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·16. August 2022
Die neue U17 des 1. FC Köln: Mit viel Vorfreude in die Saison!

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·16. August 2022
effzeh.com: Herr Hartmann, am 14. August ist die neue Saison der B-Junioren-Bundesliga West gestartet. Ihre Mannschaft greift allerdings erst jetzt am Wochenende ein, das erste Spiel gegen Borussia Mönchengladbach musste verlegt werden. Was war der Grund?
Manuel Hartmann: Am vergangenen Wochenende fand der Geißbock-Cup statt. Das Turnier hat sich mit unserem Spielplan überschnitten. Die U19 hat auch zu Hause gespielt, unsere U21 und die Erste Frauenmannschaft ebenfalls. Wir hätten gerne auf unser Heimrecht verzichtet und in Mönchengladbach gespielt, was aber aufgrund der einfachen Runde, die in dieser Saison gespielt wird und in der es keine Rückspiele gibt, nicht möglich war. Es wäre dann kein Heimrechttausch gewesen, sondern ein Verzicht und das würde die Integrität des Wettbewerbs verzerren.
Am kommenden Wochenende greift Ihre Mannschaft mit einem Auswärtsspiel beim MSV Duisburg in den Wettbewerb ein. Wie zufrieden sind Sie mit dem Stand der Vorbereitung so kurz vor dem Pflichtspielstart?
Ich würde die Vorbereitung als durchwachsen bezeichnen, was mehrere Gründe hat. Zum einen hatten wir selten den ganzen Kader zur Verfügung aufgrund von sieben oder acht Corona-Erkrankungen. Mit Nick Zimmermann und Samuele Carella fehlen uns zwei Spieler noch bis nächstes Jahr. Zum anderen haben wir einige Spieler im Kader, die vor den Sommerferien noch in Rheinland-Pfalz oder Baden-Württemberg zur Schule gegangen sind, wo die Sommerferien sehr viel später anfingen als in NRW. Sie standen deshalb zu Beginn der Vorbereitung aus schulischen Gründen nicht zur Verfügung.
So hat etwa unser Neuzugang vom SC Freiburg, Gabriel Miocevic, erst vergangene Woche gegen Mainz sein erstes Spiel für uns gemacht. Vorher war er zehn Tage krank und konnte erst viermal mit der Mannschaft trainieren.
Manuel Hartmann, der Trainer der U17 des 1. FC Köln (Foto: René Schiffer/1. FC Köln)
Deshalb möchte ich die Ergebnisse der Vorbereitungsspiele nicht zu hoch hängen, auch weil wir gegen sehr gute Teams gespielt haben. Wir haben gegen PSV Eindhoven 1:3 verloren, mit 2:4 gegen den FC Augsburg und zuletzt 1:3 bei sehr starken Mainzern. Ich glaube aber, dass wir uns trotzdem mit diesen leistungsstarken Teams auf Augenhöhe bewegen, wenn wir den gesamten Kader zur Verfügung haben. Und trotz der zahlreichen Ausfälle haben wir die U17 des 1. FC Saarbrücken mit 6:1 besiegt und die U18 der KAS Eupen mit 5:4.
Der Kader Ihrer U17 wurde durch sieben externe Neuzugänge verstärkt. Für die Defensive wurden Gabriel Miocevic, Tizian Sauer und Torwart Noah Koch verpflichtet. Was müssen wir über diese Spieler wissen?
Noah Koch ist von Rot-Weiss Essen zu uns gekommen, wo er nur zweimal pro Woche trainiert hat. Er ist ein Keeper, der auf der Linie ungemein stark ist, aber im Spiel mit dem Ball noch Luft nach oben hat. Daran werden wir mit ihm arbeiten. Gabriel Miocevic kam vom SC Freiburg zu uns, ein spielerisch starker Linksfuß, der sowohl in der 3er- als auch der 4er-Kette als Innenverteidiger und Außenverteidiger eingesetzt werden kann. Ich glaube, dass er in Zukunft auch auf der 6 agieren könnte. Gabriel ist ein Spielertyp, den wir gesucht haben. Er hat uns beim Länderpokal in Duisburg absolut überzeugt. Auch deswegen waren wir froh und glücklich, dass wir ihn vom FC überzeugen konnten.
