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Annika Becker·22. Mai 2023
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Annika Becker·22. Mai 2023
In den Awards vom 21. Spieltag der Bundesliga der Frauen geht es dieses Mal unter anderem um ungleiche Bedingungen, Meppens starke Defensive, Leverkusens Spielverderberinnen und einen noch zu schaffenden Vielseitigkeitswettbewerb.
Isabella Jaron vom SV Meppen konnte aufgrund eines Infekts unter der Woche nicht am Spiel gegen Wolfsburg teilnehmen und war stattdessen in der Halbzeitpause bei ‚Magenta‘ zum Interview am Mikrofon. Dabei erzählte sie, dass sie erst 15 Minuten nach Anpfiff zum Spiel habe kommen können – denn aufgrund ihres Freiwilligen Sozialen Jahres hatte sie zuvor noch an der Kasse ausgeholfen.
Das verdeutlicht einmal mehr die unterschiedlichen Bedingungen, unter denen in der Bundesliga agiert wird und ist ein Thema, das sich durch die Montagsspiele in der kommenden Saison noch verschärfen könnte, da sich die berufstätigen Spielerinnen diesen Tag dann freinehmen müssten. Die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Termin ausgerechnet die Teams trifft, die nicht ausschließlich Vollzeitprofis unter Vertrag haben, ist gar nicht mal gering – denn die Top 3 werden – eine erfolgreiche Qualifikation vorausgesetzt – mitten in der Woche international antreten.
Ob der SV Meppen auch nächste Saison noch in der 1. Bundesliga mitwirken darf, klärt sich erst am allerletzten Spieltag. Auf dem vorletzten Tabellenplatz mit einem Punkt hinter Duisburg und Köln muss auf Ausrutscher der Konkurrenz gehofft werden. Durch das viel bessere Torverhältnis Meppens könnte ein Punkt reichen, sollte eines der anderen beiden Teams verlieren. Dass das so ist, liegt nicht zuletzt an der Defensive, die unter Trainerin Carin Bakhuis an der Bundesliga gewachsen ist (schon in der 2. Liga unter Theo Dedes gab es die mit Abstand wenigsten Gegentore der Liga).
Mit aktuell 34 Gegentreffern hat der SV die sechstbeste Defensive der Bundesliga. Diese Stärke beruht unter anderem auf einem soliden Pressing. Bei den Werten für die Pressing-Intensität in der gegnerischen Hälfte liegt Meppen laut Wyscout auf Rang sieben, bei der Zweikampfintensität sogar auf dem vierten Platz. Die Kehrseite ist, dass die Offensive über die Saison nicht mithalten konnte, nur Potsdam (12) und Duisburg (15) haben weniger als die 16 Treffer Meppens (Bremen hat ebenfalls 16). Die Frage wird sein, ob diese Qualitäten im Endspurt ausreichen.
À propos Wolfsburg: der VfL versemmelte schon in der ersten Hälfte einiges an Torchancen, auch das trug dazu bei, dass die Partie gegen Meppen lange Zeit nach einer großen Überraschung aussah. Die Leistungen des VfL sind trotz der zum Teil guten Ergebnisse in den letzten Monaten selten so richtig überzeugend, auch im letztendlich deutlich gewonnen Pokalfinale gegen Freiburg gab es eine Phase, in der die Wölfinnen anfällig schienen.
Dazu kommen die tatsächlichen Niederlagen gegen Bayern München und Eintracht Frankfurt. Alexandra Popp fühlte sich deshalb zuletzt mehrmals genötigt, ihr Team in die Pflicht zu nehmen. Gegen Meppen machte sie den entscheidenden Treffer in der 4. Minute der Nachspielzeit dann kurzerhand selbst, mit einem Heber über Torfrau Laura Sieger hinweg. Damit hat Popp in dieser Saison 16 Treffer erzielt und ist auf Kurs für die Torjägerinnen-Kanone.
Die allgemeine Erwartung vor diesem Spieltag war, dass Bayern München gegen Bayer Leverkusen gewinnen und sich damit die fünfte Meisterschaft der Vereinsgeschichte sichern würde. Die Leverkusenerinnen hatte aber sehr deutlich etwas dagegen, Gastgeberinnen für diese Feierlichkeiten zu sein und verteidigten ihre eigene Hälfte über weite Strecken des Spiels clever. Erst in der Schlussphase gingen die Kräfte des Teams von Robert de Pauw nach einer intensiven Partie langsam die Puste aus.
Bei Leverkusen ragten zwei Spielerinnen heraus: Elisa Senß, die das Mittelfeld zusammenhielt und immer wieder versuchte, ihre Offensive in Szene zu setzen sowie Amira Arfaoui, die zwar vielleicht etwas zu verschnörkelt spielte, aber mit ihrer Technik viele Bälle sicherte und Gegenstöße einleitete. Leverkusens Saison verlief unspektakulär, eine richtige Abstiegsgefahr gab es nie und eine richtige Chance auf die internationalen Plätze auch nicht, achtzehn Punkte beträgt der Rückstand zum nächsthöheren Platz vier. Mit dem Unentschieden griffen sie doch noch oben mit ein.
Gäbe es in der Bundesliga so etwas wie einen Vielseitigkeits-Wettbewerb, wäre eine der ersten Bewerberinnen Kölns Ally Gudorf. Eigentlich eine gelernte Offensivspielerin spielte sie diese Saison zumeist als rechte Außenverteidigern. Wenn es die Situation erfordert, gibt sie auch mal eine verkappte Sechserin. Und gegen Freiburg war sie lange Zeit auf der linken Seite zu finden. Dass sie ihre Power und ihren Zug nach vorne von so ziemlich überall aus so gut einbringen kann, scheint an ihrem sehr guten Raumgefühl zu liegen. Nach dieser Saison wechselt sie zum SC Freiburg.
Gleich mehrere Spielerinnen wurden an diesem Wochenende für verschiedene Jubiläen geehrt. Am Samstag war das Bayerns Torhüterin Maria-Luisa Grohs, die gegen Leverkusen das 100. Pflichtspiel ihrer Karriere absolvierte.
Bereits am 20. Spieltag bestritt Meppens Sarah Schulte ihr 275. Spiel für den SV, die 27-jährige Kapitänin ist bereits seit Sommer 2011 im Verein und erzielte gegen den VfL Wolfsburg ihr allererstes Bundesligator: Mit einem Schuss genau in den Winkel des langen Ecks ließ sie Merle Frohms keine Chance. Und dann war da noch Lena Ostermeier, die jüngst ihren Vertrag bei der SGS Essen verlängerte und gegen den MSV Duisburg bereits bei ihrem 150. Bundesligaspiel auf dem Platz stand.