Burnley FC: Das letzte echte englische Team? | Gegneranalyse Redmen Family | OneFootball

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·10. Juli 2020

Burnley FC: Das letzte echte englische Team? | Gegneranalyse Redmen Family

Artikelbild:Burnley FC: Das letzte echte englische Team? | Gegneranalyse Redmen Family

Am Samstag empfängt der Liverpool FC an der Anfield Road den Burnley FC. Das Team von Sean Dyche hat sich inzwischen in der Premier League etabliert.

In Zeiten, in denen gefühlt jeder Spieler, der fünf gerade Pässe über zehn Meter spielen kann, einen zweistelligen Millionenbetrag zu kosten scheint, wirkt es sehr ungewöhnlich, dass bei einem Premier-League-Team nach sechs Jahren Erstligazugehörigkeit der Rekordeinkauf immer noch bei lediglich 16,9 Millionen Euro liegt. Die Philosophie ist klar: Man holt selten Spieler mit großem Entwicklungspotential aus dem Ausland, sondern lieber Spieler, die sich bereits in England etabliert haben. Eine Analyse der Redmen Family:


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Kader: Dem Konzept treu geblieben

Auch in dieser Saison holte man nur Spieler von englischen Vereinen. Sämtliche Festverpflichtungen kamen hierbei aus der zweiten Liga. Jay Rodriguez kam von West Bromwich Albion, Bailey Peacock-Farrell von Leeds United, Erik Pieters aus Stoke und Josh Brownhill im Winter aus Bristol. Die sehr unglücklich verlaufene Leihe von Danny Drinkwater wurde im Winter bereits wieder beendet.

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Abgegeben wurden nur Ersatzspieler. Einzig nennenswert ist der Transfer von Tom Heaton zu Aston Villa. Der ehemalige Nationalkeeper, der bei den Clarets nur die Nummer zwei war, brachte trotz des gehobenen Alters von 33 Jahren noch fast neun Millionen Euro ein.

Trainer: Sean Dyche – Der Macher von Burnley

Dyche ist – zusammen mit Eddie Howe in Bournemouth – der dienstälteste Trainer der Liga. Bereits 2012 übernahm er den Verein – amüsanterweise als Nachfolger von Howe. Damals war man ein klassischer Zweitligist.

Dyche brachte eine Arbeitermentalität in den Verein, die sich inzwischen von oben bis ganz nach unten durchzieht. Jedem in Burnley ist bewusst, dass man eigentlich von den Voraussetzungen her nichts in dieser Liga verloren hat, umso mehr kämpft man darum und tut alles dafür, sich in der Liga halten zu können.

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Durch seinen sehr defensiv und destruktiv geprägten Fußball wird Dyche trotz seiner Erfolge bei Burnle,y inklusive einer Teilnahme an der Europa League 2018, kaum mit größeren Vereinen in Verbindung gebracht. Dies dürfte ihm allerdings auch ganz recht sein, so kann er in aller Ruhe arbeiten und Burnley Schritt für Schritt an die Möglichkeiten eines Premier-League-Vereins annähern.

In dieser Saison wird jedoch vermehrt von Unstimmigkeiten zwischen Dyche und dem Besitzen Mike Garlick berichtet, da dieser ihm kaum Geld für Neuzugänge zur Verfügung stellt. Daher scheint durchaus die Möglichkeit zu bestehen, dass Dyche nach dieser Saison zurücktritt.

System: Kick and Rush in Reinform

Das System Burnley ist schnell erklärt. Es wird in einem 4-4-2 gespielt mit zwei großen, wuchtigen Stürmern. Der Ball wird hoch Richtung dieser Stürmer geschlagen, die dann versuchen, die Bälle fest zu machen. So hat nur Sheffield United bisher mehr lange Bälle gespielt als Burnley. Setzt man das in Zusammenhang damit, dass Burnley ligaweit insgesamt mit Abstand am wenigsten Pässe gespielt hat, wird die Häufung der langen Bälle noch gravierender.

So sind über 21% der Pässe von Burnley lange Bälle. Zum Vergleich: Bei Liverpool sind es nur knapp 10%, bei Manchester City sogar nur 7,5%. Daher wäre es für Klopp durchaus eine Überlegung wert, statt Joe Gomez den körperlich deutlich robusteren Dejan Lovren in der Innenverteidigung aufzubieten, sollte er fit sein.

