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Moritz Oppermann·29. August 2023
Bitte was?! In dieser Liga zählen manche Tore doppelt

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Moritz Oppermann·29. August 2023
Fußball ist ein einfaches Spiel, doch das Drumherum oft gleichermaßen kompliziert und kurios. In unserem neuen Format „Bitte was?!“ wollen wir einigen sonderbaren Randgeschichten unseres Lieblingssports Aufmerksamkeit schenken.
Mitten im Spiel verändert sich die Mitspieler-Anzahl, der Spielball wird zum Anpfiff aus einer Kiste losgelassen und es gibt Geheimkarten. Nein, hier ist nicht Rede von einem neuen Modus bei ‚EA FC 24‘ – es geht um die Kings League. Eine offizielle Fußball-Liga der anderen Art oder um es in den Worten des Mitbegründers Gerard Piqué auszudrücken: „Was wir hier versuchen, ist so etwas wie das Gegenteil von echtem Fußball“.
Erst im November 2022 rief der Weltmeister von 2010 die Kings League ins Leben, die auf dem ersten Moment nicht wirklich ungewöhnlich anmutet. Zwölf Mannschaften treten auf einem Kleinfeld im Modus Sieben-gegen-Sieben gegeneinander an.
Nach elf Spieltagen starten die Play-offs. Hier ermitteln die acht bestens Teams vier Final-Four-Teilnehmer, welche am Finaltag um die Meisterschaft spielen.
Immer noch nicht befremdlich, aber in Europa ungewöhnlich ist die Zusammenstellung der Teams. Die prominenten Präsidenten der Klubs – unter anderem Sergio Agüero – wählen abwechselnd in einem aus dem US-Sport bekannten Draft-System alle Mannschaftsakteure (Zehn-Mann-Kader) aus einem Spieler-Pool aus.
Der Pool ist zusammengestellt aus Internet-Stars, Amateur-Kickern und Ex-Profis. In den ersten beiden Saisons traten bereits Größen wie Ronaldinho und Javier „Chicharito“ Hernández in der Kings League gegen den Ball. Genauer gesagt in der Cupra Arena, die im Gewerbegebiet Barcelonas liegt. Von hier aus wird jeder Spieltag via ‚Tik-Tok‘, ‚Youtube‘ und ‚Twitch‘ kostenlos in die ganze Welt gestreamt.
„Wir wollen groß denken“, sagte Piqué gegenüber dem ‚kicker‘. „Wir wollen nicht nur auf dem spanischen und lateinamerikanischen Markt wachsen, sondern überall auf der Welt. Auf dem englischsprachigen Markt, in Deutschland, Italien, Frankreich.“
Das erste Final-Four verfolgten im März bereits über 92.000 Zuschauer live im Camp Nou. Auf ‚Tik-Tok‘ schauen an Wochenenden mehr Menschen die Spieltage der Kings League als die der Premier League. Was den Hype ausmacht, ist womöglich die Abgrenzung zum „normalen“ Fußball.
„Ich finde, dieses Format ist lustiger“, bestätigte Ex-Bundesliga-Profi Marc Torrejon dem ‚kicker‘, der mit seinem Team „1K FC“ schon zwei Spielzeiten in Piqués Liga absolvierte. Auf dem Kleinfeld habe der Innenverteidiger ganz neue Skills an sich entdeckt: „Ich mutiere plötzlich zum Vorlagengeber, daran war auf Großfeld nicht zu denken“, scherzte der 37-Jährige, dem auch die „neuen“ Regeln zu sagen.
Vor jedem Spiel ziehen die Trainer beider Teams einen Umschlag. Darin befindet sich eine von insgesamt sechs verschiedenen „Geheimkarte“. Jene Karte kann zu einem beliebigen Spielzeitpunkt ausgespielt werden. Spielt ein Coach zum Beispiel das „Doppeltor“, zählt in den folgenden zwei Minuten jedes eigens erzielte Tor zweifach.
Noch kurioser: Zwei Minuten vor dem Schluss jeder Hälfte (2x 20 Minuten), entscheidet ein Würfel, mit wie vielen Spielern die Teams weiterspielen. Gelbe und Rote-Karten gibt es jedoch auch hier. Allerdings in Form von Zeitstrafen. Kassiert ein Spieler die Gelbe, muss er für zwei Minuten aussetzten. Bei einem roten Karton sind es fünf.
„Wir bewegen uns immer zwischen einem sportlichen Wettbewerb und einer Show, die Aufmerksamkeit bringt“, erklärte Piqué dem ZDF, angesprochen auf das verrückte Regelwerk und betonte nochmals: „Wir wollen und wir können uns nicht mit Fußball vergleichen“.
Die Kings League legt Fußball neu aus und trifft scheinbar den Zahn der Zeit. Mittlerweile übrigens auch für Frauen (Queens League) und bald für Jugend-Kicker (Prinz Cup). Langfristig plane der Ex-Profi Ligen in zehn bis zwölf verschiedenen Ländern. Sogar eine Art Champions League wolle man ins Leben rufen.