"Das kann mir keiner nehmen": Ann-Katrin Berger über die EM und ihre Parade | OneFootball

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·9. August 2025

"Das kann mir keiner nehmen": Ann-Katrin Berger über die EM und ihre Parade

Artikelbild:"Das kann mir keiner nehmen": Ann-Katrin Berger über die EM und ihre Parade

Es läuft die 103. Minute des EM-Viertelfinals zwischen Deutschland und Frankreich und wohl niemand hat damit gerechnet, was sich in den nächsten Sekunden auf dem Rasen in Basel abspielen würde: Janina Minge fälscht einen Kopfball unglücklich nach hinten ab, welcher über Torfrau Berger in den deutschen Kasten segeln möchte. Doch die Rechnung wurde ohne die deutsche Torhüterin gemacht: Berger setzte an und kratze den Ball mit einem beherzten Sprung rückwärts von der Linie. Es ist die Parade des Turniers, die in die Geschichtsbücher des Fußballs eingegangen ist. "Das war Weltklasse", sagte beispielsweise der ehemalige Welttorhüter Oliver Kahn bei Sky.

"Wir können so doch nicht ausscheiden"

In einer Live-Episode des Podcasts The Women's Game von der ehemaligen US-amerikanischen Nationalspielerin Sam Mewis lässt Ann-Katrin Berger diese herausragende Parade Revue passieren. Der Moment habe sich für sie wie "eine gute Minute" lang angefühlt, während es in der Realität ja nur ein paar Sekunden waren. "Zuerst wusste ich gar nicht, dass ich so hoch und so weit springen kann. Als meine Verteidigerin den Ball mit dem Kopf gespielt hat, dachte ich nur: Nein, wir können doch nicht so ausscheiden", so Berger. Also habe die erfahrene Torfrau den Ball eingeschätzt "und mir gedacht: Okay, wie weit kann mein Arm eigentlich nach hinten gehen? Und irgendwie wurde er gefühlt immer länger und länger. Ich war echt überrascht von mir selbst."


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So richtig genießen konnte sie den Moment allerdings nicht, da Berger zu dem Zeitpunkt nicht einmal wusste, ob sie das Leder noch vor der Torlinie entschärfen konnte. Außerdem habe sich die 34-Jährige bei der Rettungstat an der Schulter verletzt: "Ehrlich gesagt hat mir das sogar ein bisschen wehgetan. Das war fast schlimmer als die Parade selbst. Hinter der Torlinie ist ja Kunstrasen, und weil ich nach hinten fallen musste, war ich mehr wegen meiner Schulter besorgt als über die Parade. Und dann gab’s auch noch eine Ecke, also konnte ich nicht mal richtig feiern."

Ann-Katrin Berger selbst findet es "verrückt, dass ich das überhaupt kann". Im Training würde sie so etwas nie üben, wisse deshalb vielleicht gar nicht, welche Fähigkeiten in ihr stecken. "Ich bin einfach nur froh, dass ich den Ball gehalten habe", witzelte die Nationaltorhüterin. Die Parade ging viral, Berger bekam davon wenig mit, da sie vor dem Turnier ihre Social-Media-Accounts deaktivierte. Doch ihre Teamkolleginnen hielten sie auf dem Laufenden: "Die Mädels haben sich einen Riesenspaß daraus gemacht - es gab ein paar verrückte Bilder, die sie mir dann natürlich in unserem Gruppenchat geschickt haben."

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Bergers Parade, ein Moment für die Geschichtsbücher / Charlotte Wilson/GettyImages

"Uns gehen die Spielerinnen aus"

Damit aber nicht genug: Die DFB-Frauen retteten sich im Viertelfinale in Unterzahl bis ins Elfmeterschießen und auch dort brillierte Berger. Sie selbst liebe solche Situationen: "Das ist, glaube ich, einer meiner Lieblingsmomente als Torhüterin, weil das der einzige Zeitpunkt auf dem Platz ist, bei dem du nichts falsch machen kannst. Wenn du ein Tor kassierst, bekommst du meistens die Schuld. Im Elfmeterschießen hingegen erwartet niemand, dass du den Ball hältst - der Druck liegt komplett bei der Schützin."

Und dann trat auch noch Berger selbst an und verwandelte ihren Schuss souverän. Eigentlich habe eine andere Spielerin schießen sollen, aufgrund einer kurzfristigen Verletzung musste aber Ann-Katrin Berger ran. "Es war nicht mal so, dass ich gesagt hätte: 'Ich mach das', sondern das Team hat entschieden: 'du schießt.' Und ich dachte mir nur: Na gut, dann mach ich’s eben. Alle waren überzeugt, dass ich den Elfer nehmen muss. Ich hab dann gesagt: 'Uns gehen die Spielerinnen aus ' ich mach’s'“, erinnert sich die 34-Jährige zurück.

Zwar haben die DFB-Frauen das Halbfinale gegen Spanien verloren, dennoch überwiegt zumindest bei Ann-Katrin Berger der Stolz, zu den besten 23 Spielerinnen Deutschlands zu gehören. "Egal, wie es am Ende ausgegangen ist - ich habe jeden einzelnen Tag geliebt, dort zu sein, und ich habe mein Team geliebt. Dieses Erlebnis kann mir niemand nehmen", so Berger. Und weiter sagt sie: "Als Kind träumt man davon. Die meisten Menschen haben Träume, aber seinen Traum tatsächlich zu leben, ist etwas ganz anderes - und es ist wunderschön."

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