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Auch Flanken sind daher logischerweise eine große Waffe der Clarets. Mit Dwight McNeil hat man den Spieler im Kader, der ligaweit die meisten Flanken aus dem Spiel schlägt. Bei Standards herrscht ebenfalls immer Gefahr, da Burnley auch Einwürfe in Strafraumnähe wie Flanken in den Strafraum bringt. Dabei wird gerne der Keeper des Gegners komplett zugestellt und teilweise fünf Spieler im gegnerischen Fünfmeterraum zugestellt. Mit elf Kopfballtoren steht man in dieser Statistik auf Platz drei innerhalb der Liga, was in Anbetracht der insgesamt erst 38 erzielten Tore durchaus aussagekräftig ist.

Defensiv steht man mit den beiden Viererketten sehr gut gestaffelt und lässt sich zumeist weit nach hinten fallen. Dies in Kombination mit einem der besten Torhüter der Liga in Nick Pope führt dazu, dass Burnley mit 14 Zu-Null-Spielen die meisten zusammen mit Liverpool hat.

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Allerdings hat Burnley große Personalsorgen in der Innenverteidigung. Ben Mee und Ben Gibson sind verletzt, James Tarkowski fehlt wegen einer Gelbsperre. Somit steht Dyche nur ein einziger Innenverteidiger mit Premier-League-Erfahrung zur Verfügung. Die Frage ist, ob ein Spieler positionsfremd eingesetzt wird oder ob Dyche einen Nachwuchsspieler ins kalte Wasser werfen wird.

Form: Zwischenspurt bringt die vorzeitige Rettung

Nach dem 22. Spieltag stand man nach vier Niederlagen in Folge nur noch drei Punkte vor den Abstiegsrängen. Vor allem, dass man in diesen vier Spielen lediglich einen Treffer erzielen konnte, war Grund zur Sorge.

Seitdem präsentiert man sich wie verwandelt. Aus den letzten zwölf Spielen konnte man 25 Punkte holen und ist damit in dieser Zeit nach Liverpool das formstärkste Team der Liga. Auch durch die Corona-Pause ließ man sich nicht aufhalten, seit dem Restart konnte man zehn Punkte aus fünf Spielen holen. Ebensowenig aufhalten ließ man sich durch den Abgang des Stammspielers Jeff Hendrick. Der irische Nationalspieler war nicht bereit, seinen zum 30.06.2020 auslaufenden Vertrag bis zum Saisonende zu verlängern und verließ das Team.

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Vor allem die lediglich neun Gegentore in dieser Zeit sind beeindruckend, gerade weil allein fünf davon aus der einzigen Niederlage in diesem Zeitraum gegen Manchester City herrühren.

Durch diese starke Phase konnte man sich aller Abstiegssorgen entledigen, man steht im gesicherten Mittelfeld. Inzwischen ist sogar das Erreichen der Europa League wieder durchaus im Bereich des Möglichen, man hat lediglich zwei Punkte Rückstand auf Platz sieben.

Player to watch: Dwight McNeil – Der einzige mit Talent?

McNeil ist ein echtes Unikat im Kader von Burnley. Er ist der einzige Spieler unter 25, der in dieser Saison mehr als 500 Spielminuten sammeln konnte. Wäre Max Thompson nicht gegen Manchester City kurz vor Schluss eingewechselt worden, wäre er sogar der einzige Spieler unter 23, der in dieser Saison zum Einsatz kam.

Daran sieht man zum einen die Ausrichtung des Teams, zum anderen erkennt man aber auch, welch großes Talent McNeil haben muss, um diese Sonderrolle zu verdienen.

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McNeil passt mit seiner Spielweise sehr gut in die Philosophie. Er ist kein moderner Flügelspieler, der ins Zentrum zieht und selbst den Abschluss sucht. Stattdessen versucht er durch Dribblings (2,2 pro Spiel, Platz 14 ligaweit), an die Grundlinie zu kommen, um Flanken zu schlagen. Wie bereits oben erwähnt, schlägt er die meisten Flanken aus dem Spiel in der gesamten Liga. Richtung Tor zieht er eher selten. Es wird am Samstag also vor allem darum gehen, ihm den Weg zur Grundlinie so schwer wie möglich zu machen.

Prognose:

Hohe Bälle und harte Zweikämpfe. Das klingt nach dem Albtraum eines jeden Gegners. Und genau das ist Burnley auch. Sollte noch wie im letzten Heimspiel gegen Aston Villa eine ordentliche Prise Wind dazu kommen, wird das Spiel zu einem großen Teil auf dem Zufall basieren. Genau das möchte Burnley.

Für Liverpool heißt es, ruhig zu bleiben, vor allem die Mittelfeldspieler sind angehalten, um jeden zweiten Ball zu kämpfen. Dies klappte im Hinspiel nahezu perfekt, im Turf Moor zeigten die Reds eines der besten Spiele der Saison und gewannen äußerst souverän mit 3:0. Eine ähnlich konzentrierte Leistung wird auch am Samstag nötig sein.

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