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Paul Witte·26. Juni 2023
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Paul Witte·26. Juni 2023
Was haben der Two and a Half Men Star und ein argentinischer Top-Stürmer gemeinsam? Richtig. Nichts bis auf den Namen oder? Denn Charlie Sheens bürgerlicher Name lautet Carlos Estévez. Sein Namensvetter Carlos Tevez war hingegen Teil eines der kuriosesten Transfers ever, der dem Hollywood-Star in Sachen Skandal nichts nachsteht.
Wir schreiben das Jahr 2006. Carlos Tevez Name erlangte gerade durch die Weltmeisterschaft in Europa an Bekanntheit, sodass sein Name auf der Wunschliste des ein oder anderen Klubs auftauchen musste. Einer dieser Klubs war der mittelklassige Verein West Ham United.
„Macht euch nicht lächerlich“, antwortete der damalige Trainer Alan Pardew auf Fragen der Journalisten, ob West Ham einen Doppeltransfer von Tevez und seinem Landsmann Javier Mascherano (beide damals bei Corinthians) plane. „Das wird niemals passieren“, legt er nach.
Kurze Zeit später:
Pardew posierte mit den beiden 22-jährigen Argentiniern. West Ham gelang da wohl ein ganz dicker Transferhammer. „Das ist ein unglaublicher Coup für die Hammers“, titulierten sie über eine Pressemitteilung.
Aber wie kann ein Transfer, der niemals passieren wird, dann auf ein Mal doch passieren?
Die Geschichte begann 2004. Der iranisch-englische Geschäftsmann Kia Joorabchian stand an der Spitze des Investmentfonds Media Sports Investment (MSI), die frisch beim brasilianischen Erstligisten Corinthians eingestiegen waren. Woher die ganze Kohle von MSI stammte, blieb laut ‚Goal‘ unklar. Nichtsdestotrotz stiegen sie zum finanzstärksten Klub Brasiliens auf, verpflichteten Tevez für 15 Millionen Euro, Mascherano für 12 Millionen Euro und wurden in der darauffolgenden Saison Meister.
Offiziell standen die beiden Argentinier aber nicht wie üblich beim Klub, sondern beim Investmentfonds MSI unter Vertrag. Wie ‚Goal‘ berichtet, lagen Tevez‘ Rechte angeblich bei MSI sowie Just Sports Inc., die Rechte Mascheranos hingegen bei Global Soccer Agencies und Mystere Services Ltd. In Südamerika waren dies weitverbreitete Third-Party-Ownerships, die erst 2015 von der Fifa verboten wurden.
Die Kooperation zwischen MSI und Corinthians drohte wohl zu zerbrechen, nachdem Vorwürfe der Geldwäsche auftauchten und die Polizei Ermittlungen aufnahm, wie ‚Spox‘ berichtet. Das missfiel Tevez. Er soll sich mit der Klubführung verkracht und über den Transfersommer 2006 seinen Abgang forciert haben. Bis dato zerschlugen sich jedoch alle Wechsel.
Erst am Deadline-Day geschah dann der Transfer, der niemals passieren sollte. Tevez und Mascherano unterschrieben urplötzlich bei West Ham. Kia Joorabchian von MSI hatte hervorragende Beziehungen zum Londoner Klub.
Angaben zu den getätigten Ablösesummen machte West Ham damals nicht. Wenn man jedoch erfährt, wohin das Geld geflossen sein soll, dann ist das auch nicht so verwunderlich. Da die beiden Profis angeblich nicht bei Corinthians unter Vertrag standen, zahlte West Ham auch keine Ablösesummen an den Klub, so ‚Spox‘.
Stattdessen wurden Tevez und Mascherano laut ‚Goal‘ angeblich von den unterschiedlichen Fonds geliehen. Außerdem habe West Ham Gebühren und Teile der Gehälter gezahlt sowie die beiden Argentinier auf der großen Schaubühne der Premier League präsentiert. So sollten sie zukünftig höhere Gewinne beim Verkauf einbringen.
Joorabchian hatte die Macht über die Spieler, weil diese nicht wie gewohnt beim Verein, sondern bei den genannten Third-Party-Ownerships unter Vertrag standen. Diese Ownerships waren in der Premier League zwar erlaubt, die praktizierte Art von West Ham aber nicht, weshalb die FA wegen der Transferumstände Ermittlungen aufnahm. Die Entscheidung: Die Spieler sowie der Klub mussten über die sportliche Zukunft entscheiden und nicht Dritte, wie es bei Joorabchian Fall war. Die verantwortlichen West Hams zeigten sich transparent und akzeptierten das Urteil.
Letztlich wurde West Ham mit einer Strafe von circa acht Millionen Euro (5,5 Millionen Pfund) belegt, wie der ‚Independent‘ berichtet. Glück mag man sagen, denn ein Punkteabzug hätte damals den Abstieg für die Hammers bedeutet.
Mit den Worten „ich denke, es ist an der Zeit einen Strich unter die Sache zu ziehen“ schloss der damalige Vorsitzende Eggert Magnusson das Thema gegenüber dem ‚Independent‘ ab.
Und wie reagierte der Protagonist der Hiobsbotschaft? „Das ist nicht mein Problem“, entgegnete Tevez unreflektiert. „Ich fühle mich nicht schuldig, weil ich immer nach bestem Gewissen gehandelt habe“, so überliefert es ‚Goal‘. Zumindest scheinen Tevez und Sheen dann doch noch eine weitere Gemeinsamkeit als den Namen zu teilen: Mit Skandalen können die beiden offensichtlich ganz gut umgehen – oder auch einfach gar nicht.