Neuzugänge mit Talent, Tempo und Technik – und ein Typ Straßenfußballer
Tizian Sauer wechselte von den Sportfreunden Eisbachtal zu uns. Er stand schon länger auf unserer Liste. Gerade bei Spielern, die von weit her zu uns kommen, machen wir uns die Entscheidung nicht leicht. Er hat uns aber letztendlich überzeugt, ist beidfüßig und hat eine gute Ausbildung genossen. Natürlich muss er sich an das höhere Tempo gewöhnen, bringt aber viel mit, um sich bei uns weiterzuentwickeln.
Aus dem Kölner Umland sind Samuel Quainoo und Ouassim el Akrouche zur FC-U17 dazugestoßen. Was können Sie uns zu beiden Spielern sagen?
Samuel Quainoo, der von Viktoria Köln gekommen ist, wollten wir bereits im Winter zu uns holen. Er ist auf der rechten Außenbahn zu Hause, ein pfeilschneller Spieler, aber noch sehr roh in seinen Anlagen. Er ist jemand, dem wir wegen seines Potenzials für die Zukunft einiges zutrauen. Ouassim el Akrouche wohnt in Kerpen und kam von Alemannia Aachen zu uns. Ein spielerisch starker Spieler, der bisher im defensiven Mittelfeld gespielt hat, den wir uns aber auch auf der linken Außenbahn defensiv wie offensiv vorstellen können.
Dann haben Sie noch zwei Spieler zu Ihrem Kader dazu genommen, die aus der Ukraine kommen, vor dem Krieg in ihrem Heimatland fliehen mussten – und jetzt in Deutschland sind.
Ja, Nazar Mikhailenko, der bei Dynamo Kiew ausgebildet wurde, und Nikita Kryvtsev, der von Schachtjor Donezk zu uns kam. Beide Spieler aus der Ukraine sind große Talente, die wir in dieser schweren Zeit auch abseits des Platzes unterstützen wollen. Nazar ist ein Innenverteidiger, der über ein Probetraining zu uns kam und dann als 2007er-Jahrgang in den vergangenen Monaten bereits bei unserer U16 und U17 mit trainiert hat. Er hat gezeigt, dass er fußballerisch sehr viel mitbringt. Er ist großgewachsen, hat gutes Tempo für sein Alter und ein sicheres Stellungsspiel, ist aber natürlich noch sehr jung. Bei ihm warten wir noch auf eine endgültige Spielerlaubnis seitens des DFB.
“Beide Spieler aus der Ukraine sind große Talente, die wir in dieser schweren Zeit auch abseits des Platzes unterstützen wollen.”
Nikita Kryvtsov ist ein absoluter Glücksfall für uns. Er hat auch schon in der vergangenen Saison in unserer U17 und auch in meiner U16 mittrainiert und dabei absolut überzeugt. Er ist Linksfuß, ein spielwitziger Offensivspieler, dribbelstark und mit einem guten Tempo ausgestattet, so ein bisschen der Typ Straßenfußballer, den man immer sucht. Am Anfang war er wie auch Nazar noch sehr zurückhaltend, aber mittlerweile öffnen beide sich immer mehr. Es hilft natürlich, dass sie schon sehr gut Deutsch gelernt haben.
Wenn man einen etwas flüchtigen Blick auf Ihren Kader wirft, könnte man auf die Idee kommen, dass die U17 in der Defensive, im Mittelfeld und auf den offensiven Außenbahnen gut aufgestellt ist, es im Sturmzentrum aber nicht so der Fall ist. Täuscht dieser Eindruck?
Der Eindruck täuscht definitiv. Mit Chinedu Chukwukelu haben wir einen interessanten Spielertypen, der mit seinen 15 Jahren schon 1,92 Meter groß ist und 80 Kilogramm auf die Waage bringt. Er besitzt einen starken linken Fuß und legt eine Dynamik an den Tag, die ich bei so großen Jungs in dem Alter selten gesehen habe. Er ist bei uns im Sturmzentrum gesetzt. Dann haben wir mit Youssoupha Niang noch einen etwas anderen Spielertypen, der links offensiv spielen kann, aber auch fast 1,90 Meter groß ist und deshalb auch für das Sturmzentrum in Frage kommt.
