5 Thesen im Schopp-Check: „Menschen, die mich größer machen!“ | OneFootball

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Österreichische Fußball-Bundesliga

·20. Oktober 2023

5 Thesen im Schopp-Check: „Menschen, die mich größer machen!“

Artikelbild:5 Thesen im Schopp-Check:  „Menschen, die mich größer machen!“

5 Thesen im Schopp-Check: „Menschen, die mich größer machen!“

20. Oktober 2023 in ADMIRAL Bundesliga

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Mit diesem Spitzenspiel hätten vor der Saison wohl die Wenigsten gerechnet. Sturm vs. Hartberg, Erster gegen Vierter, Steirer-Derby mit zwei Teams, die mit ihren Saisonstart die Erwartungen übertroffen haben (Samstag, 17 Uhr, live auf Sky). „Wir fahren nach Graz, um ein gutes Spiel abzuliefern und mit der festen Überzeugung, dort auch etwas mitnehmen zu können“, sagt Hartbergs Erfolgs-Manager Markus Schopp. Wir konfrontieren den 49-Jährigen mit fünf Thesen, die der frühere Sturm-Spieler forsch zu parieren weiß.


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These 1: Der TSV Egger Glas Hartberg setzt seinen besten Saisonstart aller Zeiten mit einem Punkteschnitt von 1,6 fort und erreicht erstmals seit 2019/20 (damals Trainer: Markus Schopp) die Meisterrunde der ADMIRAL Bundesliga.

„Da stimme ich zu! Ich glaube nämlich, dass wir noch lange nicht dort sind, wo wir sein können. Wir hatten zum Start zehn sehr gute Spiele, können es aber auch noch besser machen. Daher unterstütze ich die These und halte sie für realistisch, auch wenn es absolut nicht selbstverständlich ist. Und vor Saisonbeginn auch nicht unser erklärtes Ziel war. Es gab auch Ergebnisse, die unsere Leistung nicht widergespiegelt haben, wo man unsere Entwicklung aber gesehen hat. Und klar ist auch: Jetzt sind fast 50 Prozent des Grunddurchgangs absolviert, da muss man sich mit 16 Punkten nicht kleiner machen als man ist.“

These 2: Durch das verunglückte Gastspiel in Barnsley, bei dem vergangenes Jahr nur ein Sieg in 16 Spielen gelang, ist Markus Schopp ein besserer Trainer geworden.

„Auf jeden Fall, das unterschreibe ich! Das war schon als Spieler so, dass ich aus von außen als negativ wahrgenommenen Erfahrungen immer ganz viel mitgenommen und die richtigen Schlüsse gezogen habe. Danach habe ich Dinge reflektiert und adaptiert. Solche Phasen sind wichtig, um Dinge neu zu denken. Da geht es um persönliche Details genauso wie um größere Zusammenhänge, die die Idee des Spiels betreffen. Das ist eine Summe an kleinen Schrauben, an denen man schon während des „Abenteuers“ dreht, nachher aber umso mehr. In Wahrheit umfasst der Prozess alles, was im Trainerbereich wichtig ist.“

These 3: Das Manager-Modell nach englischen Vorbild, wie es in Hartberg praktiziert wird, wird sich langfristig auch in der österreichischen Bundesliga durchsetzen.

„Das denke ich nicht! Es gibt bei dieser Frage kein richtig oder falsch. Natürlich gibt es viele erfolgreiche Beispiele, vor allem in England, bei denen das Modell Trainer und Sport-Manager in Personalunion wunderbar funktioniert. Aber auch umgekehrt kann es klappen, wenn der Trainer und der Manager so gut miteinander harmonieren, dass sie ein fantastisches Duo bilden und erfolgreich arbeiten. Wichtig ist, dass der Trainer, der seine Ideen auf dem Spielfeld verwirklichen will, auch Einfluss auf die Personalpolitik hat. Toll, wenn das in einer Hand liegt, es kann aber auch auf zwei Köpfe verteilt sein. Für Hartberg passt dieses Modell optimal, das muss aber längst nicht für andere Vereine gelten.

