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·29. März 2024

Auf einen Kaffee mit Gerhard Struber

Artikelbild:Auf einen Kaffee mit Gerhard Struber

Identifikation, Philosophie & Familienleben – unser Coach im Porträt

Vor den Toren der Stadt Salzburg auf einem Bauernhof mit dem Ball am Fuß aufzuwachsen, dann den Sprung ins aktive Fußball-Profigeschäft zu schaffen und mit dem Heimatklub schließlich sogar als Cheftrainer in der UEFA Champions League anzutreten, dürfte hierzulande ein filmreifer Traum vieler Kinder sein – Gerhard Struber lebt ihn.

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Mit seiner Laufbahn ist er ein wahres Paradebeispiel für den Salzburger Weg, den wir in der Entwicklung von Spielern, Trainern bis hin zu Funktionären gehen. Sein Pfad zu dieser „wahnsinnig faszinierenden Aufgabe“, wie Gerhard seine heutige Position bei unseren Roten Bullen selbst bezeichnet, war aber kein einfacher und für die ganze Familie ein hartes Stück Arbeit.


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Bei unserem Treffen in der Altstadt kommt der 47-Jährige schnell ins Schwärmen und schwelgt in Erinnerungen an seine Zeit als Nachwuchskicker in Salzburg. „Ich habe zwar in Kuchl gewohnt, aber meist haben wir uns hier im Zentrum getroffen, weil ich dann in Salzburg gespielt habe und hier viele Freunde hatte – es war eine wunderschöne Zeit!“

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Auf dem Weg ins Café erzählt uns Gerhard mehr über die Anfänge seiner Karriere, die alles andere als linear verlaufen sollte. Als Sohn eines Landwirts ging es für den Kuchler schon im frühen Kindesalter mit dem Kicken auf der Wiese los. „Mein Vater ist Amateurfußballer bei uns im Dorf gewesen, das Thema war in unserer Familie also immer omnipräsent. Als kleiner Bursche denkt man aber nicht direkt an eine Profikarriere, das wurde erst Schritt für Schritt immer konkreter.“ Was Gerhard als Fußballer besonders auszeichnete, war seine Schnelligkeit in Kombination mit einer großen Laufbereitschaft. Für die heutige Pressing-Philosophie unserer Roten Bullen wäre er insofern wunderbar geeignet gewesen, wie der Kuchler es rückblickend aus der nunmehrigen Trainerperspektive einordnet.  „Damals war ja noch alles ein Stück weit passiver, die heutige aktivere Spielweise hätte ganz gut zu mir gepasst, weil ich eher dynamisch und antizipierend gespielt habe. Nur technisch war ich zugegeben maximal ein durchschnittlicher Kicker. Aber trotzdem: Ich konnte Titel gewinnen und sogar das eine oder andere Tor schießen“, erinnert sich der frühere Mittelfeldspieler zufrieden zurück. Doch auch die Schattenseiten des Fußballgeschäfts machten vor unserem heutigen Trainer nicht halt und bremsten seine Karriere als Aktiver früh ein. Eine Laufbahn als Coach hatte er zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht im Kopf.

Als junger Kerl habe ich noch sehr im Hier und Jetzt von einem Tag in den nächsten gelebt.

„Damals als junger Kerl habe ich noch sehr im Hier und Jetzt von einem Tag in den nächsten gelebt. Als ich dann irgendwann auf meine geschwollenen Knie geblickt habe und immer mehr mit Verletzungen, unter anderem zwei Kreuzbandrissen, zu kämpfen hatte, realisierte ich, dass ich mir Gedanken über die Zeit nach der Karriere machen muss.“

Zu diesem Zeitpunkt war Gerhard Struber gerade mal Mitte zwanzig – eigentlich in der Blütezeit einer Fußballerkarriere.

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„Ich hatte zwar eine technische Ausbildung, bin dann aber noch mal ans BFI Wirtschaftskolleg“, erinnert er sich zurück. „Dort habe ich später direkt ein Jobangebot bekommen, um als Referent Leute mit den Schwerpunkten Warenimport und -export sowie Wirtschafts- und Steuerrecht auszubilden. Es mag komisch klingen, aber das war tatsächlich der erste Schritt in Richtung meiner heutigen Trainerkarriere. Damals habe ich nämlich gemerkt, dass ich gerne mit Leuten arbeite und sie coache.“ Stillstand war für Gerhard allerdings ein Fremdwort, und so ging es weiter in Richtung Versicherungsbranche. Dort arbeitete er sich zum Vertriebsleiter hoch, inzwischen mit abgeschlossenem MBA-Studium. „Zu diesem Zeitpunkt war ich schon in einer Verabschiedungsphase vom Fußball, weil ich den Weg in einem ganz anderen Bereich beschritten hatte. Eines Tages hat mich allerdings der Obmann des SV Kuchl angesprochen, als der Verein in Abstiegsnöten war. Dazu habe ich mich überreden lassen und glücklicherweise konnten wir dem Abstiegskampf wirklich entrinnen. Es lief in weiterer Folge dort echt gut. Und dann hatten wir ein Testspiel gegen den FC Red Bull Salzburg …“

Genau dieses Testspiel sollte der entscheidende Wendepunkt in Gerhards Karriereweg werden und ihn endgültig zurück zum Fußball, in Richtung unserer Roten Bullen, bewegen.

