MillernTon
·4. Dezember 2024
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Der „Deutsche Sportclub für Fußballstatistiken e.V.“ (DSFS) hat ein Statistikbuch zur frühen Regionalliga Nord veröffentlicht. Ein Weihnachtsgeschenk? Ronny hat es sich angeschaut. (Kurze Layout-Anmerkung: Es handelt sich um ein Buch im Hochkant-Format. Wir haben dies hier nur in Querformat umgewandelt, weil es uns sonst oft die Seite zerschießt.)
Der Kauf dieses Buches lohnt sich ja fast allein schon ob der schicken Optik: Die FCSP-Meistermannschaft von 1963/64 auf einem durch und durch vereinsfarbenbraunen Hardcover-Einband. Doch auch wenn der erste Eindruck dies vermitteln sollte, der vorliegende A4-Wälzer ist kein Buch über den FC St. Pauli, sondern die frisch auf den Markt gekommene Neuveröffentlichung aus dem Hause „D.S.F.S. – Deutscher Sportclub für Fußballstatistiken e.V.“ aus der beschaulichen Kleinstadt Sulingen.
Wie auch schon bei den beiden „Oberliga Nord 1947-1963“-Statistikbüchern (Band 1, Band 2) aus dem Landkreis Diepholz fungiert auch hier wieder Harald Igel als Herausgeber und, neben einigen weiteren Herren, zudem als Autor. Und dieser Umstand spricht, das kann ich mittlerweile behaupten, ohne vorher auch nur einen einzigen Blick in das Buch geworfen zu haben, für hohe Qualität und Zuverlässigkeit.
1963 wurde bekanntlich die erste eingleisige 1. Liga in Deutschland eingeführt, nachdem es bis dahin fünf über das „freie“ Deutschland verteilte Oberligen gab: Nord, West, Süd, Südwest und Berlin. Da der FC St. Pauli 1963 nicht zu den Gründungsmitgliedern der 1. Fußballbundesliga zählte, rutschte man erstmals seit 1942 in die sportliche Zweitklassigkeit, denn aus der ehemals erstklassigen Oberliga Nord wurde die Regionalliga Nord – eine der fünf neuen Unterhäuser für die Beletage. Lediglich der Hamburger SV, Werder Bremen und Eintracht Braunschweig wurden seinerzeit als Nordvereine vom DFB für die neu geschaffene Eliteliga ausgewählt und verblieben somit in der höchsten Spielklasse.
Nun, dann also Zweite Liga, aka Regionalliga Nord, allerdings ohne die auch damals schon elektrisierenden Stadtderbys um Punkte gegen die Rothosen. Stattdessen ging es nun unter anderem gegen Mannschaften wie Barmbek Uhlenhorst, VfL Oldenburg (aber auch weiterhin gegen den VfB), SV Friedrichsort oder auch wieder, erstmals seit 1954 im Pflichtbetrieb, gegen den SC Victoria Hamburg (2:0 und 7:1 übrigens). Auch die beiden letztgenannten Ergebnisse können selbstverständlich im hier zu besprechenden Buch nachgelesen werden. Wie ohnehin die 300-seitige Statistikbibel kaum bis keine Wünsche offen lässt, was Spielergebnisse, Ligatabellen, Torschützen und Teamkader anbelangt. Aber auch einordnende Begleittexte und viele Schwarzweißfotos (viele davon erstveröffentlicht und die allermeisten aus dem Privatarchiv Broder-Jürgen Tredes) kommen nicht zu kurz. Ansonsten ist das Buch chronologisch aufgebaut – Saison pro Saison werden jeweils alle RL-Teams präsentiert: Kader mit Geburtsdaten, Einsätzen und Toren, Zu- und Abgänge, Stammelf und fast je eine ganze Seite mit allen Saisonbegegnungen inkl. Spieltagsdatum und -kader.
Ergänzt wird jede Saison abschließend durch eine ausführliche Zuschauerstatistik (Kreuztabelle und Rankings), einer Torschützenliste, sowie Informationen (Spieltag, Kader, Ergebnis, Torschützen, Zuschauerzahl, Schiedsrichter) zu den Aufstiegspartien in die 1. Bundesliga und in die Regionalliga.
Abschließend komme ich nochmal – gerade, was die Aufstiegsambitionen in die 1. Bundesliga damals anbelangt – auf den FC St. Pauli zu sprechen. Denn der gewann nicht nur 1964 und 1966 den Meistertitel und wurde 1965 Vizemeister der RL Nord, sondern scheiterte genauso sicher in den seinerzeitigen drei Aufstiegsrunden Mitte der 1960er-Jahre, wie es der HSV aktuell und seit Jahren nicht ins Oberhaus schafft: 1964 wurde man hinter Borussia Neunkirchen, Bayern München und Tasmania Berlin Tabellenletzter; 1965 scheiterte man als RL-Tabellenzweiter hinter Holstein Kiel in zwei Qualifikationspartien am SSV Reutlingen, und 1966 musste man sich hinter dem punktgleichen Rot-Weiß Essen in der Aufstiegsrunde mit Rang 2 – und somit dem Verbleib im Unterhaus zufriedengeben, obwohl Aufsteiger Essen zweimal besiegt wurde.
Auch alle diese Informationen – und vertieft – können im vorliegenden Buch nachgelesen werden. Für mich ist dieses Werk eine Goldgrube an Informationen, auf die ich nicht mehr verzichten will. Und vor allem: Ich finde immer wieder super-interessante Details, von denen ich bis dato absolut nichts wusste. Beispielsweise, dass der VfL Pinneberg 1964 nur knapp den Sprung in die Zweitklassigkeit verpasste, nachdem man am 14. Juni in einem Entscheidungsspiel in Bremen gegen Göttingen 05 nur knapp mit 0:1 unterlag. Und ich bin gespannt auf den zweiten Teil dieses Standardwerks, der die fünf RL-Nord-Spielzeiten von 1969 bis 1974 beleuchtet und im zweiten Halbjahr 2025 erscheinen soll. // Ronny
„Regionalliga Nord 1963-1974 – Band 1: 1963-1969“, D.S.F.S., 300 Seiten, 37,80 Euro. Zu bestellen im DSFS-Shop.
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