierten Kräfte Bakery Jatta, Marco Richter und Silvan Hefti. Alle zeigten ihre beste Saisonleistung.
Polzin fand aber auch in der Halbzeit die richtigen Worte. Es war ihm extrem wichtig, „dort den nächsten Schritt zu gehen“. Der HSV fand in Hälfte Zwei direkt wieder den Drive der ersten Minuten. Das 4:0, erzielt durch Selke, sorgte für klare Verhältnisse. Für Polzin waren genau diese Minuten das Argument, weil er sich dort von Vorgänger Steffen Baumgart abheben konnte. Wie schon in Ulm war der HSV entfesselt aus der Kabine und traf das Tor.
Für Polzin ermöglichte die komfortable Führung sogar das ein oder andere Experiment. Anssi Suhonen, lange außen vor in Hamburg, feierte sein Comeback in der ersten Mannschaft. Sturmtalent Otto Stange, gerade einmal 17 Jahre alt, konnte frühzeitig für Selke eingewechselt werden und traf direkt zum 5:0. Beim Jubel stürmte die ganze Mannschaft inklusive Verletztenlazarett völlig elektrisiert auf den jungen Mann zu. Ein Hauch von Fiete Arp zog durch die Arena. Doch auch hier fand Polzin in der Pressekonferenz einen Weg, nicht in komplette Ekstase zu fallen. Er lobte Stange, wies aber auch daraufhin, dass er sich nun im Profifußball etablieren muss.
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Nach dem Spiel konnte der HSV mit seinen Fans endlich wieder feiern. Zwei Monate warteten diese auf den letzten Heimsieg (3:1 gegen Magdeburg) war zwei Monate her. Nach dem Spiel sprach sich nicht nur Selke, sondern auch weitere Spieler für den Trainer aus. Die Mannschaft tritt hier, wie schon zuvor auf dem Platz, als Einheit auf. Sie hat mit diesem beherzten Auftritt ihren Teil erbracht.
So oder so: der HSV braucht jetzt eine Entscheidung auf der Trainerbank. Nach der Winterpause folgen direkt drei Topspiele. Zuerst kommt der 1.FC Köln in den Volkspark. Dann muss der HSV zur Hertha nach Berlin um direkt danach das Nordderby gegen Hannover 96 zu bestreiten. Zudem muss der HSV im Januar klären, ob der sowieso schon starke Kader noch Verstärkungen benötigt. Eine sehr gute Leistung kann da nicht über viele Ausfälle der Vergangenheit hinwegtäuschen. Stefan Kuntz wurde für seinen Schlingerkurs in der Trainersuche teils gelobt, teils auch kritisiert. Doch nun muss die Entscheidung stehen. Die Entscheidung, ob ein Trainer-Neuling den großen HSV wieder ins gelobte Land Bundesliga führen kann.
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