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·15. Juni 2025

Die DFB-Frauen im EM-Formcheck: Das Tor - Licht und Schatten bei Ann-Katrin Berger

Artikelbild:Die DFB-Frauen im EM-Formcheck: Das Tor - Licht und Schatten bei Ann-Katrin Berger

Wird die EM ein Flop oder ein Riesenerfolg? Das wird für die DFB-Frauen von Losglück, Taktik und Spielverläufen abhängen - aber am allermeisten von der individuellen Qualität im Kader. Bundestrainer Christian Wück hat seinen 23-köpfigen Kader für die Europameisterschaft in der Schweiz nominiert.

Darunter auch drei Spielerinnen auf der Position, die für Deutschland in der Historie schon viele wichtige Spiele entschieden hat und die wie keine andere mit dem DFB-Trikot verbunden ist: Das Tor. Aber wie stark ist das deutsche Nationalteam in diesem Jahr im Tor aufgestellt?


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Wer die Nummer eins ist, steht schon seit Monaten fest: Christian Wück hat sich auf Ann-Katrin Berger festgelegt. Die 34-Jährige avancierte im letzten Sommer zur Olympia-Heldin, als sie im Spiel um Platz 3 gegen Spanien spät einen Elfmeter parierte und so die deutsche Bronzemedaille sicherte. Im Viertelfinale gegen Kanada verwandelte sie sogar den entscheidenden Elfer selbst.

Berger gab erst 2020 ihr Debüt für Deutschland - und wurde die viertälteste Debütantin in der Geschichte des Nationalteams. Berger ist spätestens seit Olympia 2024 als Elfmeterkillerin bekannt, die 1,80 Meter große Torhüterin hat starke Reflexe.

Licht und Schatten bei Ann-Katrin Berger

Die zeigt sie auch seit ihrem Wechsel kurz vor den Olympischen Spielen 2024 beim amerikanischen Klub Gotham FC - dort tut sie es Batman, dem Superhelden der fiktiven Stadt Gotham, gleich und fliegt zur Rettung ihres Teams. Berger wurde 2024 als Deutschlands Fußballerin des Jahres und beste Torhüterin der amerikanischen Liga NWSL ausgezeichnet - starke Argumente für sie. Damit könnte die Position abgehakt sein: Deutschland ist, wie so oft, im Tor top aufgestellt.

Es gibt aber auch eine andere Seite der Geschichte. In den letzten Spielen für die DFB-Frauen zeigte sich Berger höchst wacklig. Ihre Patzer sorgten dafür, dass ein eigentlich ungefährdeter 6:0-Sieg gegen Österreich stellenweise doch für Herzrasen bei den deutschen Fans sorgte. Mit dem Ball am Fuß präsentierte sich Berger wenig souverän, spielte mehrere katastrophale Fehlpässe. Bei der EM, gegen effizientere Gegnerinnen als die angeknockten Österreicherinnen, kann das schnell verheerend werden.

Berger hat starke Statistiken, was ihre Paraden auf der Linie und auch ihr Verhalten bei langen Bällen angeht, aber ihre Abschläge gehören nicht zu den Besten. Ihr war in den letzten Spielen der DFB-Frauen ihre Unsicherheit mit dem Ball am Fuß anzumerken - was Fragen aufwirft, da Berger bei ihrem amerikanischen Klub Gotham FC sehr viel in das Aufbauspiel eingebunden ist, und dort souveräner auftritt.

Es gibt also Licht und Schatten bei der deutschen Eins - aber im internationalen Vergleich ist Deutschland dennoch gut aufgestellt. Betrachtet man die größten Konkurrentinnen des DFB-Teams, fällt auf, dass niemand auf der Torhüterinnenposition so hundertprozentig zufrieden sein kann.

Internationaler Vergleich: Viele Favoritinnen im Tor nicht top aufgestellt

England geht mit Hannah Hampton in das Turnier. Die 24-Jährige verdrängte vor einem Jahr Ann-Katrin Berger von deren Stammplatz beim FC Chelsea. Parieren kann auch Hampton, aber sie greift bei Flanken auch mal daneben oder ist beim Herauskommen unsicher. Vor allem ist Englands Manko, dass hinter Hampton nur zwei Torhüterinnen stehen, die noch keinen einzigen Einsatz für die Lionesses gesammelt haben. Da Mary Earps ihren Rückzug aus dem Nationalteam verkündet hat, gilt nun das Motto Jugend Forscht. Verletzen sollte sich Hampton also nicht, sonst könnte es brenzlig für die amtierenden Europameisterinnen werden.

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Englands Keeperin Hannah Hampton / Neal Simpson/Allstar/GettyImages

Ebenso jung ist Spaniens Torhüterin Cata Coll, die auch für Barcelona im Kasten steht. Coll hat in ihrer Karriere einige fantastische Paraden ausgepackt und ist wohl die beste Torhüterin der weiteren Favoritinnen, ist aber auch für das ein oder andere leichtsinnige Dribbling bekannt.

Frankreichs Stammtorhüterin Pauline Peyraud-Magnin ist mit ihren 33 Jahren ähnlich erfahren wie Berger, und auch sie kam erst spät zu ihrem Debüt im Nationalteam. Die Stammtorhüterin von Juventus ist aber genauso wie Berger keine Artistin am Ball und fällt auch weniger mit brillanten Paraden auf.

Welche Version von Berger gibt es bei der Frauen-EM zu sehen?

In diesem Kontext können die DFB-Frauen mit ihrer Besetzung im Tor also zufrieden sein - zumal Berger auch bei Olympia erst während des Turniers zu ihrer Bestform aufgelaufen war. Mit Ena Mahmutovic (FC Bayern München) und Stina Johannes (Eintracht Frankfurt, ab Sommer VfL Wolfsburg) hat sie zudem zwei kompetente Vertreterinnen, die beide eine gute Saison in der Frauen-Bundesliga hinter sich haben. Gerade Mahmutovic ist für ihre 21 Jahre schon sehr weit und wird schon lange als potenzielle künftige Nationaltorhüterin gehandelt.

Wenn alles nach Plan geht, müssen beide aber nicht eingreifen. Viel wird bei der EM davon abhängen, ob die Olympia-Berger oder die Nations-League-Berger auf dem Platz stehen wird - mit einer Berger in Topform ist Deutschland wohl das Team aus dem Favoritenkreis, das am besten aufgestellt ist, mit einer schwachen Berger dagegen höchstens Mittelfeld.

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