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·5. September 2024

Analyse: Wie der Saisonstart von Energie Cottbus zu bewerten ist

Artikelbild:Analyse: Wie der Saisonstart von Energie Cottbus zu bewerten ist

Nach fünf langen Jahren in der Regionalliga Nordost ist der FC Energie Cottbus zurück im Profifußball – und steht nach vier Spieltagen mit drei Punkten (ein Sieg, drei Niederlagen) auf Platz 16. Nicht wenige sahen den FCE vor der Saison als klaren Abstiegskandidaten und werden sich beim nüchternen Blick auf die bisherigen Resultate bestätigt fühlen. Doch wie fällt das Urteil bei genauerem Blick auf die ersten Saisonwochen aus?

1. und 2. Spieltag: Die Angst vor Fehlern

Der Spielplan meinte es in den ersten beiden Spielen nicht gut mit dem Aufsteiger: Zunächst spielte Cottbus zu Hause vor gut 12.000 Zuschauern und toller Atmosphäre gegen Arminia Bielefeld bevor es fünf Tage später zum Ost-Derby nach Dresden ging. In beiden Spielen begann Energie stark und schaffte es auch jeweils in der ersten Halbzeit in Führung zu gehen – in Dresden stand es sogar nach zwölf Minuten 2:0 für den Außenseiter. Doch anstatt durch die Führungen Sicherheit und Selbstvertrauen zu gewinnen, war zu erkennen, wie das Spiel – vor allem gegen den Ball – immer unsicherer und ängstlicher wurde. Die Folge daraus war, dass sich die Gegner immer leichter gute Chancen herausspielen konnten, was letztlich dazu führte, dass der FCE beide Spiele noch aus der Hand gab und 1:2 beziehungsweise 2:4 verlor.


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Betrachtet man das Verhältnis der erwarteten Tore (xG) von 1,37 gegen Bielefeld und 1,17 gegen Dresden zu den erwarteten Gegentoren (xGT) von 2,32 gegen Bielefeld und 2,48 gegen Dresden, kann in beiden Fällen von verdienten Niederlagen für den FCE gesprochen werden. Die Zuversicht bei den Fans war nach diesen beiden Spielen nicht gebrochen, da sich Cottbus alles andere als schlecht präsentierte und über weite Strecken mit den vermeintlich Großen der Liga mithalten konnte.

3. und 4. Spieltag: Der Weckruf zur richtigen Zeit

Doch ein Verantwortlicher war mit den gezeigten Leistungen überhaupt nicht einverstanden: Trainer und Sportdirektor Claus-Dieter Wollitz. Bereits vor dem Spiel gegen Werder Bremen im DFB-Pokal, welches Energie hochverdient mit 1:3 verlor, beklagte er öffentlich die Einstellung und Laufbereitschaft seiner Mannschaft. Vor dem Heimspiel am 3. Spieltag gegen Aachen legte er dann mit Aussagen wie "Wir sind aktuell nicht auf dem richtigen Weg" und "Wir müssen Energie-Cottbus-Fußball spielen – mit Mut, Wucht, Überzeugung" nach. Dazu nahm er personell noch einige Änderungen in der Startelf vor: Beispielsweise ersetzte Dennis Slamar den fehlerbehafteten Tim Campulka, was der Viererkette etwas mehr Stabilität gab, und Maximilian Krauß ersetzte Maximilian Pronichev, was von Beginn an mehr Energie auf Platz brachte.

Zusätzlich fruchteten die Wechsel deutlich besser: Der frisch verpflichtete Lucas Copado ließ bereits seine technischen Fähigkeiten und Spielintelligenz aufblitzen. Auch von Pronichev und dem immer fitter werdenden Axel Borgmann bekam man gute Minuten von der Bank. Doch vor allem die Art und Weise wie der FCE gegen Aachen und Wiesbaden Fußball spielte, war eine andere im Vergleich zu den ersten beiden Spielen: Mutiger, ansehnlicher Offensivfußball mit schönen, direkten Ballstafetten teilweise aus dem eigenen Drittel hinaus und gutem, variablem Flügelspiel, bei welchem sowohl mit Flanken aus dem Halbfeld als auch von der Grundlinie, aber Kombinationen von außen in den Sechzehner gearbeitet wurde.

Folgerichtig konnten die Lausitzer am 3. Spieltag gegen Mitaufsteiger Aachen in einem hochemotionalen Spiel durch das 2:1 in der achten Minute der Nachspielzeit den ersten Dreier bejubeln. Dass ausgerechnet Axel Borgmann nach seiner ewigen Leidenszeit der Siegtorschütze war, setzte einem perfekten Nachmittag die Krone auf. Die 1:2 Niederlage bei Zweitliga-Absteiger Wehen Wiesbaden am 4. Spieltag hingegen hatte zwei Gründe: Chancenwucher und Wehen-Keeper Florian Stritzel. Und dennoch wurde die Mannschaft nach dem Spiel von den gut 700 mitgereisten Energie-Fans gefeiert. Diese Unterstützung sei laut Wollitz auch zu 100 Prozent nötig, um die Ziele zu erreichen.

Ausblick: So spielt kein Absteiger

Ist es Cottbus möglich, diese Art von mutigem, offensiven Kombinationsfußball fortzuführen, wird auch irgendwann der Knoten vor dem Tor platzen. Geht es nach Timmy Thiele, fehle der Mannschaft noch die Erfahrung auf diesem Level. Eventuell hilft aber auch ein vereinsloser Spieler. Wollitz ließ zuletzt durchblicken, dass die Gespräche weiterhin laufen. Romarjo Hajrulla plagen währenddessen erneut muskuläre Probleme. Doch auch ohne personelle Verstärkungen: wenn die Mannschaft den Spielwitz, die Leidenschaft, den Mut und die Emotionen der letzten beiden Spiele beibehält, wird sich das früher oder später auch auf der Anzeigetafel und damit auch auf dem Punktekonto bemerkbar machen.

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