
Textilvergehen
·28. Juli 2023
Die Transfers von Schwolow und Hollerbach führen zu unterschiedlichen Diskussionen

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·28. Juli 2023
Da machen wir einen Tag in meinem Urlaub eine Tour mit dem Rad von der Müritz zu uns nach Hause, da gibt es bei den Männern des 1. FC Union Berlin News über News. Alexander Schwolow verpflichtet. Präsident Dirk Zingler spricht in Mikrofone. Benedict Hollerbach verpflichtet. Sheraldo Becker verlässt Training vorzeitig. Und dann steht heute noch ein Testspiel gegen Pafos FC an.
Also lasst uns mal ein bisschen die News sortieren. Fangen wir hier bei Benedict Hollerbach an. Der 22-jährige Angreifer kommt von Wehen Wiesbaden aus der 3. Liga. Für ihn spricht, dass er vielseitig einsetzbar ist. Ob er auch das Zeug für die Bundesliga hat und ob er sich bei Urs Fischer auch nennenswert Spielzeit bekommen wird, weiß ich nicht.
Man kann da natürlich sagen, dass es Quatsch ist, Jamie Leweling zum VfB Stuttgart gehen zu lassen, um dann mit Hollerbach den nächsten Angreifer aus dem ähnlichen Regal zu holen. Doch mir ist diese Sicht etwas zu einseitig. Denn Leweling wollte möglicherweise selbst gehen und wurde nicht von Union weggeschickt.
Und außerdem zeigen Spieler wie Kevin Behrens oder vorher auch Marius Bülter, dass Union mit Spielern aus diesem Regal durchaus erfolgreich war, wenn diese ihren Stärken nach eingesetzt wurden und sie ihre Fähigkeiten auf den Platz bekamen.
Bei Hollerbach gibt es noch ein nicht-sportliches Nebengeräusch. Da geht es um Likes und Followings auf Instagram. Ich bin weit davon entfernt, aus Likes und Followings auf Social Media ein Persönlichkeitsprofil zu erstellen und daraus vom Schreibtisch aus zu urteilen, ob jemand menschlich zu Union passt oder nicht. Da mache ich mir lieber demnächst vielleicht bei einem Fantreffen oder so selbst ein Bild.
Prinzipiell erwarte ich von Profis, aber auch von allen anderen Angestellten und auch Fans, dass unser Verein nicht mit frauenverachtenden Äußerungen in Verbindung gebracht wird, man sich also auf der Basis der Satzung des 1. FC Union Berlin bewegt.
Ich möchte explizit nicht, dass mir Benedict Hollerbach jetzt irgendetwas erklärt oder mir sagt, dass Frauen und Männer gleichberechtigt sind. Von selbstkritischen Beiträgen oder leeren Bekenntnisformeln bin ich aufgrund meiner Biographie geheilt. Ich freue mich für jede Person, die das nicht miterleben musste.
Wer die Werte seines Arbeitgebers nicht lebt, muss sich nicht wundern, wenn das Konsequenzen hat. Spieler, erst recht im Profifußball der Männer, stehen hier besonders unter Beobachtung der Öffentlichkeit. Und vielleicht kommt diese Mitteilung von Union zum Medientraining für Spieler nicht ganz zufällig.
In der Morgenpost (Bezahl-Artikel) schreibt Michael Färber in einem Kommentar über die Willkommenskultur bei Union. Er bezieht sich hierbei darauf, wie Lucas Tousart und Alexander Schwolow von Hertha kommend bei Union auch von den Fans aufgenommen wurden.
Beim Torhüter gibt es sportlich dieselbe Frage wie bei Hollerbach: Wieso lässt man Grill per Leihe gehen, um dann Schwolow zu holen? Die Antwort könnte auch dieselbe sein: Vielleicht wollte Grill mehr Spielzeit und sah dieses Ziel angesichts der Leistungen von Frederick Rönnow als nicht realistisch an.
Sowohl Morgenpost (Bezahl-Artikel) als auch BZ gehen der Frage nach, ob Schwolow Union wirklich weiterhelfen könne. Die Frage ist berechtigt angesichts der Tatsache, dass er weder bei Hertha noch bei Schalke es geschafft hat, sich als Stammtorhüter zu etablieren. Aber auch hier gilt: Union verteidigt vom Effekt her ähnlich wie Freiburg so, dass Torhüter eher nicht so stark im Fokus stehen. Vielleicht hilft das.
Sheraldo Becker hatte am Donnerstag die einzige Trainingseinheit des Tages vorzeitig verlassen und somit Anlass zu Spekulation geboten. Es soll sich laut Berichten (Bild, MOZ) aber nicht um eine Verletzung gehandelt haben, sondern um die Vermeidung einer solchen.
Der Kurier sieht Union in der „Becker-Falle“, denn einerseits sei er der Unterschiedspieler des Teams und andererseits hätte er seinen Wechselwillen so deutlich gemacht, dass man gar nicht mehr mit ihm planen könne. Ich glaube, dass die Situation Alltag in der Sommertransferperiode ist und niemand der Beteiligten deshalb Kopfschmerzen bekommt.
Fakt ist aber auch, dass der Kurier schon recht hat und es insgesamt natürlich besser ist, schnell Klarheit zu haben. Dazu gehört auch, dass David Fofana im Angriff seine Rolle findet. Die Morgenpost (Bezahl-Artikel) fragt sich, ob er so etwas wie der neue Awoniyi werden könne.
Dirk Zingler sagte zum Thema Sheraldo Becker vor zwei Tagen: „Ob Sheraldo wechselt oder nicht, werden wir sehen. Er will für sich und privat mit der Familie noch einen Schritt machen, auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Das akzeptieren wir als Verein. Aber wenn er hier im Training rennt und Tore schießt, denkt er nicht an seinen Vertrag. Grundsätzlich freue ich mich über jeden Spieler, der bleibt.“
Die weiteren Aussagen des Präsidenten wurden hier von den Medien vor Ort dokumentiert:
Die Männer spielen heute um 16 Uhr gegen Pafos FC aus Zypern (live auf AFTV).
Bei der Verlosung des 11Freunde-Hefts haben Bluesunioner und Ex-Uckermärkerin gewonnen. Ihr bekommt eine Mail von mir.