Die größten Enttäuschungen der Bundesliga-Saison 2022/23 | OneFootball

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·1. Juni 2023

Die größten Enttäuschungen der Bundesliga-Saison 2022/23

Artikelbild:Die größten Enttäuschungen der Bundesliga-Saison 2022/23

Die Bundesliga-Saison 2022/23 war von vornherein eine historische: Durch die WM in Katar war ihr die längste Winterpause aller Zeiten sicher. Auch abseits dieser formalen Voraussetzungen hat das deutsche Oberhaus in den vergangenen Monaten vielfach geliefert: Ein echtes Herzschlagfinale im Meisterkampf, der typische Wahnsinn im Keller -- bei nahezu allen Klubs gab es Geschichten, an die man sich erinnern wird.

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In einigen Fällen wird die Erinnerung dabei nicht zwingend positiv besetzt sein. Sportliche Misserfolge sind eine Sache, aber wenn sich (teilweise persönliche) Enttäuschungen untermischen, kann eine gewisse Verbitterung entstehen. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit kürt fussball.news an dieser Stelle die größten Enttäuschungen der Saison.


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Das Gesamtkunstwerk Hertha BSC

Das fliegende Wort der klaffenden Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit wird im deutschen Fußball seit einigen Jahren von den immergleichen Klubs mit Leben gefüllt. In der nun abgelaufenen Bundesliga-Saison hat Hertha dabei eine absolute Führungsrolle übernommen. Nachdem die Alte Dame dem Abstieg in der Vorsaison denkbar knapp entgangen war, stand die Hoffnung auf Besserung. Stattdessen: Fehleinkäufe, eine schmutzige Trennung von Fredi Bobic, das hin und her um den Ausstieg von Lars Windhorst und die neue Partnerschaft mit 777 Partners, ein wohl zu später Trainerwechsel weg von Sandro Schwarz, der letztlich völlig verdiente, sportlich aber mutmaßlich sogar zu vermeidende Abstieg in die 2. Bundesliga, verbunden mit ernsten Sorgen über die Erteilung der Lizenz. Selbst wenn man Hertha nicht mehr vorhalten mag, noch vor wenigen Jahren (in Persona Windhorst) den Sprung zum Big City Club angekündigt zu haben: Die Saison der Berliner war eine über 34 Spieltage gestreckte Enttäuschung in sich selbst.

Eberls Wechsel nach Leipzig

Nach seinem emotionalen Abschied von Borussia Mönchengladbach Ende Januar 2022 hatte sich Max Eberl weitgehend rar gemacht. Die Gerüchte über einen Wechsel zu RB Leipzig ließen dennoch nicht lange auf sich warten. Bestätigt wurde die heikle Angelegenheit im September, also mitten in der ersten Saisonphase vor der WM-Pause. Das Echo in Medien und unter Fans war erwartungsgemäß gewaltig, dabei vergriffen sich viele im Ton. Eberl musste sich Vorwürfe gefallen lassen, er habe Gladbach unter dem Vorwand der Sorge um seine mentale Gesundheit verlassen, um den Karriereschritt zu einem reicheren Klub auf den Weg zu bringen. Die teilweise geschmacklosen Reaktionen von Fußballfans in Gladbach und anderen Stadien sind selbst Kandidaten für die Liste der größten Enttäuschungen. Auf der kann aber auch Eberl Platz finden, der sich mit der Unterschrift in Leipzig selbst widersprochen hat. "Was mich an RB stört, ist dieses Geschiebe von Spielern von Salzburg nach Leipzig und von Leipzig nach Salzburg. Das hat für mich einen faden Beigeschmack, weil sie im Grunde zwei Kader haben", sagte Eberl etwa 2016 gegenüber dem Focus. Nun hat er als einen seiner ersten Transfers Niclas Seiwald aus der Mozartstadt nach Sachsen gelotst.

