
liga3-online.de
·14. August 2025
Brünker im Interview: "Spielst für eine ganze Region"

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·14. August 2025
Auch, aber nicht nur wegen seines Doppelpack gegen Viktoria Köln (2:1) scheint Kai Brünker für die Rolle des Pokal-Helden prädestiniert. Im Interview mit liga3-online.de spricht der Stürmer des 1. FC Saarbrücken über saarländische Pokal-Gesetze, seine zweigeteilte Reaktion bei der Auslosung und einen (ausbleibenden) Torjubel gegen den Ex-Klub.
liga3-online.de: "Der Pokal hat seine eigenen Gesetze", lautet die wohl bekannteste DFB-Pokal-Floskel. Können wir angesichts der Pokal-Historie des 1. FC Saarbrücken von saarländischen Gesetzen sprechen?
Kai Brünker: Rein auf die zwei Halbfinal-Teilnahmen sowie die Begeisterung hier bezogen: Durchaus ja. In Saarbrücken spielst du für eine ganze Region, viele Saarländer sind euphorisch und hätten bestimmt Bock auf eine neue Reise mit dem FCS. Wir nehmen die Vergangenheit als Ansporn, um aus der Underdog-Rolle erfolgreich zu sein. Klar ist: Individuell ist uns Magdeburg weiterhin überlegen, spielerisch ein Top-Team in der 2. Liga.
Kennen Sie auch Ihre persönliche Erstrunden-Bilanz im DFB-Pokal?
Nicht genau, in meiner Zeit beim 1. FC Magdeburg war zwei- oder dreimal sofort Endstation.
Viermal sind Sie ausgeschieden, einmal gelang der Einzug in Runde zwei. Erst mit dem Wechsel nach Saarbrücken platzte quasi der Knoten!
Das scheint ausbaufähig zu sein (lächelt). Umso präsenter ist mir der 2:1-Erfolg mit dem FCS gegen den Karlsruher SC im Kopf geblieben. Julian Günther-Schmidt hat mir mit einem Solo den Siegtreffer aufgelegt. Der Ball lag schön halbhoch in der Luft, sodass ich alle Energie in den Volley legen konnte.
Einerseits ist die Partie gegen den 1. FC Magdeburg Ihr nunmehr 10. Auftritt im DFB-Pokal. Fühlt sich das teilweise schon nach Routine an?
Ich würde von einer gewissen Erfahrung sprechen. Du spürst immer noch die besonderen Abläufe im Pokal und die sich aufbauende Spannungskurve in der Kabine. Persönlich bin ich zum Anpfiff heute weniger aufgeregt, wenn da ein Team aus der Bundesliga oder 2. Liga steht. Ich gehe mit dem Mindset ins Spiel, dass es eine Überraschung erfordert und wir einfach auf den richtigen Moment warten müssen.
Auf der anderen Seite hat "Losfee" Owen Ansah Ihnen ausgerechnet ein Duell mit dem Ex-Klub beschert!
Die Auslosung habe ich zusammen mit meiner Frau geschaut. Die Reaktion war zweigeteilt: erst ein Freudenschrei, vergleichbar mit einem wichtigen Tor. Dann der Gedanke: Oh je, da kommt diese Ballbesitz-Maschine, bei der wir auf dem Rasen noch mehr Kilometer abspulen müssen.
Gab es Kontakt zu Ex-Mitspielern oder auch Fans, die Sie im FCM-Trikot als einen der Publikumslieblinge gefeiert haben?
Natürlich. Zu einem Tobi Müller, der mich zu seiner Hochzeit eingeladen hatte, und vielen Jungs ist der Draht nach wie vor eng. Baris Atik spielt mit Blick auf Freitag wieder fleißig seine Games auf Social Media. Es geht weiter über den Staff mit Leuten wie Silvio Bankert oder Kevin Waliczek bis zu den FCM-Fans. Deren Support ging noch weit über das Geschehen auf dem Rasen hinaus.
Sie spielen auf den privaten Schicksalsschlag Ihres verstorbenen Vaters Dirk an.
Magdeburg habe ich – ähnlich wie Saarbrücken – als eine Arbeiterstadt kennengelernt. Solange du dein Herz auf dem Platz lässt, kriegst du Support und die Fans sehen in solchen Fällen den Menschen hinter dem Spieler. Sie haben mir wirklich geholfen, diesen Schicksalsschlag zu verarbeiten. Leider gibt es kein Wiedersehen mit Christian Titz (jetzt Hannover 96, Anm. d. Red.), der daran ebenfalls einen großen Anteil hat. Speziell in dieser schweren Phase mehr auf mich zu setzen, hat mich am Anfang etwas verwundert. Heute bin ich ihm dankbar.
Viele Spieler verzichten im Duell mit ihren Ex-Klubs bewusst auf einen Torjubel. Für den Fall der Fälle: Handeln Sie durch den besagten Hintergrund ähnlich?
Ein Flic Flac ist bei meiner Statur ja eh nicht drin (lächelt). Spaß beiseite: Zu diesem Thema habe ich mir viele Gedanken gemacht. Grundsätzlich würde ich schon versuchen, meine Emotionen zu zügeln. Im Vorfeld ist so etwas jedoch einfach gesagt und im Spiel eher situationsabhängig – wenn ich so an die verlorene Relegation gegen Braunschweig und das Tor von unserem ehemaligen Mitspieler Fabio Di Michele Sanchez denke. Ich habe das nicht als respektlos empfunden, weil der Moment einfach groß war.
Mindestens bis 2027 dürfen sich die FCS-Fans nach Ihrer Vertragsverlängerung über Ihre Tore freuen. Ihr Statement: "Der Panzer verlängert"! Was würden Sie nach Ablauf des Vertrags gerne über sich lesen?
Vielleicht so etwas wie ,Der Panzer rollt weiter’. Ich sehe das Karriereende noch weit weg. Den Spitznamen habe ich aus meiner Zeit in England bei Bradford City mitgebracht. Bekanntlich sind englische Fans sehr kreativ bei Chants und derlei Dingen. Als ich in der Schlussphase den Ball in der Hand hielt und etwas Zeit rausholen wollte, sind zwei Gegenspieler an mir abgeprallt. Später hieß es auf Social Media: 'German Tank'. Heute nennen mich auch meine besten Freunde so.