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·8. März 2022

Christian Schulz: "Das große Ganze im Blick"

Artikelbild:Christian Schulz: "Das große Ganze im Blick"

Seit Anfang des Jahres läuft der neu konzipierte Trainer*innen-Lehrgang für die A-Lizenz. Ex-Nationalspieler Christian Schulz und Regionalliga-Coach Markus Mattes zeigen, welche unterschiedlichen Karrierewege die insgesamt 24 Teilnehmer*innen in den Kurs geführt haben. Im Interview mit DFB.de sprechen die beiden Trainer über die Schwerpunkte, die ihr besonderes Interesse geweckt haben und welche Perspektive sie für sich persönlich sehen.

DFB.de: Herr Mattes, Sie sind seit 2015 beim VfB Eichstätt tätig und führten den Klub 2017 in die Regionalliga Bayern. Was können Sie aus diesem Lehrgang für die A-Lizenz noch Neues mitnehmen?


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Markus Mattes: Nach einigen Jahren hat man natürlich seine eigenen Arbeitsweisen. Diese zu hinterfragen und neue Sichtweisen zuzulassen – das ist meine Motivation. Wir reflektieren uns hier im Kurs selbst sehr intensiv und mit professioneller Unterstützung der Ausbilder, da kommt immer Neues zum Vorschein.

DFB.de: Christian Schulz, Sie haben unter anderem vier Begegnungen für die A-Nationalmannschaft bestritten und waren fast 150-mal für Werder Bremen und fast 300-mal für Hannover 96 im Einsatz. Was können Sie aus diesem Lehrgang für die A-Lizenz noch Neues mitnehmen?

Christian Schulz: Das ist eine ganze Menge. Als ehemaliger Profi weiß ich natürlich, wie es auf dem Platz läuft. Aber als Trainer hat man noch einmal eine ganz andere Sicht auf die Dinge. Man hat dann das große Ganze im Blick. Der Lehrgang läuft ja noch nicht so lange, aber wir haben schon viele Inhalte behandelt, die mich weiterbringen.

DFB.de: Zum Beispiel?

Schulz: Wir haben über Themen wie Trainings- und Fußballmethodik gesprochen. Vorher stand Psychologie und Menschenführung auf dem Programm. Wir haben Fragen beantwortet, wie man die Spieler und das gesamte Team kommunikativ mitnimmt. Wir haben auch erarbeitet, wie man vor einer Gruppe spricht und auf welche Details man dabei achten sollte. Früher habe ich mir nie Gedanken darüber gemacht. Diese kleinen Hilfestellungen bringen mich persönlich weiter. Wie man sie dann in der Praxis umsetzt, muss jeder für sich selbst entscheiden. Auch der Austausch innerhalb der Gruppe ist super. Es ist spannend zu erfahren, wie die anderen Teilnehmenden in ihren Heimatvereinen arbeiten. Es ist sehr intensiv, aber auch sehr interessant. Am Ende muss jeder Trainer seinen eigenen Stil finden. Hier bekommen wir sozusagen einen Werkzeugkasten an die Hand, in den man während der Arbeit mit der Mannschaft jederzeit greifen kann. Das gibt Sicherheit.

DFB.de: In der Gruppe durchmischen sich Teilnehmende aus dem Amateur- und Profifußball. Wie wichtig ist es für Sie, auf diesem Weg auch Einblick in die jeweils anderen Bereiche zu bekommen?

Mattes: Für mich ist der Austausch einer der Schwerpunkte des Lehrgangs. Wie viele Einheiten pro Woche mit welchen Belastungen werden von den Trainer*innen auf den unterschiedlichen Niveaus durchgeführt? Zu Fragen wie dieser tauschen wir uns rege aus. Insgesamt ist die Offenheit für die anderen Bereiche groß und die Atmosphäre sehr kollegial.

Schulz: Es ist sehr spannend und wichtig, alle Seiten des Fußballs kennen zu lernen. Als ehemaliger Profispieler habe ich zwar viel erlebt. Aber als Trainer bin ich noch nicht so lange dabei. Ich arbeite gerade als Co-Trainer der U 23 von Hannover 96 in der Regionalliga. Ich glaube, dass ich mit meiner Erfahrung als Spieler viel Wissen in die Gruppe einbringen kann. Genauso lerne ich aber auch einiges von denjenigen, die schon länger als Trainer tätig sind.

DFB.de: Sehen Sie den Trainer mit ihrem neuen Wissen heute mit ganz anderen Augen als früher?

Schulz: Auf jeden Fall weiß ich jetzt, dass es deutlich mehr Arbeit ist, Trainer zu sein, als man als Spieler denkt. (lacht) Das ist ein echter Fulltime-Job, der viel Fleiß erfordert. Ein Trainer muss heute über vielfältiges Wissen verfügen. Es ist ja nicht nur die Arbeit auf dem Platz oder der Umgang mit den Jungs, der wichtig ist. Wenn man ganz oben arbeiten will, muss man die Medienarbeit beherrschen, man muss wissen, wie man mit dem Vorstand oder dem Präsidenten umgehen sollte. Jeder braucht eine eigene Ansprache. Ein Trainer muss alles unter einen Hut bekommen. Und das ist wirklich gar nicht so einfach. Zeitmanagement ist in diesem Zusammenhang ebenfalls ein ganz entscheidender Faktor. Der Anspruch an einen Trainer heutzutage ist wirklich enorm.

DFB.de: Wer ist ihr persönliches Trainervorbild?

Mattes: Früher wurde ich aufgrund meiner Vorliebe für körperliche Fitness gelegentlich "Quälix" von meinen Spielern genannt. (lacht) Aber diese Zeiten sind vorbei. Es kommt auf die Mischung an. Deswegen habe ich auch nicht das eine Trainervorbild. Ich versuche, mir von einigen Trainern das ein oder andere abzuschauen, sofern das auf die Distanz überhaupt möglich ist. Klopps Menschenführung und Nagelsmanns Auftreten für den Verein und die Mannschaft sind mit Sicherheit vorbildlich.

DFB.de: Hat Sie ein Trainer während Ihrer eigenen Karriere besonders geprägt?

Schulz: Schwer zu sagen. Zu Thomas Schaaf hatte ich bei Werder Bremen ein sehr persönliches Verhältnis. Er hat mich mit 19 Jahren zu den Profis geholt und mir so den Weg zu meiner Karriere eröffnet. Es ist nicht selbstverständlich, einem 19-Jährigen die Chance zu geben, in der Bundesliga zu spielen. Aber auch mit Mirko Slomka hatte ich ein gutes Verhältnis, mit Dieter Hecking ebenfalls. Rückblickend bin ich mit den meisten Trainern sehr gut ausgekommen.

DFB.de: Wie sehen Sie Ihre eigene berufliche Perspektive?

Mattes: Mit der positiven Entwicklung in den vergangenen Jahren wächst in mir der Ansporn, das Maximum herausholen zu wollen. Sollte sich die Gelegenheit ergeben, werde ich sicher darüber nachdenken, meine Leidenschaft endgültig zum Beruf zu machen. Stand jetzt richte ich aber nicht meinen Lebensplan danach aus. Trotz der Doppelbelastung schätze ich auch die Unabhängigkeit vom Trainerbusiness.

Schulz: Ich bin gerade dabei, etwas in den Trainerberuf hineinzuschnuppern. Das ist sehr spannend für mich, weil vieles neu ist. Grundsätzlich sehe ich es als Privileg an, im Fußball und mit den Jungs arbeiten zu können. Der Fußball wird mich sicher mein ganzes Leben lang begleiten.

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