Schröders Abgang auf Schalke

Für den Abstieg des FC Schalke 04 am Saisonende lassen sich wohl vor allem zwei Männer verantwortlich machen, die ihn gar nicht mehr vor Ort erlebt haben: Frank Kramer gab seinem Trainernachfolger Thomas Reis einen zu großen Rucksack mit, den offenkundig nicht Bundesliga-tauglichen Kader hatte Rouven Schröder zusammengestellt. Der hatte im Herbst 2022 dennoch als Macher der Aufstiegsmannschaft großen Kredit unter den Fans von S04, obwohl er auch die Fehlbesetzung Kramer mit zu verantworten hatte. Ende Oktober traf viele Schalker deshalb wie ein Blitz, dass Schröder den Klub plötzlich unter vergleichsweise unklaren Umständen verlassen wollte. Viele Anhänger fühlen sich noch heute hintergangen, weil sich Schröder in einem schwierigen Moment der Verantwortung entzogen habe. Dass er inzwischen dem Lockruf von Eberl und Leipzig gefolgt ist, passt da durchaus ins Bild, das sich bei diesen Fans gebildet hat.

Führungszoff und schlechter Stil bei Bayern ...

An die Saison des FC Bayern wird man sich in der Zukunft kaum wegen des späten Meistertitels erinnern. Welchen Unterschied macht schon die elfte Schale in Folge? Vielmehr geht die Spielzeit als denkwürdig ein, weil sie die Rückkehr des FC Hollywood bedeutete: Die Trennung von Julian Nagelsmann mag inhaltlich nachvollziehbar sein, ihr Zustandekommen war schlichtweg unwürdig. Der Trainer erfuhr aus den Medien, dass er seinen Job los ist. Als hätte der Klub daraus nicht lernen können, ging auch beim Aus der Vorstände Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic vieles drunter und drüber. Das mediale hin und her vor allem mit Ex-Boss Kahn, der nicht einmal das Saisonfinale erleben durfte, wofür es nach wie vor keinen schlüssigen Grund gibt, die Trennung hätte schließlich auch wie ursprünglich geplant nach dem 34. Spieltag erfolgen können, ist eines Meisters unwürdig und zeugt von mangelndem 'mia san mia', das doch eigentlich allen Verantwortlichen so wichtig sein soll.

... und trotzdem kein anderer Meister

Die ständigen Dramen beim FC Bayern haben die Fans anderer Klubs amüsiert, letztlich lachte aber doch wieder der Rekordmeister. Dafür braucht Borussia Dortmund keinen Schuldigen suchen, es reicht der Blick in den Spiegel. Die Schwarzgelben haben die mutmaßlich einmalige Chance ausgelassen, mit einem Heimsieg gegen Mainz, für das es um nichts mehr ging, den ersten Meistertitel seit 2012 einzufahren und damit auch nach außen hin zu demonstrieren, dass die Bundesliga eben nicht alleinige Domäne des FC Bayern ist. Mit Abstrichen darf sich die Kritik auch an Leipzig richten, das sich zu viele Ausrutscher gegen vermeintlich kleine Gegner leistete, um im Titelrennen ernsthaft mitzureden. Dass die Bayern mit nur 71 Punkten Meister werden konnten, muss sich die gesamte Bundesliga ankreiden lassen.

Schwaches Europapokalabschneiden

Zuletzt sei noch der Blick in die internationalen Wettbewerbe erlaubt. Da startete die Bundesliga dank des Triumphs von Eintracht Frankfurt in der Europa League aus der größten Position der Stärke, mit fünf Teams in der Champions League. Zwar haben sich mit Ausnahme von Bayer Leverkusen alle deutschen Klubs für die K.o.-Phase qualifiziert, dort ist aber keiner über das Viertelfinale hinausgekommen. Die Werkself hielt alsdann in der zweitklassigen Europa League die Fahne hoch, scheiterte im Semifinale am Destruktionsfußball von Jose Mourinho und der AS Rom. Zuvor hatte Union Berlin gegen den belgischen Klub Royal Union Saint-Gilloise die Segel gestrichen, der SC Freiburg scheiterte immerhin an Juventus. Für den 1.FC Köln war in der Conference League die Gruppenphase Endstation. Acht Europapokalteilnehmer, von denen es nur einer über das Viertelfinale hinausschaffte: Das ist keine berühmte Bilanz für die Bundesliga.

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