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Paul Witte·6. Februar 2024

🧐 Bitte was?!? Top-5-Ligist feuert 6️⃣ Trainer in vier Monaten

Artikelbild:🧐 Bitte was?!? Top-5-Ligist feuert 6️⃣ Trainer in vier Monaten

Der sizilianische Klub Palermo hätte heute eines der Schlachtschiffe des italienischen Fußballs sein können. Das ist er aber nicht. Stattdessen spielt Palermo in der Serie B. Die Gründe dafür sind hauptsächlich auf die 2000er und 2010er Jahre und die Tätigkeit des damaligen Präsidenten Mau­rizio Zam­pa­rini zurückzuführen.

Zam­pa­rini war von 2002 bis 2017 Vorsitzender des Klubs. Seine Trainerwechsel suchen ihresgleichen. Denn unter ihm wurden 40 davon vollzogen. Die Spitze wurde 2016 erreicht, als sechs Trainer in nur vier Monaten gefeuert wurden, nur um dann den ersten von ihnen wieder einzustellen. Bitte was?!


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Mithilfe einer überregionaler Einkaufskette schuf Zamparini die Grundlage, um 2002 Palermo aufzukaufen. Der Verein war wegen Ver­bind­lich­keiten zwangsabgestiegen und kämpfte sich gerade unter dem neuem Namen US Palermo zurück in die Serie B. Der Beginn schien verheißungsvoll. In der zweiten Saison unter Zamparinis Führung stieg der Klub mit Tor­jäger Luca Toni in die Serie A auf. Palermo sollte daraufhin einen UEFA-Cup-Platz erreichen, Toni Torschützenkönig werden und der damalige Erfolgstrainer Fran­cesco Gui­dolin zurücktreten.

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Nach dem Hoch begann dann aber das lange Tief des Traditionsklubs. In den Folgejahren wechselte der Präsident beinahe so oft die Trainer wie andere Leute ihre Kleidung. Allein Guidolin sollte dreimal auf die Trainerbank zurückkehren. Und das, obwohl Zamparini ihn, laut ’11 Freunde‘, damals mit dem Satz „meine Frau könnte besser auf­stellen als dieser Nichts­nutz“ verspottete.

Zur Saison 2015/2016 dreht sich das Trainerkarussell des Präsidenten dann so schnell, dass man kaum mehr hinterhergucken konnte. Zwischen Januar 2016 und April 2016 saßen ‚transfermarkt.de‘ zufolge sechs verschiedene Trainer auf der Bank. Und all der Aufwand nur, um nach vier Monaten wieder bei dem Trainer anzukommen, der auch schon im Januar auf der Bank gesessen hatte.

Unter Giu­seppe Iachini, der zuvor circa zwei Jahre im Amt war und auch nochmal zurückkehren sollte, kämpfte Palermo gegen den Abstieg. Zamparini ersetzte ihn deshalb im November 2015 durch Davide Ballardini. Mit diesem Wechsel startete der Irrsinn. Ball­ar­dini blieb nur acht Spiele oder aber 62 Tage Chef, ehe er von Guil­lermo Barros Schel­loto ersetzt wurde. Der wiederum durfte sich nur zwei Wochen und zwei Partien beweisen, ehe Gio­vanni Tedesco für ganze 16 Tage übernahm und immer drei Mal auf der Bank saß ohne dabei ein Spiel zu gewinnen.

Gio­vanni Bosi wurde neuer Coach, hatte mit fünf Tagen aber die kürzeste Amtszeit. Immerhin durfte er sich dabei ein Mal im Stadion zeigen. Nun war Giu­seppe Iachini zurück. Wir erinnern uns, derjenige, der kurz zuvor noch zwei Jahre am Stück geschafft hatte, dann aber nicht mehr gut genug gewesen war. Dieser Eindruck verfestigte sich anscheinend, denn diesmal blieb auch Iachini nur  für drei Spiele oder 23 Tage.

Walter Novel­lino sollte nun das Ruder rumreißen, holte aber nur einen Punkt aus vier Partien und wurde wieder abgesägt. 33 Tage nach seiner Einstellung musste ein neuer Coach her. Anscheinend waren nun aber die Kandidaten knapp, denn es kam wieder Davide Ball­ar­dini. Was wir kaum glauben können. Trotz dieser Chaos-Wochen hielt Palermo 2016 die Liga. Ballardini holte elf Punkte aus neun Spielen und verhinderte den Abstieg. Zum Dank wurde er im September natürlich trotzdem wieder entlassen.

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Doch warum solch willkürliche Trainerrochaden?Für Zamparini stand ein wirtschaftliches Interesse im Vordergrund. Er versuchte jahrelang den Klub an Investoren zu verhökern. Ein Abstieg musste dafür natürlich um jeden Preis verhindert werden, weshalb Aktionismus herrschte. Langfristige Arbeit war nicht vorgesehen. Und natürlich dachte Zamparini als erfolgreicher Geschäftsmann auch, dass er es besser könne und griff deshalb in das Tagesgeschehen ein.

Am Ende verkaufte er den Klub an eine ame­ri­ka­ni­sche Inves­ti­ti­ons­firma. Im Rahmen der Übernahme räumte Zam­pa­rini 2018 seinen ope­ra­tiven Platz als Prä­si­dent, damit sich die Investoren auf die Modernisierung des Vereins konzentrieren konnten. „Die Inves­toren wollen in drei bis fünf Jahren den Klub auf das Niveau bringen, das er ver­dient“, hielt er zum Deal damals fest.

Dazu sollte es aber nicht kommen, weil sein hinterlassenes Chaos auch nach seinem Rücktritt noch Wirkung entfaltete: Im Mai 2019 verurteilte der nationale Fußballverband FIGC den Verein wegen diverser administrativer Vergehen, darunter Bilanzfälschungen in den Spielzeiten 2014/15 bis 2016/17, zum Zwangsabstieg in die Serie C. Palermo legte Widerspruch ein und verlor. Am Ende wurde die Strafe sogar verschärft.

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Mit dem Zwangsabstieg in die Serie D wurde gleichzeitig die Insolvenz des Klubs besiegelt. Palermo stand vor einem Neuanfang, was auch bedeutete, dass der Verein die Ära Zamparini hinter sich lassen konnte. Mittlerweile belegt der traditionsreiche Klub aus Sizilien Platz fünf in der Serie B. Ein Aufstieg ist noch möglich. Vielleicht kann Palermo irgendwann sportlich wieder an die Anfangszeiten Zamparinis und Guidolins anknüpfen und Ikonen wie Edinson Cavani, Luca Toni oder Paulo Dybala hervorbringen.