Justin Kai von der Hitz, Spieler der U17 des 1. FC Köln, in einem U16-Länderspiel gegen Frankreich (Foto: Aurelien Meunier/Getty Images for DFB)
Generell haben wir viele Spieler im Kader, die auf verschiedenen Positionen spielen können. Das kommt der Ausbildung jedes einzelnen zugute, denn für die Jungs ist es eine gute Erfahrung, durch die sie lernen und sich noch besser entwickeln können. Wenn ich zum Beispiel als 9er weiß, wie das Spielfeld für einen 8er oder 10er aussieht, weiß ich, wie ich mich freilaufen und auf dem Platz bewegen muss.
Die Priorität der Ausbildung und der Start in Duisburg
Die Breite des Kaders und die Flexibilität vieler Spieler führt geradewegs zu der Frage, welches taktische System Sie vornehmlich spielen lassen wollen.
In der U17 schauen wir zunächst, welche Spieler wir zur Verfügung haben und wählen danach das bestmögliche System für die Jungs aus. Es soll sich jeder auf seiner Position bestmöglich weiterentwickeln, bevor es in die U19 zu Stefan Ruthenbeck hochgeht. Stefan orientiert sich dann schon mehr an dem Spielsystem im Profibereich, weil einige seiner Spieler dann auch oben mittrainieren.
Bei der Systemfrage können wir in der U17 noch relativ frei agieren, haben aber die gleiche Philosophie wie Stefan und sind uns auch von den Prinzipien her, wie wir Fußball spielen lassen wollen, sehr ähnlich. Das hilft meinen Spielern dabei, die Spielweise zu adaptieren, wenn sie zur U19 aufrücken.
Am 20. August startet die U17 mit einem Auswärtsspiel beim MSV Duisburg in die neue Saison. Mit welchen Erwartungen gehen Sie in diese Spielzeit?
Es ist schwierig, eine tabellarische Prognose abzugeben. Dortmund, Gladbach und Schalke haben sich weiter verstärkt und werden in der Spitzengruppe zu finden sein. Unser Ziel ist es, maximal gut auszubilden. Das heißt, wenn Stefan Ruthenbeck sich am Saisonende unseren Kader ansieht, viele Spieler übernimmt und uns attestiert, dass wir einen guten Job gemacht haben, ist unser Ziel erreicht.
“Wir werden die individuelle Entwicklung aber sicher nicht der tabellarischen Situation unterordnen.”
Wenn wir unsere Spieler individuell weiterentwickeln, bin ich zuversichtlich, dass wir auch gute Ergebnisse einfahren. Wir werden die individuelle Entwicklung aber sicher nicht der tabellarischen Situation unterordnen. Wenn man nur auf die Ergebnisse schaut, würde das bedeuten, dass die Jungs keine Fehler machen dürfen. Und das darf nicht sein, denn Fehler können sehr hilfreich sein, um aus ihnen zu lernen und dadurch den nächsten Entwicklungsschritt zu machen.
Wir würden nicht gut ausbilden, wenn wir den Spielern aus tabellarischen Gründen keine Fehler zugestehen würden. Dabei kommt uns zugute, dass wir bei diesem Thema die Rückendeckung unserer Leitung haben.
Mit dem MSV Duisburg bekommt Ihre Mannschaft es zunächst mit einem Aufsteiger zu tun. Wie werden Sie dieses Spiel angehen?
Wir gehen jede Partie gleich an und wollen unser Spiel durchziehen, egal ob es Dortmund, Duisburg oder wer auch immer ist. Wir gehen mit der Vorfreude in das Spiel, dass die Jungs nach dem Gewinn der Mittelrheinmeisterschaft nun den nächsten Schritt in ihrer Entwicklung gehen dürfen und sich auf Bundesliganiveau beweisen können. Darauf freuen sich alle ungemein.
Nicht nur viele Ihrer Spieler werden beim Spiel in Duisburg Neuland betreten, auch für Sie als Trainer wird es das erste Bundesligaspiel sein. Mit welchen Gefühlen fiebern Sie dem Spiel entgegen?
Ich freue mich unheimlich auf den Start! Die Mischung aus absoluter Vorfreude und leichter Nervosität war für mich auch schon als Spieler ein ganz besonderes Gefühl. Es wird für uns alle ein aufregender Tag und ich bin gespannt, wie wir als Team mit dieser neuen Herausforderung umgehen und wo wir aktuell in unserer Entwicklung stehen.