Mir war, als ich im vergangenen Dezember nach Hartberg zurückgekehrt bin, wichtig, einen konkreten Plan zu entwerfen, wie es hier in der Praxis ausschauen kann. Wenn du als Trainer alles auf dich selbst fokussierst und versuchst, alles eigenständig und allein zu lösen, geht das ohnehin nicht. Du brauchst also Leute mit unterschiedlichen Qualitäten, mit denen man gemeinsam das Projekt mit Leben füllt. In Hartberg habe ich das absolute Glück – sowohl auf der sportlichen als auch auf der wirtschaftlichen Seite –, mit Menschen zusammenzuarbeiten, die mich größer machen und interessanter erscheinen lassen. Nur durch diese Menschen ist so ein Modell möglich. Ich denke da an viele Typen und erwähne stellvertretend Christian Gratzei, der sowohl im Management als auch beim Tormann-Training eine riesige Bereicherung ist. Was auch bedeutet, dass jeder den Mut haben soll, Verantwortung zu übernehmen und von mir dafür die nötige Rückendeckung bekommt.“

These 4: Die Wahrscheinlichkeit, dass Markus Schopp seinen bis 2026 laufenden Vertrag in Hartberg erfüllt, liegt bei über 50 Prozent.

„Lasse ich so stehen! Einer meiner Hauptpunkte bei der Unterzeichnung war, längerfristig zu denken und das komplette „Projekt Hartberg“ in Angriff zu nehmen. Dazu gehören neben dem sportlichen Erfolg das Stadion, die Infrastruktur, die Entwicklung der Akademie. Es ging darum, den Verein wachsen zu lassen. Dass das nicht von heute auf morgen geht, ist klar – ich wollte mich aber für die Länge des Weges klar dazu committen. Das ist die Grundvoraussetzung, an der sich auch nichts geändert hat.

Was die Entwicklungsschritte anbelangt – inwieweit das Stadion umgesetzt wird, inwieweit die Infrastruktur sich entwickelt – liegt vieles nicht in meinen, sondern in den Händen anderer. Sollte es nicht erkennbar werden, dass die Dinge so voranschreiten, wie wir uns das im vergangenen Dezember vorgestellt hatten, kann ich für nichts garantieren. Das muss ich offen und ehrlich so sagen. Ich gehe aber nach wie vor davon aus, dass sich die Dinge so entwickeln, wie wir uns das hier alle erhoffen. Dann ist es realistisch, von einer längeren Präsenz meiner Peron hier auszugehen.

Es war in den letzten Wochen auch nicht so, dass kein Angebot an mich herangetragen worden wäre. Aber momentan ist es für mich eine super spannende Phase, dass ich mich in dieser Rolle hier weiterentwickeln darf. Und trotzdem muss ich die Ziele des Klubs im Auge behalten, da bedarf es bei den genannten Themen baldiger Zusagen und konkreter Ergebnisse. Wenn sich da nichts tut, sind manche Dinge nicht umsetzbar und dann frage auch ich mich, ob meine Visionen, meine Ideen umsetzbar sind. Was den Zeitplan angeht, bewegen wir uns jedenfalls schon im roten Bereich. Nicht im dunkelroten, aber im roten.“

These 5: Das ÖFB-Team kann nach der am Montag geschafften Qualifikation bei der EURO in Deutschland ins Halbfinale kommen.

„Nachdem ich selbst weiß, was es heißt, bei einer Endrunde dabei sein zu können und dort das Ziel zu haben, über sich hinaus zu wachsen, würde ich das in den Bereich des Möglichen schieben. Ich wäre aber überhaupt nicht enttäuscht, wenn das nicht klappt, ich aber eine Mannschaft sehe, die einen mutigen Fußball spielt, der zu ihr passt. Es sind ja ein paar Spieler dabei, für die es womöglich die letzte Europameisterschaft ist. Gerade für die ist es eine riesige Chance. Viele Spieler durften schon bei zwei Endrunden Erfahrungen sammeln, warum sollten sie das nicht sogar mit dem Erreichen des Halbfinales krönen? Aber ich bin keiner, der es einfordert, weil es ja auch auf die Auslosung ankommt, den Fitnesslevel, das Verletzungspech. Wenn das alles passt, stufe ich es als möglich ein.“

Fotos: GEPA pictures

Redakteur: Markus Geisler

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