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·18. Dezember 2024
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Auch, wenn es die Verantwortlichen des FC Energie Cottbus zu diesem Zeitpunkt verneinen werden: Der Aufsteiger aus Brandenburg kann schon in Kürze für die nächste Drittliga-Saison planen – mindestens. Der FCE rangiert nämlich weiterhin auf Platz eins, wird sicher auf einem direkten Aufstiegsplatz überwintern und liegt bereits 18 Punkte vor der Abstiegszone. Doch wie nachhaltig ist diese erfolgreiche Hinrunde? Gehören die Lausitzer wirklich schon zu den Spitzenteams der 3. Liga? Eine Analyse.
Ein Blick auf die nackten Zahlen gibt zur Beantwortung dieser Fragen einen ersten klaren Eindruck: Energie hat nicht nur die zweitbeste Offensive (41 Tore) – lediglich der nächste Gegner Ingolstadt, gegen den die Herbstmeisterschaft eingetütet werden könnte, hat ein Tor mehr erzielt – sondern mittlerweile auch die sechstbeste Defensive (23 Gegentore), was zusammengenommen zur ligaweit besten Tordifferenz (+18) führt. Die sechs weißen Westen von Elias Bethke sind zusammen mit Phillip Menzel (Saarbrücken) und Jonas Kersken (Bielefeld) ebenfalls Ligaspitze.
Zudem gelingt es Cottbus nicht nur das erfolgreichste Heimteam, sondern auch das drittbeste Auswärtsteam zu sein. Gerade im LEAG Energie Stadion läuft die Brandenburger Torfabrik auf Hochtouren: 25 Tore in neun Spielen bedeuten ebenfalls den Spitzenwert aller Mannschaften. Dass diese hohe Torausbeute kein Zufall ist, belegen die zu erwartenden Tore (xG). Nur Dynamo Dresden (1.91) spielt sich mehr qualitativ hochwertigere Chancen heraus als der FCE (1.74).
Bei den weiteren Statistiken ist vor allem die Tabelle nach erwarteten Punkten (xPts) auffällig. In dieser belegen die Lausitzer mit nur 24 xPts statt den tatsächlichen 36 Punkten Platz zehn der Liga. Aus diesen Daten lässt sich ableiten, dass in einigen Spielen das vielzitierte Quäntchen Glück, wie beispielsweise bei den drei Aluminiumtreffern der Kogge im vergangenen Derby, auf Seiten der Lausitzer war. Entschuldigen wolle sich Wollitz dafür jedoch nicht, da es sich "hart erarbeitet" worden sei. Dass der zu Saisonbeginn viel kritisierte Tim Campulka, der gegen Rostock erneut Kusic ersetzte und eine sehr starke Partie machte, mit einer spektakulären Grätsche auf der Linie ein scheinbar sicheres Tor verhinderte, bestätigt diese Aussage. Die Situation schien aussichtslos, da Bethke bereites umkurvt wurde. Trotzdem blieb Cottbus‘ Innenverteidiger hellwach und wollte das Tor mit aller Macht verteidigen. Und genau das ist die Einstellung, aus der Spitzenteams geformt sind.
Die Bereitschaft der Mannschaft Woche für Woche ihr ganzes Herz und jedes Prozent Energie, das in ihrem Körper steckt, auf dem Platz zu lassen, ist ein riesiger Verdienst des Trainerteams rund um Chefcoach Claus-Dieter Wollitz, der von vielen vergangenen Weggefährten als "Menschenfänger" bezeichnet wird. Eine Eigenschaft – gepaart mit den einzelnen Charakteren in der Mannschaft –, die das Team zu diesen Willensleistungen antreibt. Nicht ohne Grund spricht Wollitz häufig darüber, wie wichtig es sei, dass der Umgang miteinander menschlich, vertrauensvoll und auf Augenhöhe ist.
Doch auch fußballerisch hat der lausitzer Übungsleiter eine klare Vorstellung: aggressives, gieriges Verteidigen gepaart mit ansehnlichen, schnellen Kombinationen bei Ballgewinn. Hinsichtlich dieser häufig riskanten Spielweise hilft es, mit Elias Bethke einen der besten Torhüter der Liga in seinen Reihen zu wissen. Aber auch mit beispielsweise Pelivan als Taktgeber auf der Sechs, Cigerci als kreativer Part im Mittelfeld, Krauß als dynamisches Laufwunder auf Rechtsaußen und Thiele als einen der Topstürmer der Liga braucht sich Energie in Bestbesetzung individuell nicht verstecken. Wenn Wollitz allerdings davon redet, dass Cottbus mit den Topteams normalerweise nicht mithalten könne, zielt er dabei auf die Breite des Kaders ab. Individuell gesehen, entspricht das auch der Wahrheit.
Was die letzten Begegnungen der Cottbuser, in dem immer wieder viele wichtige Spieler gefehlt haben, allerdings zeigten, ist, dass sie immer kreative Lösungen fanden, um die Ausfälle zu kompensieren. Sei es mit Pronichev auf der Acht gegen Unterhaching oder mit Cigerci als "falsche Neun" in der zweiten Halbzeit gegen Rostock. Die Spieler nehmen ihre Rollen an und setzen sie mit allem, was in ihnen steckt, um – auch die, die davor eher unregelmäßig zum Einsatz kamen. Dieses Vertrauen, das der Trainer allen Spielern im Kader schenkt, ermöglicht es die weniger ausgereifte individuelle Breite zu kompensieren und trotzdem schwere Spiele wie gegen Rostock siegreich zu gestalten.
All diese Attribute des FC Energie Cottbus sind Attribute einer Spitzenmannschaft, welche sie bis zum aktuellen Zeitpunkt der Saison zweifelsfrei waren. Die nächsten drei Aufgaben (in Ingolstadt und Bielefeld, sowie zuhause gegen Dresden) werden ob ihrer Schwere weitere Erkenntnisse darüber liefern, ob Energie auch nachhaltig im Kampf um die ersten drei Plätze mitmischen wird. Wenn das Team den Willen und die Überzeugung in sich selbst beibehält, gibt es allerdings wenig, was dagegenspricht.