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·30. Mai 2025

20 Jahre Allianz Arena: Eine verpasste historische Chance für 1860

Artikelbild:20 Jahre Allianz Arena: Eine verpasste historische Chance für 1860

Kaum ein Datum ist in der Story des TSV 1860 so vielschichtig aufgeladen wie der 30. Mai. Gleich dreimal schrieb dieser Tag Vereinsgeschichte: 2005 mit dem feierlichen Einzug in die Allianz Arena inklusive dem 3:2-Sieg über den 1. FC Nürnberg, 2011 mit dem Einstieg des jordanischen Investors Hasan Ismaik - und 2017 mit dem sportlichen Abstieg aus der Zweiten Liga. Das 0:2 gegen Jahn Regensburg war gleichzeitig auch das letzte Spiel für den TSV 1860 in Fröttmaning.

Heute jährt sich der Löwen-Einzug in die Allianz Arena zum 20. Mal: Was damals als Aufbruch in eine neue Ära gefeiert wurde, entpuppte sich für 1860 schnell als Bumerang. Der heillos überforderte Verein war nach dem Bundesliga-Abstieg ein Jahr zuvor sportlich und wirtschaftlich geschwächt - und konnte mit der attraktiven Spielstätte nichts anfangen. Was viele chronischen Arena-Gegner am liebsten annullieren würden: 1860 hatte in den ersten Jahren erstklassige Zuschauerzahlen - einen Boom wie noch nie: In der Saison 2005/2006 stolze 41.371, ein Spielzeit später 36.229 und 2007/2008 35.024 Anhänger im Durchschnitt.


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Die Löwen konnten mit diesem einmaligen Arena-Geschenk nichts anfangen. Während die Bayern mit dem WM-Stadion von 2006 immer reicher wurden, bauten viele führungs- und planlosen Sechzger Aggressionen gegen ihre eigene Heimat auf und schoben die sportliche Krise auf den Spielort. Dabei hätte die Arena auch für 1860 eine Gelddruckmaschine sein können - das Problem waren in erster Linie die nach der Wildmoser-Zeit unterschriebenen Cateringverträge, die den Giesingern die Luft zum Atmen genommen hat. Der Traditionsverein unterschrieb einen irrsinnigen Vertrag, der zur Abnahme von 2.900 Essen pro Spiel verpflichtete. Kostenpunkt: Rund drei Millionen Euro pro Saison.

Die Arena - eine verpasste (historische) Chance für Sechzig.

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20 Jahre später sagt Arena-Baumeister Bernd Rauch gegenüber der “tz”: Ich habe mit den Löwen gerne zusammengearbeitet. Es gab keine Interessen-Unterschiede, es gab nicht ‘wir’ und ‘die’. Es hat funktioniert. Allerdings erinnere ich mich auch noch gut an den Tag, an dem ich nach Madrid fliegen wollte.” Er meint den Tag im März 2004, als der Schmiergeldskandal um die Allianz Arena die Münchner Klubs erschütterte und im Zuge dessen die beiden Wildmosers festgenommen wurden. Rauch erinnert sich: “Die Staatsanwaltschaft rief mich an, ich musste umdrehen, zu Hause haben mich vier Beamte empfangen. Die Staatsanwältig hat mir einen Zettel vorgelesen - ich musste das gleich zweimal hören, weil ich diese Vorwürfe gegen die Wildmosers einfach nicht glauben konnte. Wir mussten uns schnell sammeln, neu organisieren - aber auch das haben wir geschafft.”

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Rauch weiß auch, dass es die Arena niemals ohne Sechzig gegeben hätte. Die letzten Zweifel wurden mit einem Bürgerentscheid 2001 ausgeräumt. “Ich hatte total Bammel, denn 1860 hatte in der Woche vor dem Entscheid 1:5 gegen Bayern verloren. Meine Sorge war, dass die Löwen nicht zur Wahl gehen - oder noch schlimmer: Dass sie hingehen und dagegen stimmen. Aber es kam zum Glück anders. Und wir konnten zeigen, was in Deutschland möglich ist, wenn alle miteinander dasselbe wollen: Das Land, die Stadt, zwei Vereine. Niemand wollte das Projekt verzögern.”

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Dass es die Allianz Arena im Schlauboot-Style wurde, war für die damalige Zeit ein architektonisches Wunder. Arena-Boss Jürgen Muth zur “tz”: “Meine erste Reaktion: Das trauen wir uns nicht! Aber dann kamen Franz Beckenbauer und Karl-Heinz Wildmoser, die wollten es unbedingt. Allein die Möglichkeit, sie rot, blau und weiß zu beleuchten, war natürlich gut. Der Vertrag war schnell unterschrieben - und das günstigste Angebot war es auch.” Als die Arena 2005 eingeweiht wurde, war Wildmoser bereits nicht mehr Präsident. Seine Nachfolger verfügten weder über seinen Einfluss noch seine Vision - mit gravierenden Folgen bis heute für die Löwen.

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