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·28. September 2020
„Das Fragen nach dem „Warum?“ geschieht mir zu wenig“: Ein Gespräch mit Jochen Zwingmann über Hannover 96 und Sportjournalismus

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·28. September 2020
Viele Sportjournalisten in ganz Deutschland kennen Hans-Joachim „Jochen“ Zwingmann persönlich. Wer bei dem Bemeroder anruft, wird stets mit den Worten begrüßt: „Zwingmann spricht!“ – und kann sich sicher sein, spannende Einblicke und gleichzeitig kritische Worte über seine Zunft zu erfahren. In seiner langen Karriere berichtete er für unterschiedliche Fernseh- und Hörfunksender, regionale und überregionale Zeitungen.
Insgesamt war er bei 10 Weltmeisterschaften und 10 Europameisterschaften vor Ort – und hat immer ein Auge auf die Entwicklung seines Lieblingsvereins Hannover 96 gehabt. Christian und Dennis haben ihn in seiner Wohnung in Bemerode besucht.
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Entstanden ist ein offenes Gespräch über den Sportjournalismus und seine Zukunft. Was macht einen guten Sportjournalisten aus? Wieviel Nähe zu den Spielern ist erlaubt, vielleicht sogar notwendig? „Die Distanz muss man wahren – das ist manchmal nicht leicht, das gebe ich zu“, sagt Zwingmann. „Ich bin in meinem Berufsleben immer gut damit gefahren, dass ich diese kritische Distanz trotz aller Freundschaften bewahrt habe.“
Den heutigen Umgang der Sportjournalisten mit Trainern, Spielern und Funktionären beobachtet er kritisch. „Heute merke ich in Pressekonferenzen: Da duzen einige Journalisten den Trainer, den Präsidenten!“
Zwingmann: „Ich bin in meinem Berufsleben immer gut damit gefahren, dass ich diese kritische Distanz trotz aller Freundschaften bewahrt habe.“
Zwingmann: „Wenn ein Trainer wie Kocak so viel Macht von Martin Kind bekommt, muss man doch mal hinterfragen, was da hintersteckt?“
Auch über die aktuelle Situation des Sportjournalismus diskutieren Christian und Dennis mit Hans-Joachim Zwingmann. Wie ist die Arbeit der Reporter in Hannover zu beurteilen? Ist die hannoversche Presse kritisch genug oder müsste sie öfters den Finger in die Wunde legen?
Zwingmann würde sich kritischere Nachfragen wünschen: „Wenn ein Trainer wie Kocak so viel Macht von Martin Kind bekommt, muss man doch mal hinterfragen, was da hintersteckt?“, nennt Zwingmann ein Beispiel, weiß aber auch: „Je kritischer Journalisten mit Trainer und Sportdirektoren umgehen, desto weniger Information bekommen sie – das ist leider genauso, wie es zu meiner Zeit war.“
Der erfahrene Journalist wünscht sich mehr Hintergrundberichterstattung und weniger Allgemeinplätze – so etwas würde auch der verkauften Auflage von Zeitungen guttun. „Man muss nicht nur den Trainer und den Präsidenten kennen. Man muss als Journalist auch mal in die untersten Etagen gehen“, sagt Zwingmann.
Zwingmann: „Das Fragen nach dem „Warum?“ geschieht mir zu wenig“
Auch der hannoverschen Presselandschaft würde mehr Hintergrundberichterstattung gut tun, sagt Zwingmann. „Mich als Zeitungsleser würde interessieren: Wie ist das Verhältnis zwischen Profi- und Amateurabteilung? Da gibt’s doch Spannungen? Die haben ein Haus an der Stammestraße hingestellt – da ist doch nichts los. Warum?“ Solche Berichte seien wichtig, um Stammleser zu halten.
Natürlich geht es auch um Hans-Joachim Zwingmann selbst – wir erfahren einige spannende Anekdoten aus dem Reporterleben des langjährigen Sportjournalisten. Das und mehr in Folge 49 von „96Freunde – der Hannover-Podcast“.