Du kannst im Leben nicht immer alles logisch erklären, sondern musst manchmal auch einfach deinem Gespür vertrauen.

„Ralf Rangnick hat mich danach zum Gespräch eingeladen. Mit all seiner Begeisterungsfähigkeit hat er mich überzeugt, den Weg als Fußballtrainer hauptberuflich einzuschlagen. Es war zu diesem Zeitpunkt eine sehr mutige Entscheidung, weil ich einen wirklich guten Job mit tollen Perspektiven hatte. Du kannst im Leben jedoch nicht immer alles logisch erklären, sondern musst manchmal auch einfach deinem Gespür vertrauen.“

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Etliche Personen aus seinem damaligen Umfeld rieten ihm von einer Entscheidung hin zum Vollzeit-Trainerjob ab. Es wäre zu riskant, sein aktueller Beruf zu aussichtsreich, sagten ihm viele …

„… jedoch nie meine Frau! Sie hat mich damals gefragt, für welche Variante ich mich entscheiden würde, wenn ich nur noch ein Jahr zu leben hätte. Daraufhin antwortete ich: ‚100%ig für den Fußball!‘ , und damit stand die Entscheidung fest. Generell ist meine Frau immer zu mir gestanden und hat mich auf diesem Weg in allem unterstützt, auch in dem Wissen, dass ich dann möglicherweise mal irgendwann aus der Region weggehe. Dafür bin ich ihr bis heute unglaublich dankbar!“

Während Gerhard seinen erfolgreichen Weg durch die Fußballwelt macht – erst nach Kärnten, dann England und schließlich in die USA – blieb seine Familie daheim in Salzburg. FaceTime-Anrufe waren an der Tagesordnung, auch regelmäßige Besuche gab es. Für Gerhard allerdings kein ausreichender Ersatz für das tatsächliche Miteinander, das er hier mit seinen beiden Kindern und seiner Frau genießt.

Den Herzensklub vor der Haustür trainieren zu dürfen, schätzt man noch mal umso mehr, wenn man im Ausland gearbeitet hat.

„Den Herzensklub vor der Haustür trainieren zu dürfen, schätzt man noch mal umso mehr, wenn man im Ausland gearbeitet hat. Trotzdem habe ich es auch sehr genossen, Fußball in ganz anderen Kulturen erleben zu dürfen. Der größte Schritt war wahrscheinlich jener nach England. Beim FC Barnsley herrschte vom Start weg in jedem einzelnen Spiel ein riesiger Druck“, so Gerhard über den gelungenen Klassenerhalt in der dortigen zweiten Liga.

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„In Amerika habe ich dann vor allem gelernt, mit vielen verschiedenen Kulturen im Kader umzugehen. In Barnsley bestand das Team hauptsächlich aus Engländern, in New York war es ein großer Mix unterschiedlichster Kulturen.“

Doch nicht nur der Fußball hat es unserem Coach angetan. Inspiration holt sich der Kuchler, der selbst täglich fleißig seine Laufrunden dreht, aus zahlreichen anderen Sportarten – davon hatte es in den USA en masse gegeben:

„Ich habe es in Amerika sehr genossen, mir die Knicks im Madison Square Garden anzuschauen. Basketball hat mich richtig fasziniert, sowohl von der Atmosphäre als auch vom Level dort. Bei den US Open Dominic Thiem live zu erleben, war ebenfalls eine sehr coole Sache. Wir sind bis heute immer wieder im Austausch, weil ich es auch sehr spannend finde, wie Athleten anderer Sportarten so ticken.“

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Die pure Sportfaszination hat sich Gerhard bis heute bewahrt und ist unter anderem Stammgast bei den Heimspielen des FC Liefering, sofern es der ADMIRAL Bundesliga-Spielplan zulässt. Ein Umstand, der natürlich auch mit seiner früheren Funktion als Liefering-Trainer zusammenhängt.

Wenn man so viele Jahre als Nachwuchstrainer alle Stufen durchlaufen hat und dann letztlich den Sprung ganz nach oben schafft, dann ist die Identifikation mit der gesamten Entwicklungsphilosophie ganz eine andere.

„Ich glaube einfach, wenn man so viele Jahre als Nachwuchstrainer alle Stufen durchlaufen hat und dann letztlich den Sprung ganz nach oben schafft, dann ist die Identifikation mit der gesamten Entwicklungsphilosophie ganz eine andere, als wenn du extern hierher wechselst. Mir liegt die Entwicklung der Burschen in der Akademie am Herzen, weil ich das alles selbst erlebt habe und weiß, wie wichtig das für die Spieler ist, ihnen den Weg bis ganz nach oben aufzuzeigen.“

Ganz nach oben soll es auch für unsere Roten Bullen in dieser Saison gehen. Das klare Saisonziel für Gerhard und sein Trainer- und Betreuerteam ist neben dem Cup-Titel der Gewinn des ADMIRAL Bundesliga-Meistertellers. Für den 47-Jährigen wäre es immerhin der erste Titel seiner Profi-Trainerkarriere.

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„Wenn man den Lohn harter Arbeit sieht, sind das für mich echte Glücksmomente! Als Trainer will man seine Handschrift auf dem Platz sehen und erleben, wenn das Früchte in Form der gewünschten Resultate trägt. Das ist dann ein unglaublich tolles Gefühl.“

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